Wahlkampf-Gipfel beim FCKoch bringt Andrich ins Spiel

Es wurde ausgiebig diskutiert – beim Wahlkampf ging es um zahlreiche Themen, die den FC-Fans wichtig sind. Für zwei bemerkenswerte Momente sorgte Daum-Intimus Roland Koch.

von Uwe Bödeker  (ubo)

1000 Fragen von 15.700 Mitgliedern des Fanprojekts „Fans1991“ waren eingetrudelt. Am Freitag, 15. August 2025, war es dann so weit: das erste Gipfeltreffen! Die drei Teams, die den neuen FC-Vorstand stellen wollen, trafen aufeinander.

„Fans1991“ bat in einem Hotel im Kölner Westen zur Wahlarena. Die mehr als dreistündige Veranstaltung wurde im Internet übertragen. Die Protagonisten: Team Adenauer mit Sven Adenauer, Martin Hollweck und Roland Koch, der den erkrankten Thorsten Kiesewetter vertrat. Team Stobbe mit Jörn Stobbe, Jörn Alvermann und Ulf Sobek. Und das Team Stroman mit Wilke Stroman, Tugba Tekkal und Carsten Wettich.

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Die Fragen der Fans wurden zuvor in Themenfelder gebündelt. Los ging es mit sportlicher Ausrichtung und Kompetenz. Team Adenauer will Personen im Vorstand stellen, die auf allen Positionen die besten Mitarbeitenden auswählen.

Das Team Stobbe will mit Ulf Sobek klare sportliche Kompetenz im Team haben. Er will auf Augenhöhe mit Sportdirektor Thomas Kessler arbeiten: „Sportliche Expertise muss im Vorstand sein! Das ist wichtig und hat in den letzten Jahren gefehlt!“

Team Stroman will nicht im operativen Geschäft Entscheidungen treffen, aber klare Ziele vorgeben und alle Entscheidungen erklärt bekommen und verstehen. In Diskussion soll die sportliche Leitung auch bereit sein, flexibel zu agieren und andere Standpunkte zu akzeptieren. Dann ging es um den Nachwuchs: Team Stroman will mutiger sein und langfristige Verträge anbieten – alle Spieler wird man aber nie halten können.

Team Stobbe will nah dran sein an jungen Spielerinnen und Spielern und sie so an den Klub binden. Team Adenauer sieht das ähnlich, zudem soll die zweite Mannschaft nicht in der Regionalliga, sondern in der 3. Liga spielen, um in der Ausbildung auf ein höheres Level zu kommen.

Und wie soll der FC langfristig in der 1. Liga gehalten werden – auch ohne Investoren? Alle Trios lehnen Investoren strikt ab. Team Stobbe will eine klare Struktur einziehen, bei der das Scouting eine große Rolle spielt. Das Team Stroman will einen langfristigen Plan umsetzen: „Wir wollen uns im Mittelfeld etablieren und langfristig von Europa träumen. Wir brauchen ambitionierte Ziele“, sagt Tekkal. Wettich ergänzt: „Solide Finanzen sind die Basis. Viele Dinge laufen da schon gut, den Weg wollen wir weitergehen.“ mit Urbig, Downs und Finkgräfe verließen drei Spieler für hohe Ablösen den Klub – mit dem Geld konnte der Kader zuletzt aufgewertet werden.

Team Adenauer findet nicht nur, dass Geld Tore schießt. Adenauer sagt: „Herz und Leidenschaft schießt Tore – das muss auch gelten.“ Im Klub muss ein anderes Denken implementiert werden: Man dürfe gar nicht mehr vom Abstieg sprechen, so Roland Koch. Er träumte auch oft von glorreichen alten Zeiten und brachte als Drecksack im Team Robert Andrich ins Spiel: „Ich dachte, dass man da rangeht.“ Der Bayer-Star hätte allerdings das Budget des FC gesprengt – Kessler holte verständlicherweise mehrere Spieler mit Entwicklungspotenzial. Andrich ist in der neuen Saison Kapitän bei Bayer.

Alvermann will die Kirche im Dorf lassen, nicht von der Champions League sprechen: „Was es braucht, ist ein realistisches Erwartungsmanagement.“ Zum Thema Investoren oder Sponsoren sagt Adenauer, dass man Unternehmen im Rheinland finden will, „die erheblichen Summen zur Verfügung stellen könnten, ohne Einfluss zu nehmen.“

Stroman untermauert, dass man aufpassen muss, nicht von wenigen Sponsoren abhängig zu sein und dass man eine professionelle Vermarktung nicht nur deutschlandweit, sondern international aufbauen muss. Stroman will zudem mit einer Kampagne in den nächsten Jahren den FC auf 200.000 Mitglieder anwachsen lassen.

Beim Team Stobbe sieht man die anstehende Eigenvermarktung als große Chance auf viele Mehreinnahmen, aber noch sei der Klub personell da nicht gut aufgestellt. Dies sei eine Herkulesaufgabe. Wettich, der noch im aktuellen Vorstand sitzt, hält dagegen und versichert, dass der FC sehr gut aufgestellt sei auf der Geschäftsstelle. Das Team Adenauer hat die kühne Idee, das erste klimaneutrale Stadion zu bauen, da gäbe es finanzielle Zuschüsse. Wo ein Stadionneubau umgesetzt werden soll, blieb offen.

Das Team Stobbe und das Team Stroman will in Müngersdorf bleiben – ein Stadionausbau sei denkbar, um den Fans mehr Karten anbieten zu können. Adenauer traut sich mit seiner politischen Erfahrung zu, den Geißbockheim-Ausbau endlich umzusetzen.

Das Team Stobbe will die Bindung zur Politik neu herstellen. Es braucht aber auch einen Plan B. Neue Sportplätze gäbe es nur mithilfe des Breitensports.

Tugba Tekkal vom Team Stroman setzt auf Emotionalität: „Wir müssen beim Thema Geißbockheim alle zusammenbekommen. Wir wollen direkt am 29. September mit der politischen Spitze einen Gipfel im Geißbockheim veranstalten und über den Ausbau zu reden.“

Dann ging es um die künftige Vereinsstruktur. Team Stobbe will prüfen, ob man die KGaA wieder abschaffen kann und ein hundertprozentiger Verein wird. Team Stroman will eine GmbH einführen. Für das Team Adenauer ist die Frage der Struktur nicht die wichtigste, eher „was für Gourmets“, so Adenauer. Alvermann kontert: „Das ist keine Gourmet-Frage, das ist eine Existenz-Frage!“

Martin Hollweck (Team Adenauer) wurde emotional als es um die Wahl ging. Da es Minusstimmen gibt, wurden nur zwölf statt 15 möglichen Personen in den Mitgliederrat gewählt, sechs Kandidierende schauten in die Röhre, obwohl noch drei Plätze zu vergeben waren. „Für mich ist das Nonsens. Das wollte ich nicht mehr. Deshalb treten wir jetzt gegen das Team des Mitgliederrates an und haben eine echte Wahl. Wenn jetzt nicht 10.000 Mitglieder am 27. September ins Stadion kommen, bin ich enttäuscht.“

Koch stand sogar auf, als es um Fan-Unterstützung ging. Die Fanszene müsse geschult werden. Alvermann konterte: „Ich bleibe sitzen! Fans kann man nicht schulen und ihnen vorschreiben, wie sie sich zu verhalten haben. Mit denen kann man keine Deals machen, dann scheitert man als Vorstand sofort.“ Stroman will im Fall eines Wahlgewinns einen Vorstand für alle Fans stellen und mit allen Gruppierungen in den Dialog gehen.