Absage-Debatte um Nations-League-DuellLänderspiel-Entscheidung ist gefallen

Schewtschenko

Sorgenvolle Blicke beim Abschlusstraining von Trainer Andrej Schewtschenko. Er musste fünf Coronafälle bekanntgeben.

Leipzig – Das war eine Hängepartie. Gut vier Stunden vor dem Anstoß hat die UEFA entschieden, dass das Nations-League-Spiel der deutschen Nationalmannschaft am Samstagabend in Leipzig (20.45 Uhr, ZDF) gegen die Ukraine stattfinden kann.

Zwischenzeitlich sah es danach aus, als ob die Corona-Pandemie für die siebte Absage eines Länderspiels in der DFB-Geschichte sorgen würde. Nach fünf positiven Coronatests bei der ukrainischen Auswahl am Freitag wurden am Samstag 35 weitere Schnelltests beim restlichen Team durchgeführt. Diese fielen allesamt negativ aus.

DFB-Teamarzt sieht in Austragung kein Problem

Deutschlands Mannschaftsarzt Tim Meyer (53) hält dieses Vorgehen für vertretbar: „Wir vertrauen den Gesundheitsbehörden, die gründlich gearbeitet haben. Während des Spiels ist die Ansteckungsgefahr ohnehin deutlich geringer als im Umfeld, das besser zu kontrollieren ist. Zudem gibt die doppelt negative Testung Sicherheit, zuletzt sogar am Nachmittag vor dem Spiel.“

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Leipzigs Gesundheitsamt sah keine Handhabe

Die Stadt Leipzig hatte zwischenzeitlich die Gespräche mit den Ukrainern geführt. Der Verband versicherte den Behörden dabei, dass die betroffenen Personen keinen engen Kontakt zu anderen Leuten im Team gehabt hatten. „Wir haben versucht rauszubekommen, mit wem diese fünf infizierten Leute in den letzten 48 Stunden engen Kontakt hatten. Betonung auf eng - also 10 bis 15 Minuten face to face. Das Team hat uns versichert, dass es diese Art von Kontakt nicht gab. Für das Gesundheitsamt gibt es keine Handhabe, weitere Spieler oder Mitglieder der Delegation in Quarantäne zu nehmen“, sagte Leipzigs Stadtsprecher Matthias Hasberg und ergänzte: „Wir sind angewiesen darauf, was uns dieses Team erzählt. Ein Gesundheitsamt ist keine Polizei.“

steigenberger_leipzig

Das Mannschaftshotel der Ukraine, das Steigenberger Grandhotel Handelshof in Leipzig.

Da die weitere Testreihe bei keinem weiteren Spieler einen positiven Befund gebracht hat, hat sich die UEFA für eine Austragung des vorletzten Länderspiels des Jahres entschieden. „Am Ende muss ohnehin der Organisator sagen, wie er damit umgehen möchte“, sagte Hasberg. Organisatoren der Veranstaltung sind der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Europäische Fußball-Union (UEFA).

Ukraine-Kreis-Leipzig

Die restlichen Spieler des ukrainischen Kaders stehen beim Abschlusstraining im Leipziger Stadion.

Deutsche Mannschaft bereitete sich ganz normal aufs Spiel vor

Bei der deutschen Nationalmannschaft startete man am Samstag mit dem üblichen Anschwitzen nach dem Frühstück und einer Mannschaftssitzung von Joachim Löw (60) zur Mittagszeit mit den gewohnten Abläufen in den Spieltag. Beim deutschen Team waren übrigens erneut alle Covid-19-Tests negativ ausgefallen. Dies gilt für Spieler, Trainer und Betreuer. Die Laborergebnisse haben die Mannschaft am Samstagmittag erreicht.

Löw_Abschlusstraining_Leipzig

Joachim Löw bereitete die Nationalmannschaft mit dem Abschlusstraining ganz normal auf eine Spielaustragung vor.

Nach den am Freitagvormittag durchgeführten Corona-Tests war bekannt geworden, dass Viktor Kovalenko (24), Sergiy Sydorchuk (29), Viktor Cygankov (22) und der ehemalige Dortmunder Angreifer Andrej Yarmolenko (31) positiv getestet worden seien. Zudem erhielt Teammanager Wadim Komardin ein positives Ergebnis. „Die Infizierten bleiben im Hotel, sie sind isoliert“, sagte Trainer Andrej Schewtschenko (44). Alle Spieler und Offiziellen, die sich am Samstag im Stadion befinden, sind also am Freitag und Samstag negativ getestet worden.

Die Gäste-Mannschaft wohnt in Leipzig im Steigenberger-Hotel, hat dort auch einen abgetrennten Bereich für sich. Vor dem Hotel warteten Fahrzeuge vom DFB, zudem beobachteten Polizisten den Platz. Eine Gruppenquarantäne wurde dennoch nicht angeordnet. „Eine Quarantäne ist eine sehr strikte Form der Freiheitsentziehung. Dafür brauche ich handfeste gesetzliche Grundlagen, damit ich das durchsetzen kann“, erläuterte Stadtsprecher Hasberg.

UEFA verlangt 13 Spieler für Spiel-Ansetzung

Die UEFA sah keine Gründe für eine Spielabsage. Denn laut Reglement vom 29. August 2020 werden Spiele immer ausgetragen, solange ein Team mindestens 13 spielberechtigte Spieler mit mindestens einem Torwart aufbieten kann. Aktuell besteht der Kader der Gäste noch aus 20 Spielern, inclusive drei Torhütern.

Hätte das Spiel nicht stattfinden können, verliert die Mannschaft per Wertung mit 0:3, die für den Spielausfall verantwortlich ist. „Verantwortlich“ ist in diesem Fall eine Mannschaft auch, wenn sie zu viele positive Tests hat oder in Quarantäne muss und ihretwegen das Spiel nicht angepfiffen werden kann.

Am Ende hätte sogar das Los über das Resultat entscheiden können

Liegt diese „Verantwortung“ bei beiden oder keiner der Mannschaften, wird gelost - 1:0, 0:0 oder 0:1 wird dann auf den Losen in der UEFA-Zentrale in Nyon stehen. Nun wird die Entscheidung aber doch sportlich in der Red-Bull-Arena getroffen.