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FC-WahlkampfStroman kontert Alvermann: Verleumderischer Angriff

Unter der Woche ging es heiß her im FC-Wahlkampf. Nach der Attacke von Jörn Alvermann vom Team Stobbe gegen Carsten Wettich gibt es nun eine Reaktion des Team Stroman.

Beim 1. FC Köln stehen am 27. September 2025 auf der Mitgliederversammlung im Rhein-Energie-Stadion Vorstandswahlen an. Im Wahlkampf ein entscheidendes Thema: Wie geht es strukturell weiter beim FC? Bei diesem wichtigen Thema krachte es unter der Woche erstmals richtig zwischen den Teams.

EXPRESS.de hatte allen drei Teams Fragen zu den Zukunftsplänen geschickt, zudem mit Professor Dr. Alexander Scheuch von der Jura-Universität Bonn einen unabhängigen Experten befragt. Für das Team Stobbe antwortete Anwalt Jörg Alvermann, der Vizepräsident werden will. Er relativiert die Stobbe-Ankündigung, dass man den 1. FC Köln zurück in den e.V. führen will und schoss gegen Konkurrent Carsten Wettich vom Team Stroman. Jetzt gibt es die Antworten des Team Stroman zur Thematik neue FC-Struktur.

Team Stroman erklärt Pläne für neue FC-Struktur

Das Team Stobbe will nach Prüfung den Mitgliedern zur Wahl stellen, die KGaA abzuschaffen und den FC wieder komplett in den e.V. zu führen. Wie stehen Sie zu den Plänen?

Wilke Stroman: Ehrlich gesagt kann ich Ihnen nicht sagen, was das Team Stobbe plant. In der Wahlarena bei „Fans1991“ hat Herr Stobbe neben mir gesessen und erklärt, dass es beim Weg zurück in den reinen e.V. nicht mehr um die Frage des Ob, sondern nur noch um das Wie gehe. Nunmehr hat sein Mitstreiter Herr Alvermann erklärt, dass man zwei Alternativen prüfe. Daher fragen Sie am besten die Beiden, was sie planen. Wir schauen nur auf uns.

Mit dem Team Stroman wollen sie auch andere Strukturen im Verein schaffen. Wie sehen ihre Pläne aus?

Wilke Stroman: Wir möchten eine Vereinsstruktur mit klaren Verantwortlichkeiten und kurzen Entscheidungswegen schaffen, die zugleich zum investorenfreien FC passt. Hierzu wollen wir den Mitgliedern bereits auf der Mitgliederversammlung 2026 einen Rechtsformwechsel der GmbH & Co. KGaA in eine GmbH vorschlagen. Mit der KGaA entfällt eine Gesellschaft und mit dem Aufsichtsrat der KGaA ein Gremium. Zugleich planen wir, die Marke ‘1. FC Köln‘ in den e.V. zurückzuholen. Denn da gehört sie hin und wäre im Fall einer Insolvenz geschützt. Das Projekt ist uns so wichtig, dass wir es als eins von 15 Herzensprojekten in unserem 100-Tage-Plan verankert haben. Es freut uns, dass sich das Team Stobbe unserem schon vor langer Zeit vorgestellten Plan zur Rückholung der Marke in den e.V. nunmehr auch angeschlossen hat. In diesem Punkt sind wir uns immerhin einig.

Welche Lösung wäre für den 1. FC Köln die beste? Warum kein reiner e.V.?

Wilke Stroman: Ein professioneller Fußballklub mit Umsätzen weit jenseits der 100 Millionen Euro und mehr als 1000 Mitarbeitenden braucht eine professionelle Rechtsform. Da wir beim FC keine Investoren möchten, ist die GmbH die logische Rechtsform und die beste Lösung für den FC. Mit Professor Dr. Alexander Scheuch hat dies ein deutschlandweit anerkannter Experte für Vereinsrecht im Interview mit EXPRESS.de zuletzt ja auch bestätigt. (Anm. d. Red, Zitat Professor Scheuch: „Bei der kompletten Rückführung in den e.V. erschließt sich mir der Mehrwert nicht. Auch bei einer GmbH lässt sich ein demokratischer Einfluss der Mitglieder gewährleisten. Eine GmbH kann außerdem für Finanzierungszwecke besser sein. Und im Insolvenzfall wäre erst einmal nur die GmbH und nicht automatisch der Gesamtverein betroffen“). Dem ist nichts hinzuzufügen.

Welche Szenarien wären bei einer Rückkehr in den reinen e.V. denkbar?

Carsten Wettich: Es gibt bei den als reiner e.V. geführten Profiklubs in Deutschland im Wesentlichen zwei Modelle. Bei manchen wählen die Mitglieder nur den Aufsichtsrat, der seinerseits einen externen, hauptamtlichen Vorstand bestellt. Damit würde die Mitgliederpartizipation stark geschwächt. Das Modell passt daher nicht zum FC. Bei dem anderen Modell bliebe es bei dem von den Mitgliedern gewähltem Mitgliederrat und Vorstand in der aktuellen Form.

Was würde das dann für die Geschäftsführer und Sportdirektor Thomas Kessler bedeuten?

Carsten Wettich: Philipp Liesenfeld und Philipp Türoff verantworten derzeit als Geschäftsführer der GmbH & Co. KGaA das operative Geschäft beim FC. Als gesetzlicher Vertreter vertreten sie die Spielbetriebsgesellschaft nach außen. Diese Rolle entfällt für sie im reinen Verein, der weiterhin durch den Vorstand repräsentiert würde. Man kann sie zu sogenannten besonderen Vertretern ernennen, aber ihre Rolle wäre deutlich schwächer als aktuell.

Wie ist die Stimmung auf der Geschäftsstelle im Geißbockheim? Wie stehen die Geschäftsführer Türoff und Liesenfeld zu den Überlegungen des Team Stobbe, in den reinen e.V. zurückzugehen. Haben sie da ein Gespür?

Carsten Wettich: Ich kann und möchte nicht für die Geschäftsführung sprechen. Klar ist aber doch, dass sie im reinen e.V. nicht mehr für das operative Geschäft hauptverantwortlich sind und ihr Einfluss damit deutlich geringer wäre. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Philipp Türoff und Philipp Liesenfeld dafür zur Verfügung stehen. Aber wie gesagt, müssen sie das die beiden selbst fragen. Der FC würde sich jedenfalls mit der Rückkehr in den e.V. in einem harten Wettbewerb um die besten Manager in Deutschland selbst Fesseln anlegen.

Was bedeutet die Rückkehr in den reinen e.V. für den Vorstand?

Carsten Wettich: Der Vorstand hätte viel größere Verantwortung, da er als gesetzlicher Vertreter des Vereins plötzlich das gesamte operative Geschäft verantworten würde. Die klare Trennung zwischen hauptamtlicher operativer Geschäftsführung (Philipp Türoff, Philipp Liesenfeld, Thomas Kessler) und überwachendem Vorstand ginge verloren. Das wäre ein Paradigmenwechsel, der in einem Profiklub mit einem Umsatz von weit über 100 Millionen Euro einfach nicht zeitgemäß ist.

Bekäme der Mitgliederrat im reinen e.V. noch mehr Macht? Was ist mit dem Gemeinsamen Ausschuss?

Carsten Wettich: Ja. Die Bedeutung des Mitgliederrats wäre im reinen e.V. massiv ausgeweitet. Als Aufsichtsrat des Vereins würde der Mitgliederrat das gesamte operative Geschäft überwachen, das ja in den e.V. überführt würde. Der Mitgliederrat würde also insbesondere auch den sportlichen Bereich überwachen, sowohl den Profi- als auch den Nachwuchsbereich. Zudem stellt sich die Frage, wer die wichtigen Zustimmungsvorbehalte bei wesentlichen wirtschaftlichen, aber auch sportlichen Entscheidungen (Einstellung Cheftrainer, wesentliche Transfers und Spielerverträge) wahrnehmen würde. Den Gemeinsamen Ausschuss möchte das Mitgliederrats-Team nach eigener Aussage ja ersetzen. Das ist sogar konsequent, weil der Gemeinsame Ausschuss Zustimmungsvorbehalte bezüglich der GmbH & Co. KGaA wahrnimmt, die es im reinen e.V. nicht mehr gäbe. Aber wer macht es dann? Soll das auch der Mitgliederrat machen? Damit würde der Mitgliederrat Entscheidungen im operativen Geschäft einschließlich des Sportbetriebs mit treffen bzw. könnte diese verhindern. Das wäre eine deutliche Erweiterung der Kompetenzen des Mitgliederrats gegenüber dem Status quo.

Es gibt die These, dass die Ultras so den Verein übernehmen wollen – Konkurrent Jörn Alvermann hat Carsten Wettich diesbezüglich beschuldigt, dass er diese These verbreiten würden – was sagen sie dazu?

Wilke Stroman: Carsten hat das nie gesagt. Dass Herr Alvermann gleichwohl in verleumderischer Weise Carsten angreift – übrigens als Reaktion auf das Interview mit einem Vereinsrechtsexperten, der den Lösungsvorschlag von Herrn Alvermann in einer sachlichen Auseinandersetzung kritisiert hat – spricht für sich. Wir bleiben bei uns und sind zuversichtlich, dass die Mitglieder am 27. September ein gutes Gespür dafür haben werden, wer die richtige Haltung und Werte für ein Vorstandsamt beim FC mitbringt.