FC-Retter im InterviewFunkel überzeugt: Gladbach ist jetzt der dankbarste Gegner

Friedhelm Funkel winkt bei einem Spiel des 1. FC Köln aus dem Innenraum Richtung Tribüne.

2021 rettete Friedhelm Funkel, hier im damaligen Spiel des 32. Spieltags gegen den SC Freiburg, den 1. FC Köln im Abstiegskampf.

Als der 1. FC Köln das letzte Mal in Abstiegsnöten steckte, holte Friedhelm Funke als Retter den Klassenerhalt. Jetzt spricht das Trainer-Urgestein über das heiße Saisonfinale bei seinem früheren Arbeitgeber.

von Volker Geissler (vog)

Er ist der Rekord-Aufstiegstrainer, hat aber auch gleichzeitig in die Region schon so ziemlich alles schon mal gerettet, was es zu retten gibt: Friedhelm Funkel (69).

Im Spätherbst seiner Karriere hat er das seltene Kunststück fertiggebracht, sowohl in Köln als auch in Düsseldorf noch mal richtig einen auszupacken. Seine letzte Station war der FC – und auf den blickt durchaus mit Sorge. EXPRESS.de sprach vor dem Derby gegen Borussia Mönchengladbach am Sonntag (2. April 2023, 15.30 Uhr/live auf Sky und im EXPRESS.de-Ticker) mit dem Kult-Trainer.

Friedhelm Funkel sieht Gladbach als dankbaren FC-Gegner

Noch stehen fünf Klubs unter dem FC, viele Fans machen sich aber aufgrund der jüngsten Niederlagen langsam Sorgen … Friedhelm Funkel: Wenn der FC das Derby jetzt auch noch verliert, wird es schwierig, wenn du den Abwärtstrend nicht mal im Derby stoppen kannst.

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Was läuft falsch? Funkel: Zunächst einmal: Köln hat nicht die großen Individualisten, deshalb kann man die Arbeit von Steffen Baumgart gar nicht hoch genug bewerten. Es gibt Hector, Skhiri – dann muss ich schon überlegen, wer in dieser Situation vorneweg gehen kann. Dennoch musst du natürlich versuchen, das nächste Spiel zu gewinnen.

Was spricht für Köln? Funkel: Erstens ist es ein Derby. Das ist es für Gladbach natürlich auch, sie sind aber aufgrund ihrer Auswärtsschwäche im Moment mit der dankbarste Gegner. Die Mannschaft ist sowas von inkonstant, besonders auswärts.

Friedhelm Funkel glaubt an Derby-Sieg für den FC

Das wird aber auch dem FC nicht helfen, wenn die Torflaute anhält… Funkel: Dass das zum Problem werden kann, war abzusehen. Modeste hat letzte Saison 20 Tore gemacht, den kannst du nicht ersetzen. Man kann jetzt auch nicht von Tigges oder Selke zwölf Treffer erwarten. Dazu kommt noch, dass Uth ein Dreivierteljahr ausfällt. Da ehrt es Steffen Baumgart, dass er den Weg des Vereins mitgeht.

Entscheidender Schritt zum Klassenerhalt durch einen Sieg gegen Gladbach – müsste Ihnen bekannt vorkommen.   Funkel: Ja, das war mit Düsseldorf. Nach einer Viertelstunde stand es 3:0 für uns, ich habe mich zu meinem Co-Trainer Thomas Kleine umgedreht und ihm gesagt, er soll mich mal kneifen. Damals war Borussia ja auch noch eine Mannschaft, die immer fast immer unter den Top 6 gelandet ist. Nehmen Sie hier an der EXPRESS.de-Umfrage teil:

Wie war es in Köln? Funkel: Ich habe die Chance gesehen, obwohl wir gegen zwei Champions-League-Teilnehmer gestartet sind. Die Mannschaft war in einem guten Zustand, es gab keine Quertreiber, einen großen Stimmungsumschwung brauchten wir eigentlich gar nicht. Natürlich war es ein Nachteil, dass wegen Corona keine Zuschauer kommen konnten. Deshalb: Eine bessere Möglichkeit, als jetzt im Derby vor vollem Haus alles wieder positiv zu gestalten, gibt es nicht. Die Mannschaft muss einfach mit einer Einstellung rausgehen, als gäbe es kein Morgen mehr.

Funkel überzeugt: Derby-Sieg führt den FC zum Klassenerhalt

Und wenn es mit dem Sieg klappt, dann… Funkel: Bei einem Sieg bin ich mir ganz sicher, dass die Mannschaft mit unten nichts mehr zu tun hat. Danach gewinnst du noch ein oder zwei Spiele, und die anderen kommen nicht mehr an dich ran.

Und wen von denen erwischt es? Funkel: Schwierig. Schalke macht es eigentlich am besten. Als abgeschlagener Letzter plötzlich acht Spiele ungeschlagen zu sein, ist eine unglaubliche Leistung von Thomas Reis. Aber das Restprogramm macht es sehr schwierig. Die letzten drei Spiele sind in München, gegen Frankfurt und in Leipzig. Stuttgart hat von den letzten zehn Spielen nur eins gewonnen, da herrscht gefühlt große Unruhe. Hertha hat noch mehrere direkte Duelle, das kann ein Vorteil sein – aber auch ein Nachteil. Hoffenheim hat den besten Kader dieser Mannschaften und für mich jetzt auch die Kurve gekriegt. Bochum steht aktuell am besten da, ist für mich aber auch noch nicht aus dem Rennen.