Nach Endspiel-DebakelSchultz-Parolen verpuffen wirkungslos – Erinnerungen an Basel-Vorwurf

Timo Schultz beim Spiel gegen Darmstadt 98.

Timo Schulz steht die Verzweiflung nach der Niederlage des 1. FC Köln gegen Darmstadt 98 ins Gesicht geschrieben (20. April 2024). 

Die Kritik an Christian Keller beim 1. FC Köln ist gewaltig. Timo Schultz steht dagegen aktuell nicht in der Schusslinie. Dabei ist unter dem neuen FC-Trainer nur wenig besser geworden.

von Uwe Bödeker (ubo)Jürgen Kemper (kem)

Er kam nach den Irrungen und Wirrungen der letzten Baumgart-Wochen als großer Heilsbringer zum 1. FC Köln. Die Verantwortlichen holten mit dem stoischen Ostfriesen Timo Schultz (46) bewusst einen Gegenentwurf zum Typ Rumpelstilzchen. Mit seiner nüchternen und sachlichen Art sollte er den FC nach turbulenten Monaten wieder in ruhiges Fahrwasser manövrieren.

Nach 14 Anläufen inklusive der bitteren und wahrscheinlich vorentscheidenden Niederlage gegen Darmstadt muss man nüchtern festhalten, dass dieser Plan in die Hose gegangen ist. Zwei Siegen – darunter das Wunder gegen Bochum – stehen sechs Unentschieden und vor allem auch sechs Niederlagen gegenüber.

Punkteschnitt von Mainz-Coach doppelt so hoch wie von Timo Schultz

Während Kollege Bo Henriksen Mainz 05 mit einem Punkteschnitt von 1,67 auf den Rettungsweg geführt hat, erinnert Schultz‘ Schnitt von 0,86 an düstere Baumgart-Zeiten. Doch nicht nur der Punkteschnitt hat sich nicht verbessert, auch spielerisch ist in den vergangenen Wochen und Monaten keine Entwicklung zu sehen.

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Die Stabilisierung der Defensive führte in den meisten Spielen zu einer kompletten Erlahmung der Offensive. Es gelang in den drei überlebenswichtigen Heimspielen gegen die direkten Konkurrenten Bremen, Bochum – die letzten zwei Minuten ausgenommen – und Darmstadt nicht, Feuerwerke abzubrennen und die 50.000 Fans hinter sich zu bringen.

„Wenn du im Abstiegskampf die Heimspiele nicht auf deine Seite ziehst, dann wird es schwierig. Wie sie sich da präsentieren – es kommt der Tabellenletzte, das Stadion ist voll – und du kannst nicht liefern, dann hat das ja nichts mehr mit den Beinen zu tun. Das spielt sich dann alles im Kopf ab“, sagte Stefan Effenberg beim Doppelpass mit Christian Keller treffend.

Auch ein Punkt, den man dem Trainer ankreiden muss. Schultz hat es bis zum heutigen Tag nicht geschafft, in die Köpfe der Spieler einzudringen. Statt das Abstiegsgespenst zu vertreiben und Feuer zu entfachen für das gemeinsame Ziel, ist der Rucksack bei jedem einzelnen inzwischen so schwer, dass niemand – Jeff Chabot ausgenommen – mehr den Ball haben will. „Wenn du Hochleistungssportler bist und Angst hast, ein Spiel zu verlieren, obwohl es noch nicht mal angepfiffen wurde, dann wird es natürlich eng, die Klasse zu halten“, sagt Effenberg.

Viele Schultz-Parolen verkamen zu leeren Worthülsen. Der häufig benutzte Satz: „Wir sind vorbereitet“ passte fast nie zu den gezeigten Leistungen. Im Trainingslager in Spanien wollte Schultz die Spieler auf die häufig beschworene „Crunchtime“ vorbereiten – im Spiel gegen Darmstadt war davon nichts zu erkennen. Der Optimismus, den er stets ausstrahlt, überträgt sich einfach nicht auf die Mannschaft.

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Eine echte Kämpfer- und Siegermentalität konnte er dem Team nicht einimpfen. Bei dieser Erkenntnis werden Erinnerungen an die Vorwürfe aus Basel wach. Sein Ex-Klub aus der Schweiz trat öffentlich gegen Schultz nach, attestierte ihm im Nachhinein, dass es ihm nicht gelungen sei, „den absoluten Siegeswillen auf die Mannschaft zu übertragen“.

Diesen Eindruck könnte man vier Spieltage vor Schluss auch in Köln gewinnen. Das Kind ist zwar noch nicht endgültig in den Brunnen gefallen, viel Grund zur Hoffnung gibt es in dieser Gesamt-Konstellation allerdings nicht mehr.