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Nach XXL-Sitzung und SchlammschlachtFauler Burgfrieden der DFB-Bosse
Frankfurt – Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt, Reste von Schnee und Eis vor der Verbandszentrale. Das Ambiente passte zur Atmosphäre beim Deutschen Fußball-Bund (DFB).
Im Frankfurter Stadtwald fand am Freitag die Präsidiumssitzung begonnen, in der es vor allem um den eskalierten Machtkampf zwischen Präsident Fritz Keller (63) und Generalsekretär Friedrich Curtius (45) ging. Nach sechseinhalb Stunden Sitzung gab es eine Erklärung – und einen Burgfrieden wie in einer Daily-Soap.
DFB gibt Statement zur Präsidiumssitzung ab
„Nach intensiver und konstruktiver Aussprache im DFB-Präsidium werden wir im Sinne des Deutschen Fußball-Bundes, seiner Mitgliedsverbände und seiner Mitarbeiter*innen unverzüglich letztmalig einen gemeinsamen Versuch unternehmen, Regeln und Rollen für eine künftige gemeinsame professionelle Zusammenarbeit zu diskutieren und festzulegen“, teilten die beiden Streithähne mit.
Dass eineinhalb Jahre nach Kellers Amtsantritt jetzt „letztmalig“ die Aufgaben zwischen beiden geklärt werden müssen, ist auch ein weiteres lachhaftes Kapitel im Verbands-Zirkus.
Machtkampf beim DFB: DFL hat Friedrich Curtius aus Sitzungen ausgeschlossen
Das neunköpfige Präsidium der Deutschen Fußball Liga (DFL) hatte bereits im Vorfeld klar Partei für Keller ergriffen. Das Gremium um Chef Christian Seifert (51) beschloss bereits kurz vor Weihnachten, Curtius von Sitzungen des Ligaverbandes auszuschließen - und ließ diese Maßnahme am Donnerstag durchsickern. Grund dafür sei das fehlende Vertrauen in den 45-Jährigen.
Wie erbittert der Kampf um die Meinungshoheit geführt wurde, zeigte vor allem ein Detail: Jede Gruppe warf der anderen vor, dass sie für die große Verunsicherung der DFB-Mitarbeiter verantwortlich sei.
DFB-Machtkampf: Friedrich Curtius wehrt sich gegen Vorwürfe
Der angegriffene Generalsekretär, der im Herbst bei einem häuslichen Leitersturz einen doppelten Ellbogenbruch erlitt und monatelang krankgeschrieben war, wehrte sich noch am Donnerstag. „Ich habe keinerlei Verständnis für dieses Vorgehen und versichere, keine Dienstleister dazu veranlasst zu haben, interne Erkenntnisse weiterzugeben“, sagte Curtius. „Eine solche Behauptung entbehrt jeglicher Grundlage und ist absurd, auch den Dienstleistern gegenüber, von denen übrigens keiner konkret benannt wird.“
Passend zum Showdown enthüllte der Spiegel, dass Curtius 2019 dem Beratungsunternehmen Esecon, das beim DFB eigentlich die Sommermärchen-Affäre aufklären soll, angeblich einen Auftrag erteilt habe, seinen Wikipedia-Eintrag zu überarbeiten. Unterzeichnet wurde der Vertrag offenbar von DFB-Schatzmeister Stephan Osnabrügge (50).
Demnach veranschlagte Esecon rund 15.000 Euro für die mehrmonatige „Aufbauphase“ des Eintrags. Für die weitere Betreuung der Seite – „regelmäßiges Monitoring“, „kontinuierliche Anpassung“ – kalkulierte das Unternehmen mit bis zu 1200 Euro pro Monat.
DFB-Machtkampf: Zahlte Curtius mit Verbandsgeldern für Wikipedia-Profil?
Wie wohl Amateurvereine darüber denken, dass beim gemeinnützigen DFB mal eben satte 20.000 Euro für die Pflege eines Internet-Eintrags eines Funktionärs ausgegeben werden? Alle diese Vorwürfe, Behauptungen und Tatsachen sollten am Freitag auf den Tisch kommen. Das war jedenfalls der Wille von Keller. Curtius verfügt beim DFB jedoch über eine Hausmacht, die nicht zu unterschätzen ist.
Der kicker berichtete von sechs „Anklagepunkten“, die gegen Curtius vorgebracht werden sollten. Sie sollten den Weg für den angestrebten internen Untersuchungssusschuss ebnen. (msw)