Rund um das Spiel zwischen Bayer 04 und dem 1. FC Köln gab es in der BayArena erneuten Fan-Ärger. In Leverkusen wird der Umgang mit Fußball-Fans derzeit auffällig oft zum Problem. Ein Kommentar.
Kommentar zum FC-ÄrgerIn Leverkusen geht die Fankultur zugrunde
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Ob das Duell zwischen Bayer Leverkusen und dem 1. FC Köln ein Derby ist, wird unter Fans heiß diskutiert. Keine zwei Meinungen darf es allerdings bei der Erkenntnis geben, dass dieses Spiel am Samstag (13. Dezember 2025) auf den Rängen eine einzige Enttäuschung war.
Erst hatte die Fanszene des 1. FC Köln aus Protest gegen Personenkontrollen die BayArena verlassen, nach wenigen Spielminuten solidarisierten sich auch Ultras der Gastgeber und verschwanden aus dem Stadion. Die Folge war gerade vor der Pause in einigen Phasen Stimmung mit Geisterspiel-Charakter.
Leverkusen-Spiele für Fans immer unbequemer
Der FC ist diese Saison schon der dritte Verein, dessen Anhang sich über die Bedingungen für Auswärts-Fans beklagt. Auch Ultras von Borussia Mönchengladbach waren vor Anpfiff abgereist, beim BVB herrschte Entsetzen darüber, dass Bayer sämtliche Fahnen, selbst kleine Exemplare, konsequent verbot. Letzte Saison waren die noch erlaubt.
Derlei Maßnahmen für Gäste werden auch bei Bayers Anhang äußerst kritisch gesehen und kommentiert. Mehrfach schon prangten in der Heim-Kurve Spruchbänder gegen das restriktive Vorgehen gegenüber Gästen, für das sich am Samstag gegen Köln die Polizei verantwortlich zeigte.
Für die Verantwortlichen der Werkself ist das alles offenbar trotzdem kein Thema. Sie wiesen die Verantwortlichkeit für die Turbulenzen rund um angebliche Nacktkontrollen gegen den FC umgehend der Polizei zu oder zeigten sich in TV-Interviews komplett desinteressiert an Fan-Belangen.
„Man sollte in unserem Land schon der Polizei vertrauen“, bügelte CEO Fernando Carro das Thema lapidar ab. Sport-Boss Simon Rolfes stellte sein Unwissen zur Schau, als er in Interviews äußerte: „Ich hätte nicht gedacht, dass unsere Fans sich mit den Kölnern solidarisieren.“

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Der farbenfrohe Gästeblock von Borussia Dortmund am 33. Spieltag der vergangenen Saison in Leverkusen. Ein Bild, das bei den Bayer-Verantwortlichen in dieser Spielzeit nicht mehr erwünscht ist.
Der universelle Fan-Grundsatz „in den Farben getrennt, in der Sache vereint“ sollte Top-Funktionären im deutschen Fußball eigentlich geläufig sein, spätestens nach den gemeinsamen Protesten diverser Fanszenen in Leipzig vor wenigen Wochen.
Allerdings verwunderte Rolfes am Samstag auch mit der Einschätzung, die Stimmung im Stadion sei später „top“ gewesen, wofür er sogar Häme vom Kölner Sportdirektor Thomas Kessler im „Doppelpass“ kassierte.
Wer die Fankultur in Deutschland mit bunten Kurven, Tausenden Auswärts-Fans und bedingungslosem, lautstarkem Support schätzt, der kann nur mit großer Sorge auf den Fußball-Standort Leverkusen blicken. Und wer vorauseilende Fahnen-Verbote für Gäste ausspricht, sagt dieser Fankultur in vollem Bewusstsein den Kampf an.
Was sich in dieser Saison an Kontrollfantasien rund um zur Festung hochgerüsteten BayArena entwickelt, geht in eine extrem bedenkliche Richtung. Nicht nur der eigene Anhang und Auswärts-Fans sollten Verantwortlichen und Sicherheitskräften bei diesem Thema in den kommenden Monaten daher ganz genau auf die Finger schauen.

