„Lust und Motivation kommen zurück“Bei seinem Abschied vom DFB-Team: Löw kündigt Comeback an

Die Ex-Spieler verabschieden sich von Joachim Löw.

Joachim Löw (r.) verabschiedet sich von Benedikt Höwedes, Lukas Podolski, Oliver Bierhoff, Per Mertesacker und Sami Khedira am 11. November 2021.

Ex-Bundestrainer Joachim Löw wurde vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Liechtenstein verabschiedet. Dabei kündigte er an, bald wieder als Trainer zurückkehren zu wollen.

von Marcel Schwamborn (msw)

Wolfsburg. Lange hatte er sich nach dem frühzeitigen EM-Aus zurückgezogen. Doch am Donnerstag (11. November 2021) wurde Joachim Löw (61) dann doch noch offiziell verabschiedet - 135 Tage nach seinem letzten Spiel als Bundestrainer.

„Es war nicht immer ganz so einfach. Nach so vielen Jahren und so einer langen Reise, musste ich natürlich Abstand gewinnen. Ich musste auch einiges verarbeiten. Das letzte Turnier war ja für uns alle ein bisschen enttäuschend“, gestand Löw. „Aber jetzt habe ich das Gefühl, dass es mir gut geht, und ich mich auf Fußball freue“, erklärte er bei RTL. Auf eine Rückkehr als Coach angesprochen, meinte Löw: „Es ist durchaus vorstellbar. Ich habe immer gesagt, dass ich ein bisschen Pause mache. Aber die Lust und die Motivation kommen allmählich zurück“.

Der Rahmen war gewiss etwas trostlos. Nicht in München, nicht in Berlin, sondern in Wolfsburg gab es den letzten Applaus für den Trainer, der Deutschland 2014 zum WM-Titel geführt hat, der aber auch die beiden Turnier-Enttäuschungen 2018 und 2021 zu verantworten hatte. Spieler, Trainer, Betreuer und andere Weggefährten aus 17 Jahren im DFB-Team standen Spalier.

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Auf einem riesigen Transparent stand: „Herberger, Schön, Beckenbauer - Löw mit högschder Disziplin zum Weltmeistertrainer. Wir sagen....“ und auf Pappschildern wurde dazu der Schriftzug „Danke, Jogi“ gebildet. Ein paar „Jogi, Jogi“-Rufe hallten von den Tribünen, als der Ex-Coach im grauen Mantel auf den Platz trat. Der 61-Jährige wirkte sichtlich gerührt. „Historisch. Menschlich. Weltmeisterlich. Danke für alles, Jogi“, stand auf einer Urkunde, die der Ex-Bundestrainer von DFB-Interimspräsident Peter Peters erhielt. Alles in allem war's aber doch sehr kurz und spartanisch.

Lukas Podolski, Per Mertesacker, Sami Khedira, Miroslav Klose oder Mario Gomez feierten Löw

Ex-Nationalspieler wie Lukas Podolski, Per Mertesacker, Sami Khedira, Miroslav Klose oder Mario Gomez waren extra an diesem kalten November-Abend nach Niedersachsen gekommen, um sich für die gemeinsame Zeit zu bedanken. Selbst der von Löw 2018 einst aussortierte Mats Hummels applaudierte.  Immerhin sahen die Tribünen gut gefüllt aus. Mit 26.000 Zuschauern wurde die maximal erlaubte Besucherzahl erreicht. Der DFB hat zudem an jeden Fan ein Nationalmannschafts-Trikot verschenkt.

DFB-Direktor Oliver Bierhoff (53) hatte sich schon im Vorfeld gegen den Vorwurf gewehrt, der beste Zeitpunkt für eine Verabschiedung von Löw und dessen Assistenten Andreas Köpke und Thomas Schneider sowie weiteren Betreuern sei verschlafen worden. Man habe den Neustart von Flick nicht überlagern und Löw den selbst gewollten Abstand geben wollen. „Wir freuen uns, dass wir ihm zum Ende des Jahres einen gebührenden Abschied bereiten können“, sagte Bierhoff.

Löws Nachfolger Hansi Flick (56) hat seinen Vorgänger auch noch mal in den höchsten Tönen gelobt. „Er ist der beste Bundestrainer, den wir hatten“, sagte er. Löw habe „dem deutschen Fußball eine Idee gegeben, die über Jahre hinweg weltweit viel Anerkennung erfahren hat. Er ist der Architekt gewesen“.

Auch persönlich habe er viel von seinem ehemaligen Chef profitiert. „Mein Leben wäre anders verlaufen, wenn er mich damals nicht angerufen hätte. Das war ein sogenannter Gamechanger, dafür bin ich ihm sehr dankbar“, sagte Flick, der beim WM-Triumph in Brasilien Assistent von Löw gewesen war. „Er hatte immer großes Vertrauen in sein Team. Er hat auch mir immer meine Freiheit gegeben. Bei allem Druck, den er hatte, war er immer souverän.“

Bereits vor einer Woche hatte sich Rekord-Bundestrainer Löw (198 Spiele, 124 Siege) bei einem gemeinsamen Mittagessen mit dem Bundespräsidenten warme Abschiedsworte abgeholt. Der 61-Jährige sei ein „Erneuerer und Visionär“, der „Historisches für den deutschen Fußball“ geleistet und sich „um den Zusammenhalt unserer Gesellschaft und das Ansehen unseres Landes in der Welt“ verdient gemacht habe, sagte Frank-Walter Steinmeier (65).