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Zukunft beim FCAlvermann schießt gegen Wettich: „Schlicht absurd“

Am 27. September 2025 wird beim 1. FC Köln ein neues Präsidium gewählt. Drei Teams stehen zur Wahl. Wie wollen die den FC in die Zukunft führen?

Beim 1. FC Köln stehen am 27. September 2025 auf der Mitgliederversammlung im Rhein-Energie-Stadion Vorstandswahlen an. Im Wahlkampf ein entscheidendes Thema: Wie geht es strukturell weiter beim FC?

Das Team um Jörn Stobbe, das vom Mitgliederrat vorgeschlagen wurde, äußerte zuletzt, dass man den 1. FC Köln komplett in den e.V. (eingetragener Verein) zurückführen will. Stobbe sagte bei der Wahlarena von Fans1991: „Wir glauben, dass das den FC schützt. Wir wollen nicht prüfen, ob wir in den Verein gehen, sondern wie wir in den Verein gehen. Und das wird klappen.“

Jörn Alvermann erklärt Plan des Stobbe Teams im Detail

Der unabhängige Experte Professor Dr. Alexander Scheuch von der Jura-Universität Bonn hatte im EXPRESS.de-Interview das Thema analysiert und beleuchtet. Jetzt spricht das Team Stobbe in Form von Anwalt Jörg Alvermann, der Vize-Präsident werden will. Er relativiert die Stobbe-Ankündigung und schießt gegen Konkurrent Carsten Wettich vom Team Stroman.

Mit dem Team Stobbe verfolgen Sie, wie bei der Wahlarena von „Fans1991“ klar formuliert, den Plan, die KGaA abzuschaffen und den FC wieder komplett in den e.V. zu führen. Was bedeutet das konkret?

Jörg Alvermann: „Vollkommen richtig ist: Wir als Team FC wollen raus aus der GmbH & Co. KGaA. Diese Rechtsform wurde seinerzeit gewählt, um einen Investoreneinstieg in den FC zu ermöglichen. Das widerspricht diametral unserer klaren Absage an Investoren jeglicher Art. Auch ansonsten bietet diese Rechtsform für den FC keinerlei Mehrwert. Das Team FC wird im Falle unserer Wahl den FC-Mitgliedern zwei Alternativen vorstellen: Zum einen den Rechtsformwechsel in eine GmbH, zum anderen die Rückkehr in den Verein. Beide Alternativen müssen aber zunächst sorgfältig rechtlich und steuerlich geprüft werden. Denn beide Wege sind nicht trivial: Bei einem bloßen Formwechsel in eine GmbH bleibt das Problem, dass sich die wertvollen Markenrechte als Haftungsmasse in der Kapitalgesellschaft befinden. Und für eine Rückkehr in den Verein sind unter anderem vereins-, gemeinnützigkeits- und steuerrechtliche Fragen zu klären, darüber hinaus auch bestehende Vertragsbeziehungen. Als Fachanwalt für Sportrecht und Steuerrecht weiß ich, wovon ich rede.“

Welche Szenarien sind dadurch denkbar?

Alvermann: „Sollten beide Alternativen gangbar sein, werden wir sie den Mitgliedern inklusive der Vor- und Nachteile vorstellen und auch mit ‚Preisschildern‘ versehen. Denn beide werden nicht zum Nulltarif zu haben sein. Insbesondere kann das Thema Rechtsformwahl nicht ohne Lösung für die Markenrechte beleuchtet werden. Wir werden das ganzheitlich prüfen. Die Mitglieder haben einen Anspruch darauf, endlich belastbare Informationen und Entscheidungsgrundlagen zu beiden Alternativen zu bekommen. Ein Vorteil einer GmbH-Lösung ist ein höherer Schutz des Vereins im Insolvenzfall. Für den FC gilt dies aber derzeit nur sehr eingeschränkt, da sich sein wertvollstes Wirtschaftsgut, die Markenrechte, nun einmal in der KGaA befinden. Dies ist dem Vorstand seit Jahren bekannt, ohne dass etwas unternommen wurde. Und die isolierte Rückübertragung der Markenrechte auf den Verein birgt erhebliche steuerliche Hürden. Wird der Geschäftsbetrieb Profifußball durch den Verein betrieben, ist das Vereinsvermögen im Insolvenzfall nicht geschützt. Dafür bietet diese Lösung den maximalen Schutz vor Investoren und erhöht – wie andere Beispiele aus der Bundesliga zeigen – die Identifikation vieler Fans und Mitglieder mit dem Verein und seinem Profibetrieb. Dies gilt es gegeneinander abzuwägen und genau das wollen wir den Mitgliedern ermöglichen.“

Was bedeutet das für die Geschäftsführer und den Sportdirektor Thomas Kessler?

Alvermann: „Abgesehen von einem Wechsel der Rechtsform seines Arbeitgebers – gar nichts. Ihre Position bliebe, wie auch bei sämtlichen anderen Mitarbeitern, in beiden Szenarien vollkommen unangetastet. Und das ist auch gut so. Wir haben vollstes Vertrauen in die Arbeit der Geschäftsführer und des Sportdirektors Thomas Kessler.“

Könnten im Verein in der Folge weitere Gremien abgeschafft werden, sodass nur noch der Mitgliederrat das Sagen hat?

Alvermann: „Natürlich nicht. ‚Das Sagen‘ haben in einem Verein die Mitgliederversammlung und der Vorstand – das ist und bleibt so. Der Mitgliederrat des FC ist satzungsgemäß zuständig für die Überwachung des Vorstands, er ist de facto der Aufsichtsrat des Vereins. Deshalb wollen wir ihn auch zukünftig so benennen. Für die operative Geschäftsführung ist er nicht verantwortlich, dies wollen und werden wir auch nicht ändern.“

Es gibt die These, dass die Ultras so den Verein übernehmen wollen – was sagen Sie dazu?

Alvermann: „Ich kenne derzeit nur eine Person, die diese These verbreitet, das ist Carsten Wettich. Offenbar soll hiermit im Wahlkampf gezielt Stimmung gemacht werden. In der Sache ist das schlicht absurd. Unabhängig davon, ob der Profisport in einer Kapitalgesellschaft oder – wie zum Beispiel bei Mainz, Freiburg oder Union Berlin – im Verein selbst betrieben wird: Einen Verein wie den FC kann niemand ‚übernehmen‘, erst recht nicht bei über 155.000 Mitgliedern. Die Sage von einer drohenden Machtübernahme der Ultras ist ein gefährliches Spiel, denn das Ziel ist eine Art Lagerwahlkampf. Der bewirkt am Ende nur eines: Spaltung. Dabei haben wir gerade am letzten Wochenende gesehen, was den FC wirklich stark macht: Zusammenhalt. Und für diese Geschlossenheit, dieses Miteinander stehen auch wir als Team FC. Denn der 1. FC Köln ist immer am stärksten, wenn alle zusammenhalten.“

Wie ist die Stimmung auf der Geschäftsstelle im Geißbockheim? Wie stehen Philipp Türoff, Philipp Liesenfeld oder Thomas Kessler zu den Plänen des Team Stobbe, haben Sie dafür ein Gespür?

Alvermann: „Die Stimmung in der Geschäftsführung dürfte angesichts des großartigen Saisonstarts hervorragend sein. Und alle drei genannten sind lange genug im Profifußball unterwegs und wissen: Durch einen Formwechsel gleich welcher Art wird ihre Arbeit nicht tangiert. Alle zur Wahl stehenden Rechtsformen, auch der Verein, sind ja bereits in der Bundesliga seit Jahren erfolgreich vertreten. Und in allen Rechtsformen gibt es die professionelle sportliche und kaufmännische Geschäftsführung, die für erfolgreichen Profisport unabdingbar ist. Ich berate seit über 25 Jahren Vereine und Sportkapitalgesellschaften, daran hat sich bis heute nichts geändert.“

Das Team Stroman will auch andere Strukturen im Verein schaffen und die KGaA in eine GmbH umwandeln. Wie sehen diese Pläne konkret aus?

Alvermann: „Das weiß ich nicht. Über die Absicht zur Umwandlung in eine GmbH hinaus ist bislang wenig bekannt. Interessant ist die nun geäußerte Ergänzung, zumindest endlich die Markenrechte in den Verein zurückzuholen. Abgesehen davon, dass das bei Verbleib des Spielbetriebs in einer Kapitalgesellschaft steuerlich schwierig wäre: Es stellt sich die Frage, warum dies – ebenso wie der Rechtsformwechsel – nicht schon viel früher angegangen wurde. Denn der Geburtsfehler, dass sich die Markenrechte als Haftungsmasse in der KGaA befinden, ist dem Vorstand seit Jahren bekannt. Dennoch wurde nichts unternommen, um das Risiko zu beseitigen.“

Wo genau liegt der Unterschied zu Ihren Plänen mit dem Team Stobbe?

Alvermann: „Das Team Stroman sieht nur eine Alternative, nämlich den Wechsel in die GmbH. Wir möchten, wie bereits gesagt, beide Alternativen unter Einbeziehung der Markenrechte prüfen. Sollten sich beide Wege als gangbar erweisen, wollen wir den Mitgliedern eine Wahl ermöglichen. Darauf haben die Mitglieder aus unserer Sicht einen Anspruch.“

Welche Lösung wäre für den 1. FC Köln die beste?

Alvermann: „Eben diese. Sorgfältige Prüfung, belastbare Informationen, klare Alternativen. Für einen FC, den jeder versteht. Dann können die Mitglieder entscheiden, in welcher Rechtsform unser FC zukünftig in der Bundesliga spielt.“