Keller-Dokument veröffentlichtSlowenen-Klub wirft FC-Boss Bestechung vor

Die Führungsriege von Olimpija Ljubljana am 5. November 2022 auf der Tribüne.

Die Führungsriege von Olimpija Ljubljana am 5. November 2022 auf der Tribüne.

Der Fall Potocnik stürzt den 1. FC Köln in eine seiner tiefsten Krisen. Der FC wurde – vom Cas bestätigt – von der Fifa mit einer Transfersperre über zwei Perioden bestraft. Jetzt erhebt Olimpija Ljubljana auch noch schwere Vorwürfe.

von Uwe Bödeker (ubo)Jürgen Kemper (kem)

Der 1. FC Köln erlebte einen schwarzen Donnerstag (21. Dezember 2023). Kurz nach der Trennung von Trainer Steffen Baumgart (51) bestätigte der Cas die einjährige Transfersperre der Fifa.

Erst im Januar 2025 kann der FC wieder neue Spieler verpflichten. Doch hätte die Sperre nicht verhindert werden können? Am Freitag meldete sich Olimpija Ljubljana und veröffentliche ein brisantes Dokument auf der eigenen Homepage.

Olimpija Ljubljana: „Das Thema 1. FC Köln ist abgeschlossen“

Es ist ein von Christian Keller handschriftlich verfasster Zettel (mit DFL-Logo), auf dem der Köln-Boss Ljubljana 750.000 Euro anbietet, um die Sache außergerichtlich zu regeln. Die Slowenen sehen darin eine „Anstiftung zur Falschaussage“. Harter Tobak!

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Hierzu heißt es auf der Ljubljana-Homepage: „Kurz vor dem Termin gab es dann ein Treffen in München am Flughafen, zwischen dem Präsidenten von NK Olimpija und dem Vize-Präsidenten des 1. FC Köln, Herrn Dr. Carsten Wettich, sowie dem Geschäftsführer Herrn Christian Keller. Bei diesem Treffen sollte eine Einigung über die Entschädigung für Pototcnik gefunden werden. Köln bot hierfür schriftlich einen Betrag von insgesamt 750.000 Euro an. Diese Regelung wurde aber von den Anwälten des 1. FC Köln für nicht zielführend bewertet.“

Keller-Schriftstück an Olimpija Ljubljana.

Dieses Foto eines Keller-Schriftstücks veröffentlichte Olimpija Ljubljana auf ihrer Homepage (22. Dezember 2023)

Vor allem der letzte Satz ist ein Widerspruch in sich. Warum sollten die FC-Anwälte gegen ihren eigenen Vorschlag sein. Der FC sieht die Sache ohnehin anders.

Auf EXPRESS.de-Nachfrage bestätigte Keller, dass die Slowenen ihm sogar zunächst die Hand auf diese schriftliche Vereinbarung gegeben hätten – sprich, sie waren einverstanden mit dem Angebot. Doch dann hätten sie plötzlich ihre Meinung geändert und das Schriftstück nicht unterschrieben. Demnach waren es also Ljubljanas Anwälte, die offenbar dagegen waren.

Denn zur Wahrheit gehört auch: Nicht nur der FC geht als Verlierer aus dieser Sache heraus, sondern auch Olimpija, denen unter dem Strich jetzt „nur“ 60.000 Euro Entschädigung zugesprochen wurde. Die Bosse um Igor Barisic waren nämlich ebenfalls an einer außergerichtlichen Einigung interessiert, bekamen allerdings den Hals nicht voll und forderten ein Vielfaches von den gebotenen 750.000.

Ursprünglich stand eine Summe von 2,5 Millionen Euro Raum. Keller sagt zu den Vorwürfen: „Ich war bei dem Gespräch dabei. Es gab den ein oder anderen Einigungsversuch. Alle Summen, die im Raum standen, waren ein Vielfaches von dem, was jetzt bei rumgekommen ist, nämlich 60.000 Euro. Der Vorwurf zur Anstiftung zur Falschaussage ist absolut absurd. Es gibt erfreulicherweise auch schriftliche Beweise.“

Nun ist das Kind in den Brunnen gefallen. Der FC muss mit der Knallhart-Strafe leben. FC-Geschäftsführer Philipp Türoff (47) sagt zu dem Fall: „Das Cas-Urteil haben wir so nicht erwartet. Wir haben klare Beweise vorgelegt. Wir werden die Entscheidung akzeptieren. Wir dürfen nicht transferieren, aber wir dürfen spielen. Es heißt, sich wieder an die Arbeit zu machen. Es ist ein schwerer Schlag für uns, es ist eine Einschränkung, aber wir werden im Rahmen unserer Möglichkeiten handeln. Wir werden alle Optionen prüfen, aber wir gehen nicht davon aus, dass wir nochmal vor den Schweizer Gerichtshof gehen, verwerfen es aber nicht.“

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Türoff weiter: „Ich kann im Rückblick nur sagen: Alle seriösen Optionen, sich zu einigen und das abzuwenden, haben wir durchgeführt. Es gab sogar den Zustand zwischenzeitlich, dass eine Einigung erzielt war, die dann aber aus für mich nicht nachvollziehbaren Gründen nicht zustande gekommen ist.“

Präsident Werner Wolf meinte: „Das Cas-Urteil ist in dieser Art und Weise, wie es getroffen worden ist, einmalig in der Bundesliga. Wir hatten uns was anderes erhofft, aber es ist wie es ist. Wir sind allerdings vorbereitet, weil wir immer in zwei Szenarien gedacht haben. Wir respektieren das Urteil.“