Staatsanwaltschaft erhebt AnklageHSV-Profi Bakery Jatta soll Bakary Daffeh sein – Anwalt wehrt sich

Bakery Jatta vom Hamburger SV im Zweikampf mit Marcel Franke von Hannover 96.

Hamburgs Bakery Jatta im Spiel gegen Hannover 96 am 5. Dezember 2021.

Die Hamburger Staatsanwaltschaft hat in dem Fall um HSV-Profi Bakery Jatta (23) eine Entscheidung getroffen und Anklage erhoben. Nach Ansicht der Behörde soll es sich bei ihm um Bakary Daffeh handeln.

Dramatische Wende im Fall um Bakery Jatta (23) vom Hamburger SV. Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat Anklage vor dem Jugendrichter des Amtsgerichts Hamburg-Altona gegen den HSV-Profi erhoben.

Nach Auffassung von Oberstaatsanwältin Mia Sperling-Karstens soll es sich bei Jatta um Bakary Daffeh handeln, heißt es in einer Pressemitteilung vom Montag (6. Dezember 2021). Vorgeworfen wird dem Stürmer vom Hamburger SV ein Vergehen gegen das Aufenthaltsgesetz in vier Fällen sowie in einem weiteren Fall mittelbare Falschbeurkundung.

Die Anklage vor dem Jugendrichter beruht darauf, dass Jatta mehrere Vergehen vorgeworfen werden, der Großteil davon aber nach dem Jugendrecht zu beurteilen wäre. Es gilt bis zum rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens die Unschuldsvermutung.

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„Für mich ist nicht nachvollziehbar, wie man auf Basis der Ermittlungen Anklage erheben kann“, sagte Jattas Anwalt Thomas Bliwier. „Wir sind der Auffassung, Herr Jatta hat seine Identität eindeutig nachgewiesen. Wir werden Stellung nehmen und beantragen, die Hauptverhandlung nicht zuzulassen.“

Staatsanwaltschaft begründet Anklage gegen Bakery Jatta

Jatta soll im Sommer 2015 als Flüchtling – ohne Pass und Aufenthaltstitel – über Italien in die Bundesrepublik Deutschland eingereist sein und sich am 18. August 2015 beim Amt für Soziale Dienste in Bremen als „Bakery Jatta, geboren am 6. Juni 1998“, ausgegeben haben. Damit wollte er laut Anklage erreichen, dass ihm wegen der behaupteten Minderjährigkeit und des sich daraus ergebenen Abschiebehindernisses eine Duldung erteilt wird.

Tatsächlich war der Angeschuldigte laut Staatsanwaltschaft zuvor bereits unter seinen Echtpersonalien Bakary Daffeh, geboren am 6. November 1995, bei verschiedenen afrikanischen Vereinen als Fußballprofi tätig.

Nach Erhalt der Duldung am 11. November 2015 soll er die Aliasdaten „Bakery Jatta“ – teilweise unter Vorlage inzwischen beschaffter Ausweisdokumente aus Gambia – auch bei anschließenden Anträgen auf Erteilung oder Verlängerung einer Aufenthaltserlaubnis benutzt haben.

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Darüber hinaus soll er als „Bakery Jatta“ einen Antrag auf Erteilung einer Fahrerlaubnis beim Landesbetrieb Verkehr in Hamburg eingereicht haben, woraufhin ihm ein entsprechender Führerschein ausgestellt und ausgehändigt wurde.

Jatta sprach beim ersten Aufkommen der Zweifel an seiner Identität 2019 von einer „Hexenjagd“ und bedankte sich bei den Verantwortlichen des HSV, die ihn stets stützten. Im Vorjahr waren dann die privaten Wohnräume Jattas durchsucht worden. Dabei wurden Smartphones und Tablets sichergestellt. (msw)