„Klare Absage für Zweifler“FC-Bosse sehen in Geißbockheim-Urteil einen Sieg – kompletter Klub-Umzug?

Werner Wolf und Philipp Türoff stehen beim Heimspiel des 1. FC Köln auf der Tribüne und singen die Hymne.

Klub-Präsident Werner Wolf und Geschäftsführer Philipp Türoff (l.) beim Heimspiel des 1. FC Köln gegen den FC Augsburg am 16. Oktober 2022

Präsident Werner Wolf und Geschäftsführer Philipp Türoff erklären, wie der 1. FC Köln das OVG-Urteil zum Geißbockheim-Ausbau interpretiert und was der Klub nun von der Stadt fordert.

Vergangene Woche (Donnerstag, 24. November 2022) erklärte das Oberverwaltungsgericht Münster den Bebauungsplan für die Geißbockheim-Erweiterung für unwirksam. Jetzt äußert sich die Klub-Spitze des 1. FC Köln ausführlich zum Urteil – und sieht darin alles andere als eine Niederlage.

Präsident Werner Wolf (66) und Finanz-Geschäftsführer Philipp Türoff (46) erläutern in einem Doppel-Interview auf der FC-Homepage ihre Sicht der Dinge. Sie machen zudem klar, was der Bundesligist nun von der Stadt fordert.

Geißbockheim: Urteil „für den 1. FC Köln eine großartige Bestätigung“

„Das Urteil ist für den 1. FC Köln eine großartige Bestätigung der vorgelegten Pläne. Wir gehen jetzt davon aus, dass das jahrelange Verzögern und Taktieren ein Ende findet und wir in großen Schritten vorankommen. Eines ist ganz deutlich geworden: Das Gericht in Münster hat allen Kritikern und Zweiflern eine klare Absage erteilt. Jetzt sind wir gespannt, ob wir gemeinsam mit der Stadt diese Steilvorlage nutzen können“, sagt Wolf.

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Was der FC-Präsident meint: Das OVG hat der Klage der Umweltschützer lediglich aufgrund eines „beachtlichen handwerklichen Fehlers“ der Stadt, so die Worte des Richters, recht gegeben – nicht aufgrund von Umwelt-Bedenken.

Türoff sagt: „Das Entscheidende für uns ist, dass der Senat sämtliche für den FC kritischen Punkte vom Tisch genommen hat. Weder in Punkten des Klima- und Umweltschutzes noch in allen anderen Punkten konnte das Gericht Fehler im Verfahren erkennen.“

Die Stadt patzte bei der Planung der vier eigens vorgeschlagenen Kleinspielfelder. „Das kann mit einem einfachen Ratsbeschluss korrigiert werden. Das wäre, den politischen Willen vorausgesetzt, eine Sache von wenigen Wochen“, meint Wolf.

Diese Grafik des 1. FC Köln verdeutlicht, welchen Mini-Teil der Ausbau-Pläne des OVG beanstandet hat.

Diese Grafik des 1. FC Köln verdeutlicht, welchen Mini-Teil der Ausbau-Pläne des OVG beanstandet hat.

Doch der politische Wille behindert das FC-Vorhaben seit Jahren. Schließlich fehlt den Geißböcken, ganz unabhängig vom OVG-Urteil, der Pachtvertrag für die Gleueler Wiese, den der Stadtrat seit dem Machtwechsel bei den Kommunalwahlen 2020 partout nicht erteilen will. Ohne diesen könnte der Klub selbst mit gültigem Bebauungsplan nicht loslegen.

FC-Geschäftsführer Philipp Türoff nach Geißbockheim-Urteil irritiert

Geschäftsführer Türoff findet es „bemerkenswert, dass in Münster ein Urteil präsentiert wurde, nach dem mir niemand plausibel erklären kann, warum es hier sieben Jahre Stillstand gab.“ Das lasse bei ihm „eine gewisse Irritation zurück“.

Türoff betont: „Das so aufwendig und sorgfältig geplante Vorhaben am Geißbockheim wurde von den Richtern als umsetzungsfähig eingestuft, dem FC wurden ‚maßvolle Erweiterungsabsichten‘ bescheinigt.“ Nehmen Sie hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teil:

Deswegen wollen die FC-Bosse die Ausbau-Pläne im Grüngürtel trotz des fehlenden Pachtvertrags und ungültigen Bebauungsplans nicht begraben – zumindest offiziell.

„Wir hoffen, dass mit der Urteilsbegründung auch wieder mehr Vertrauen bei vielen Kölnerinnen und Kölnern entsteht. Eine Balance zwischen Natur und Sport ist uns wichtig. Und diese ist im Grüngürtel möglich.“

Ob der Präsident wirklich noch an eine Chance für den ursprünglichen Geißbockheim-Plan glaubt oder nur herauskehren möchte, dass die Stadt nun endlich liefern muss, bleibt abzuwarten. Zumal Wolf ergänzt: „Unter bestimmten Umständen könnte die Zukunft auch in Marsdorf liegen.“

Werner Wolf: „Jetzt liegt es nur am politischen Willen“

Die Gespräche darüber laufen längst. „Jetzt liegt es nur am politischen Willen, eine dieser beiden Varianten umzusetzen. Uns wurde zugesagt, dass es nach der gerichtlichen Klärung losgeht.“ Es müsse sich „zeigen, dass nach den konstruktiven Worten der letzten Monate auch Taten folgen. Denn unsere politischen Ansprechpartner haben es jetzt in der Hand“, macht Wolf klar, dass endlich Vollgas gefordert ist.

Türoff erwartet „konkrete, umsetzbare Lösungen. Köln und der FC sind doch eine wunderbare, untrennbare Geschichte, für einen zukunftsfähigen FC müssen wir da jetzt weiterkommen.“

Ob am Geißbockheim oder auf dem Acker in Marsdorf: „Wir brauchen ein wettbewerbsfähiges Trainingszentrum. Und zwar schnell und für den 1. FC Köln finanzierbar“, so Wolf, der betont: „Wir bleiben offen für alle Ansätze.“

Für die Marsdorf-Variante ist inzwischen nicht mehr nur ein Teil-Umzug der Nachwuchsabteilung geplant, wie der Präsident erklärt: „Wenn wir uns am Geißbockheim nicht erweitern, müsste der 1. FC Köln komplett an einen neuen Standort mit all seinen sportlichen Abteilungen und der Geschäftsstelle umziehen. All das wird sehr viel teurer und wird auch lange dauern. Ich kann mir das nur vorstellen, wenn ab jetzt alle an einem Strang ziehen.“ (mze)