EXPRESS-SerieDas macht Ex-FC-Trainer Christoph Daum heute

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Christoph Daum auf einer Veranstaltung im Alten Wartesaal in Köln.

Köln – Wir sitzen am Frühstückstisch in seiner Villa im Kölner Süden. Christoph Daum (62) trinkt Kaffee mit ein wenig Milch. Er sagt. „Ich habe bereits im Studio trainiert und die Kinder zur Schule gebracht. Sie sehen – ich habe viel zu tun.“

Manchmal kommen sein Sohn Marcel und seine Schwiegertochter Filiz aus Frankfurt zu Besuch. Aus dem Startrainer wird dann der Großvater. Marcel hat einen Sohn, Noah Can. Wie fühlt sich das an, Herr Daum? „Wenn ich Noah in den Armen halte, läuft das eigene Leben wie ein Film an einem vorbei. Große und schmerzliche Momente. Aber wenn ich den Jungen anschaue, spüre ich Glück.“

Daum lebt ein Leben auf der Überholspur

Schrill, verrückt, bunt. Mit hellem Licht und dunklen Schatten. Er sagt: „Ich bin tief gefallen, aber immer wieder aufgestanden.“

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18 Jahre FC. Jugendtrainer, zweimal Vizemeister. Entlassen während der WM 1990. Ohne Grund, ohne Erklärung.

Erfolgreich in der Türkei, noch erfolgreicher bei Bayer Leverkusen. Fast-Nationaltrainer, Kokainaffäre. Daum am Tiefpunkt seines Lebens. Aufstehen. Weitermachen.

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Christoph Daum gab an der Seitenlinie stets 110 Prozent.

Zweite Phase beim FC

November 2006. Der FC in Liga zwei. Der Klub am Boden. Geheimtreffen mit dem damaligen Manager Michael Meier. Daum sagt ab, Meier lässt nicht locker. Angelica, Daums zweite Ehefrau, liebt die Stadt, liebt den FC und drängt ihren Mann: „Mach es, Christoph.“

Daum sagt zu. Pressekonferenz im Krankenhaus. Fußball-Deutschland schreit auf vor Vergnügen. Wo Daum ist, ist es verrückt. Erstes öffentliches Training im Stadion. Ein Kind wird Daum entgegengehalten. Daum nimmt es in den Arm. Es heißt: Er hat ein Kind gesegnet. Der Messias ist da.

Heute sagt er: „Der FC hat gedacht: Jetzt holen die den Daum, er legt die Hand auf und alles wird wieder gut. Dabei habe ich immer gesagt: Leute, so geht das nicht. Ich bin kein Gott. Wir kommen nur zusammen da unten wieder raus.“

Aber Zweite Liga. Rumpelfußball. Kämpfen, rennen. Keine Daum-Welt. „Das hatte ich unterschätzt. Da brauchst du Typen.“

Er holt sich diese Typen. Schwierige Charaktere. Aber Jungs mit Mumm. Mondragon, Mohammad, Antar. Im zweiten Anlauf gelingt der Aufstieg. Und im Jahr eins danach bleibt Köln erstklassig.

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Der FC ist wieder zurück

Daum hat Visionen. Er will den FC wieder zur Fußballmacht machen. Ein neues Trainingszentrum bauen, die Mannschaft aufrüsten, angreifen. Er hat sich alles in seinen Vertrag schreiben lassen.

Über zehn Millionen Euro sollten investiert werden nach dem Aufstieg. Aber es kommt „nur“ Lukas Podolski. Daum sagt: „Ich habe gesagt: Lukas alleine reicht nicht. Wir müssen drei, vier Spitzenleute um ihn herum bauen, um weiter nach oben zu kommen.“

Daum legt eine Spielerliste vor mit spektakulären Namen. Aber der FC ist klamm, hat kein Geld mehr für Verstärkungen. Die Klubbosse um Ikone Wolfgang Overath können seine Wünsche nicht erfüllen. Daum muss seine Träume begraben. Er zweifelt.

Da kommt das Angebot von Fenerbahce Istanbul...

Der türkische Spitzenklub will ihn zurück und schickt Gesandte in Daums Villa. Sie locken ihn mit einem unmoralischen Millionen-Angebot. Geld oder Liebe? „Ums Geld ging es nicht“, sagt er heute, „ich hatte beim 1. FC Köln einen Super-Vertrag. Ich habe damals zu den bestbezahlten Trainern in Deutschland gehört. Mir ging es nur um die Ziele. Und die Ziele, die der FC hatte, haben sich mit meinen nicht gedeckt. Dafür brauchten sie nicht so einen teuren Trainer wie mich.“

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Christoph Daum hatte beim FC seine Höhen und Tiefen.

In einer Nacht- und Nebelaktion sagt Daum Fener zu. Die FC-Fans  beschimpfen ihn als Verräter und Söldner.  „Verräter?“ Daum schluckt. Er hätte sich wehren können. Einen Gegenangriff starten können. Er sagt: „Von mir werden sie nie ein schlechtes Wort über den FC hören. Er ist für mich eine Herzensangelegenheit.“

„Christoph liebt den FC“

Angelica meldet sich: „Christoph ist kein Verräter. Er liebt den FC, es war eine unheimlich intensive aber  schöne Zeit. Vielleicht hätte er bleiben sollen. Aber man kann das Rad der Zeit nicht zurückdrehen.“

Daum hat Millionen-Angebote. Aus China, aus der Türkei. Katar wollte ihn als Nationaltrainer, Aber er hat  ausgeschlagen.

Wir  steigen die Treppen zu seinem Büro hoch. Auf einem Monitor erscheinen Motivationsvorträge, die Daum vor deutschen Spitzenmanagern hält. Noch Träume? „Ja, ich möchte in der englischen Premier-League arbeiten.  Noch fünf, sechs Jahre möchte ich an der Seitenlinie stehen.“

Und dann? „Beobachte ich, wie mein Enkelsohn groß wird.“