Mit Overtime & StoppuhrUni-Campus statt Geißbockheim: Ex-FC-Jugendmeister kickt nun in Kalifornien

Die Zwillingsbrüder Jonas und Jacob Jansen posieren mit der Schale in den Händen: 2019 gewannen sie mit der U17 des 1. FC Köln gegen den BVB das Meisterschaftsfinale.

Familienerfolg: Jonas Jansen (links) und Zwillingsbruder Jacob feiern gemeinsam den Gewinn der deutschen U17-Meisterschaft am 16. Juni 2019 in Dortmund.

Kalifornische Sonne bei Los Angeles statt Rhein-Dunst in Köln: Jonas Jansen studiert und kickt seit Sommer 2021 in den USA – nun gab er ein Zwischenfazit mit kuriosen Einblicken in den US-amerikanischen College-Fußball.

Florian Wirtz (18), Yossoufa Moukoko (17), Jan Thielmann (19), Tim Lemperle (19) – standen alle 2019 auf dem Platz, als der 1. FC Köln Borussia Dortmund im Finale um die U17-Meisterschaft 3:2 niederrang. Auch mit dabei, wenn auch ohne Einsatz: Jonas Jansen (19), der auf der Bank den Doppelpack von Zwillingsbruder Jacob bejubelte.

Jonas Jansen: Einst mit Thielmann, Lemperle und Wirtz gegen Moukoko & Co.

Während Florian Wirtz längst Nationalspieler ist und Youssoufa Moukoko als jüngster Torschütze der Bundesligageschichte Rekorde jagt, schnürt Jonas Jansen inzwischen fernab des europäischen Hochglanz-Fußballs die Schuhe: für die „Westcliff Warriors“ in den USA.

Jan Thielmann und Tim Lemperle kämpfen derweil um ihren Platz in der FC-Elf von Steffen Baumgart (49). „Ich schreibe mit den meisten immer mal wieder“, sagt Jansen im Interview mit dem „Geissblog“ über den Kontakt zu den Mitspielern von damals – und meint unter anderem Lemperle oder Thielmann. Mehr geht aktuell auch kaum, bei 9.000 Kilometern Entfernung!

Alles zum Thema Jan Thielmann

Die Westcliff Warriors sind das Uni-Team der Westcliff University in Irvine bei Los Angeles – dort hat Jansen seit Sommer ein vierjähriges Sport-Stipendium und studiert Business Administration. Aber: „Ohne Fußball geht’s auch nicht“, macht der 19-Jährige klar. 

Schwerste Herausforderung beim gewagten Sprung über den Teich bisher: „Die größte Umstellung ist wirklich der Fußball“. Hört sich merkwürdig an von einem, der das Niveau des Bundesliga-Nachwuchses gewohnt ist.

Jonas Jansen aus dem FC-Nachwuchs an die US-Uni: „Nicht alles so gut organisiert“

Aber Jansen erklärt, warum: „Die Saison ist nur vier Monate lang und in dieser Zeit spielt man in jeder Woche mindestens zwei Spiele. Das war gerade zu Beginn unerwartet anstrengend, weil ich nur eine kurze Eingewöhnungszeit hatte und auch die klimatischen Bedingungen echt andere sind.“

So weit, so logisch – doch nun wird es kurios für die europäischen Fußball-Ohren: „Die 90 Minuten Spielzeit werden komplett gespielt, bei Fouls und anderen Unterbrechungen wird die Zeit gestoppt. Steht es nach diesen 90 Minuten Unentschieden, gibt es weitere 20 Minuten Overtime. In dieser Overtime kann dann das „Golden Goal“ entscheiden.“ Vollkommen ungewohnt!

Obendrauf kommen noch die Auswärts-Fahrten, die deutlich länger ausfallen, als es Jansen vom FC aus den deutschen Juniorenligen kannte. „Zudem ist auch alles nicht so gut organisiert wie in Köln. Das war beim 1. FC Köln schon wesentlich besser.“

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Insgesamt ein ordentliches Kraftakts-Paket für Teenager Jansen, für das er sich mit seinen gut vier FC-Jahren (2017-2021) im Gepäck aber privat wie sportlich gut gerüstet sieht: „Gerade durch meine persönlichen Erfahrungen in den letzten Jahren, den vielen ‚ups and downs‘ beim FC, besonders verletzungsbedingt, ist es jetzt einfacher für mich hier Fußball zu spielen. Ich habe beim FC eine gute fußballerische Ausbildung genossen und nebenbei auch viel für ein selbständiges Leben gelernt“.

Jonas Jansen über das Fußball-Niveau in den USA: „beim FC auf jeden Fall die talentierteren Spieler“

In puncto fußballerisches Vermögen ist es für den Mittelfeldspieler eher ein Schritt zurück – die Westcliff University ist zwar eine ambitionierte Universität im US-Sport, aber längst keine Top-Adresse. „Das sportliche Niveau ist schwer zu vergleichen. Hier wird Fußball mehr gearbeitet und darunter leidet die Qualität auch“, lässt der kölsche Jung durchblicken und offenbart: „Da waren beim FC auf jeden Fall die talentierteren Spieler“.

Das Ziel ist für den 19-Jährigen deshalb trotz positivem Saisonfazit (Halbfinal-Aus in den regionalen Playoffs) klar: ein „Wechsel in die Division 1, wo man dann für die großen Unis spielen kann, wie UCLA oder Stanford“. Der fußballerische Weg soll in den USA also möglichst weit nach oben führen. Auf die Moukokos oder Wirtze dieser Welt schaut dort ohnehin niemand, weiß Jansen: „Das Interesse am europäischen Fußball ist bei den Amerikanern einfach nicht besonders groß.“

Jonas Jansen: „Interesse am europäischen Fußball bei den Amerikanern nicht besonders groß“

Jansens Auge schweift natürlich trotzdem weiter immer wieder zurück nach Deutschland, zu den alten Kollegen. Dazu gehören neben Thielmann und Lemperle auch Meiko Sponsel (19), Marvin Obuz (19) oder Jonas Urbig (18), die weiter beim FC am Durchbruch arbeiten. Und ganz besonders natürlich Zwilling Jacob, der als einstiger Final-Held (auch Sponsel traf übrigens) aktuell für die U21 in der Regionalliga kickt.

Jonas Jansen trauert den getrennten Wegen nicht nach: „Ich bereue keine meiner Entscheidungen, meine Zeit beim FC war toll und jetzt meistere ich mein Leben in den USA.“ Bleibt abzuwarten, wie weit es dort noch gehen kann – der Anfang des sportlichen und privaten Abenteuers ist gemeistert. (kmh)