Kwasniok lebt seinen TraumVon der Landesliga in die Bundesliga

Lukas Kwasniok lebt nicht nur seinen Traum, sondern auch die Ideal-Vorstellung von vielen Fußball-Verrückten in Deutschland. So gelang es ihm!

von Uwe Bödeker  (ubo)

Der 1. FC Köln hat einen neuen Trainer: Lukas Kwasniok (44) hat mit seiner erfrischend-frechen Art schon zahlreiche Fan-Herzen erobert. Bei vielen Trainingseinheiten oder im Vorbereitungscamp in Bad Waltersdorf zeigte sich der Coach nahbar, zapfte sogar Kölsch für die Fans.

Kwasniok hat eine interessante Vita – der Traum vom Profifußball schien schnell zu Ende zu sein. Doch jetzt darf er mit dem 1. FC Köln in der Bundesliga angreifen.

Lukas Kwasniok: Ausbildung fast abgesprochen – jetzt Bundesliga

Geboren wurde er in Polen, unter keinen leichten Bedingungen. Als Kind war Kwasniok eher zurückhaltend und schüchtern. Im Gespräch mit EXPRESS.de sagt er: „Ich würde sagen, dass ich eine sehr konsequente, eine sehr strenge Erziehung genossen habe. Ich bin damals in Polen im Kommunismus aufgewachsen. Lachen stand da jetzt nicht an allererster Stelle, hatte ich das Gefühl. Es war alles sehr klar strukturiert. Dann gab es eine Entwicklung in meinem Leben: Meine Eltern haben das Land verlassen, weil sie das Gefühl hatten, nicht mehr frei zu sein. Sie waren natürlich auch auf der Suche nach besseren Verdienstmöglichkeiten, die gab es in Polen so nicht. Da war ich sieben. Vier, fünf Jahre später gab es dann bei mir einen Hallo-Wach-Effekt, da habe ich mich verändert. Ich wusste auf einmal, was es bedeutet, frei zu sein. Und diese Freiheit möchte ich mir einfach nie nehmen lassen. Dazu gehört auch, dass ich sage, was ich denke.“

1988 kam Kwasniok also mit der Familie nach Karlsruhe, beim dortigen KSC durchlief er alle Jugendmannschaften bis zur U18. Der große Traum: Fußball-Profi! Er absolvierte sogar 18 Spiele für die DFB-Juniorenteams, bei der U16 war er sogar Kapitän. Der junge Fußballer setzte alles auf eine Karte und verzockte sich zunächst. Abitur sausen lassen, wenig später folgten schwere Verletzungen und Operationen am Fußgelenk.

Nach den Stationen Arminia Bielefeld und SV Sandhausen war klar, dass es nicht für mehr reichen würde. Mit 19 Jahren kickte er nur noch im Amateurbereich beim FC Rastatt und Germania Friedrichstal. Seine Freundin überredete ihn zudem, eine Ausbildung zum Beamten im mittleren Dienst zu starten.

„Dann hab ich nach zwei Wochen gemerkt, dass das nichts für mich ist, aber ich konnte ja nicht wieder etwas abbrechen. Jetzt darf ich mich Beamtenanwärter nennen“, lachte Kwasniok vor wenigen Wochen bei seiner Vorstellung in Köln.

Im Fußball ging es dann auf die Trainerbank – bis heute kann Kwasniok aufgrund seiner Verletzungen kaum Sport treiben. Dafür aber lehren. Zunächst war er Coach bei Landesligist FC Rastatt 04 und Verbandsligist TSV Reichenbach. 2014 wurde er Nachwuchstrainer bei seinem Jugendklub Karlsruher SC, übernahm die U17. Der Aufstieg als Coach gelang dank hervorragender Ergebnisse.

Über die U19 wurde er Interimstrainer bei den Profis. Kwasniok überzeugte nebenbei bei der Ausbildung zum Fußballlehrer, die er mit der Note 1 abschließen konnte.

2018 stieg er dann als Coach so richtig ins Profigeschäft ein. Erste Station: FC Carl Zeiss Jena (damals 3. Liga). 2019 ging es zum 1. FC Saarbrücken, wo der Aufstieg in die 3. Liga gelang, zudem erreichte er mit dem Underdog im DFB-Pokal das Halbfinale. Kwasniok wechselte 2021 als Nachfolger von Steffen Baumgart (53) zu Zweitligist SC Paderborn. Der Coach konnte den SCP in der Zweitligaspitze etablieren. Zuletzt wurde man Vierter.

In Köln lebt er nun seinen Traum: von der Landesliga in die Bundesliga! Dabei hat er immer den passenden Spruch parat – eine seiner Leidenschaften: „Ich liebe Zitate, sie pflastern meinen Weg, meinen Umgang mit den Spielern und mit vielen anderen Menschen. Ich finde es einfach gut, wenn man zu jeder Lebenssituation, egal ob positiv, negativ oder kompliziert, passende Worte findet.“

Die will er natürlich besonders im Umgang mit der Mannschaft finden. Abseits des Platzes kann es dabei durchaus lustig zugehen, auf dem Rasen gibt es jedoch kein Pardon für den Coach, wie er im EXPRESS.de-Gespräch erklärt: „Für eine Mannschaft ist das anfangs durchaus schwer einzuordnen. Außerhalb des Platzes gibt es bei mir nicht viele Regeln, aber auf dem Platz gibt es kein Pardon. Die Zeit ist zu kostbar, als dass wir da dann rumeiern. Das funktioniert bei mir nicht. Ich will natürlich, dass wir miteinander lachen, wenn die Zeit es zulässt. Auf dem Platz kannst du aber auch lachen, wenn du intensiv trainierst. Das funktioniert. Ich vergleiche das manchmal mit der Schule: Da hat man Chemie gemocht, weil der Lehrer oder die Lehrerin cool war und begeistern konnte. So ist es im Fußball auch: Ich muss den Jungs das Gefühl geben, das ist das Schönste, was sie machen dürfen.“ Dann kommt der Erfolg hoffentlich auch ...