„Lieber eine 2 als eine 5 im EXPRESS“Schultz reagiert auf Prestin-Angriff und spricht über Relegation

Timo Schultz steht am Spielfeldrand beim Duell gegen Borussia Dortmund.

Timo Schultz (Trainer des 1. FC Köln) am 20. Januar 2024. 

Gewitterwolken über dem 1. FC Köln. Die Stimmung rund um den Klub ist mehr als im Keller. Zahlreiche Experten haben in den letzten Wochen den Klub kritisiert.

von Uwe Bödeker (ubo)Jürgen Kemper (kem)

Egal ob Christoph Daum, Horst Heldt oder Friedhelm Funkel – sie alle machen sich Sorgen um den FC im Abstiegskampf.

Teilweise war es konstruktive Kritik, einige Experten machten dem FC sogar Mut. Es gab aber auch schonungslose und bitterböse Rundumschläge. Am 30. Januar 2024 sorgte Ex-FC-Profi Dieter Prestin (67) für Wirbel im Umfeld und Kopfschütteln bei den FC-Bossen.

1. FC Köln: Heftige Kritik von Experten

Ganz anders hatte sich zuvor noch Ex-Manager Michael Meier (74) geäußert, der im Gespräch mit EXPRESS.de sagte: „Für viele ist das Schicksal des FC ja schon besiegelt, auch weil die aktuellen Rahmenbedingungen durchaus dafür sprechen könnten, aber im Fußball sind so viele Dinge möglich. Es sind dunkle Wolken, die am Horizont aufziehen, das kann man nicht verniedlichen. Aber in Köln sollte keiner die Hoffnung aufgeben. Es ist noch einiges an Strecke zurückzulegen.“

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Prestin dagegen hatte ein 40-seitiges Konzept entworfen, um den FC sportlich wieder nach oben zu führen. Mit Präsident Werner Wolf (67) sollte es am 9. Februar (Karnevalsfreitag) ein persönliches Treffen geben.

Dann gab Prestin der Münchener TZ ein Interview, in dem er die FC-Führung komplett zerlegte: „So wie der Klub aktuell dasteht, habe ich fast den Glauben an meinen 1. FC Köln verloren. Ich habe Angst, dass der Verein ins Niemandsland abrutscht.“

Prestin ätzte weiter: „In der Chefetage mangelt es absolut an Fußballkompetenz – sowohl im Vorstand, als auch bei den Beratern des Vorstandes. Da fehlt es einfach an der Qualität. Und das hat dazu geführt, dass die sportliche Situation so ist, wie sie ist.“ Rumms! Hat sich Prestin mit diesem Interview erstmal ein Eigentor geschossen? 

Denn Wolf sagte den Termin mit Prestin ab, meinte zu EXPRESS.de: „Kritik immer gerne, aber nur auf fairer und sachlicher Basis. Ich hatte immer wieder Kontakt mit Dieter Prestin, gerne habe ich ihn für den 9. Februar zu mir eingeladen, um mir sein Konzept anzusehen. Ich finde es jedoch verstörend, dass man mir ein Konzept vorstellen will, das vorher bereits in den Medien anmoderiert wird. Auf dieses Niveau will ich mich, will sich der Vorstand nicht begeben. Daher habe ich den Termin abgesagt.“

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Das heiße aber nicht, dass der Vorstand beratungsresistent sei. Wolf betonte: „Wir kümmern uns hier mit Hochdruck um die Zukunft und den Verbleib in der ersten Bundesliga. Nochmal: Wir sind und bleiben weiterhin offen für Anregungen, aber auf dem direkten Weg.“

Rund um den FC geht es aktuell also richtig kontrovers zur Sache. Was macht das eigentlich mit dem Trainer und der Mannschaft? Timo Schultz (46) sagte am Donnerstag (1. Februar): „Ankommen tut diese Kritik so gut wie gar nicht, weil ich sehr, sehr wenig lese und nicht in den sozialen Medien unterwegs bin. Dementsprechend nimmt das auf mich keinen Einfluss.“

Schultz hat sogar Verständnis für die Experten und Kritiker im Umfeld: „Wenn man die Tabelle anschaut, ist ja klar, dass da jeder seinen sprichwörtlichen Senf dazu gibt und weiß, wie es besser geht. Das ist ganz normal in der Situation. Dafür sind wir alle lang genug dabei. Die Leute sollen ja auch ihre Kolumnen schreiben, sollen auch ihre Expertise rauslassen.“

Der Coach machte dann aber auch deutlich: „Das ist aber nichts, was uns hier weiterhilft, nichts, was zielführend ist – Szenarien an die Wand zu malen, die einfach nicht da sind. Wir gucken auf die Tabelle, da ging es einen Platz nach oben, auch wenn wir definitiv zu wenig Punkte haben. Für die Punkte können wir nur sorgen, wenn wir hier gut arbeiten. Zielgerichtet, konstruktiv und positiv – da sind wir dran.“

Die negative Stimmung im Umfeld will Schultz also von der Mannschaft fern halten, im Innenleben bleibt der FC optimistisch im Kampf um den Klassenerhalt. Schultz weiter: „Die Jungs würden auch lieber eine 2 im EXPRESS bekommen als eine 5 – aber das haben sie in der eigenen Hand, indem sie gute Leistungen abliefern und gute Ergebnisse bringen.“

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Schultz will sich in den kommenden Wochen also weiter nicht ablenken lassen von Expertenmeinungen im Umfeld. „Nochmal: Wir wissen, wo wir stehen. Wir wissen auch, dass wir noch ein dickes Brett zu bohren haben. Aber wir sind dran und haben noch genug Zeit. Die Saison ist lang, es zählt nicht, wo man im Februar oder März steht. Es geht darum, wo man ganz am Ende steht. Wir sind der vollen Überzeugung, dass wir ganz am Ende den Platz erreichen, der ausreichend ist.“

Dazu zählt Schultz am Ende der Saison auch den Relegationsplatz 16: „Wenn das erstmal nur der 16. Platz ist, dann nehmen wir auch noch die zwei Bonus-Spiele dazu.“