Geld regiert König FußballDie Länderspiel-Durchführung ist unverantwortlich

Stadion-Leipzig-Ukraine

Ein Blick in die Leipziger Red Bull Arena vor dem Länderspiel gegen die Ukraine.

Leipzig – 21 Stunden, nachdem bekannt geworden ist, dass fünf Mitglieder der Gäste-Delegation positive Coronatest-Ergebnisse aufweisen, ist die Entscheidung gefallen, dass das Nations-League-Duell zwischen Deutschland und der Ukraine doch wie geplant in Leipzig über die Bühne gehen kann. Ein Kommentar zum Vorgang.

Deutschland erlebt in diesen Wochen strenge Kontaktbeschränkungen und Einschränkungen im öffentlichen Leben. Zudem melden die Städte und Gemeinden überlastete Gesundheitsämter, Krankenhäuser und Pflegepersonal am Leistungslimit sowie aufgebrauchte Testkapazitäten. Doch in Leipzig kämpften DFB und Uefa mit aller Macht darum, ein Länderspiel in der weitestgehend sinnfreien Nations League über die Bühne zu bringen.

Löw-Training-Leipzig

Bundestrainer Joachim Löw beobachtet seine Spieler beim Abschlusstraining vor dem Ukraine-Spiel.

Die Stadt Leipzig fühlte sich machtlos. „Wir sind angewiesen darauf, was uns dieses Team erzählt. Ein Gesundheitsamt ist keine Polizei. Wir müssen das so hinnehmen“, sagte der Stadtsprecher. Und das ukrainische Team gab einfach an, dass keiner der Infizierten zu einem anderen Mitglied des Trosses engen Kontakt gehabt haben soll.

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Ukraine spielte am Mittwoch noch in Polen

Alle vier positiv getesteten Spieler standen noch am Mittwoch im polnischen Chorzow bei einem Testspiel auf dem Feld. Anschließend saßen die positiv Getesteten gemeinsam mit ihren Kollegen im Flugzeug nach Leipzig und im Bus vom Airport zum Steigenberger Hotel, wo das Team wiederum gemeinsam im Speisesaal hockte. Aber natürlich gab es in diesen Phasen keinen Kontakt untereinander – behaupten zumindest die Ukrainer.

Länderspiel bringt rund zehn Millionen Euro Einnahme

Der DFB als Veranstalter des Länderspiels intervenierte genauso wenig. Schließlich steht bei der Austragung der Partie viel Geld auf dem Spiel. Rund zehn Millionen Euro kassiert der Verband pro Länderspiel von den TV-Anstalten. Da sagt man eine Partie – trotz aller Risiken nicht einfach mal so schnell ab. Stattdessen wurden lieber noch einmal 35 Corona-Schnelltests angewendet, um das Gewissen zu beruhigen.

Im Handball oder Basketball werden aktuell zahlreiche Spiele nach positiven Coronatests gestrichen. Der Amateur- und Freizeitsport ist derzeit gänzlich zum Nichtstun verdonnert. Aber das Millionen-Business von DFB und Uefa muss weitergehen. „The Show must go on“, lautet das Motto. Geld regiert König Fußball. Und da wundert sich DFB-Direktor Oliver Bierhoff, dass Länderspiele stets „eine dunkle Wolke“ umhüllt.

Welche Kettenreaktion die Entscheidung von Leipzig nach sich ziehen wird und ob in der kommenden Woche der ein oder andere Nationalspieler plötzlich in Quarantäne muss, kann noch niemand absehen. Sicher ist jedoch, dass mit der Durchführung der Ukraine-Partie das Image der DFB-Elf nicht besser geworden ist.