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Wehrle-InterviewFC-Chef über Fan-Rückkehr – Wunsch nach „zeitnaher“ Sportboss-Lösung

Alexander Wehrle spricht mit Werner Wolf im Trainingslager des 1. FC Köln.

Alexander Wehrle (l.) und FC -Präsident Werner Wolf am 21. Juli 2021 im Trainingslager in Donaueschingen

Geschäftsführer Alexander Wehrle spricht im EXPRESS-Interview über die drängendsten Fragen zum 1. FC Köln.

von Martin Zenge (mze)

Donaueschingen. Seit Ende Mai ist Alexander Wehrle alleiniger Geschäftsführer des 1. FC Köln. EXPRESS traf den 46-Jährigen im Trainingslager zum Gespräch. Fan-Rückkehr, Finanzen, Transfers, Kader-Planung, Sportchef-Suche, Steffen Baumgart – im Interview spricht Wehrle über die wichtigsten Themen rund um den Klub. Lesen Sie hier den ersten Teil.

Alexander Wehrle im EXPRESS-Interview

Alexander Wehrle, hat die Bundesliga ihre herausforderndste Saison in der Geschichte hinter sich?

Wehrle: Die Saison war vor allem dahingehend herausfordernd, da zu Beginn keiner damit gerechnet hatte, dass das gesamte Jahr ohne Zuschauer stattfinden wird. Wir waren in Köln ganz knapp davor mit einer Inzidenz von 35,1 bei den ersten Heimspielen. Hinzu kamen die damit einhergehenden Effekte auf die Bereiche Merchandising, Catering und Sponsoren, die wir nicht bedienen konnten. In Summe war die Saison also sehr, sehr herausfordernd.

Alles zum Thema Steffen Baumgart

Ist die Liga jetzt über den Corona-Berg hinweg?

Wehrle: Wir können nicht davon ausgehen, dass wir eine komplett normale Saison vor uns haben. So wie es momentan aussieht, sind wir wieder von Inzidenzen abhängig. Wir haben in der Hinrunde natürlich nicht mit Volllast geplant, sondern mit einer Teilauslastung von 50 Prozent. Das würde erneut neun Millionen Euro Umsatzverlust bedeuten.

Stand jetzt sollen am ersten Spieltag gegen Hertha BSC 25.000 Fans im Rhein-Energie-Stadion dabei. Allerdings steigen die Inzidenzen wieder. Ist ein halb volles Stadion wirklich realistisch?

Wehrle: Das hängt vom Verlauf der Pandemie und von den Verordnungen ab. Wir werden sicherlich erst im Laufe der ersten August-Woche genauer planen können, wie viele Zuschauer gegen Hertha BSC tatsächlich zugelassen werden. Die interessante Frage ist: Welche Verordnung greift eigentlich? Die der Chefs der Staatskanzlei oder die Landes-Verordnung? Das macht einen Unterschied von Tausenden Fans aus. Die Tickets würden natürlich an unsere Dauerkarten-Inhaber gehen. Diejenigen, die pausieren, haben Vorkaufsrecht auf Tageskarten, und sobald wir Volllast haben, kriegen sie zudem ihre Dauerkarte wieder angeboten.

Schauen Sie neidisch nach England, wo es zum Liga-Start schon keine Beschränkungen mehr geben soll?

Wehrle: Was in England passiert, würde ich als Experiment beschreiben. Ich halte vernünftige Öffnungsschritte für angebracht. Allerdings müssen wir in eine gesellschaftliche Debatte kommen und uns fragen, ob die drei G’s der richtige Maßstab sind – oder ob man Genesenen und Geimpften ein Stück weit ihre Grundrechte zurückgibt. Momentan spielen auch die Getesteten noch eine Rolle. Ob sich das mit den neuen Verordnungen erledigt, und nur noch Geimpfte und Genesene ins Stadion dürfen, müssen wir abwarten. Entsprechende Signale gibt es aus der Politik.

Wann sehen wir wieder volle Stadien?

Wehrle: Ohne die neuen Verordnungen zu kennen, wäre eine Prognose nicht seriös.

Im September soll es einen Dialog zwischen Klub und Mitgliedern zum Thema Investoren geben. Haben Sie bei diesem Thema eine Empfehlung?

Wehrle: Nein, ich habe immer ganz klar gesagt, dass ich das umsetze, was die Mitglieder entscheiden. Das liegt  nicht in der Entscheidungsgewalt einer Geschäftsführung. Meine Aufgabe ist, die ganze Bandbreite der Möglichkeiten und auch mögliche Begleiterscheinungen aufzuzeigen sowie den Wettbewerb und den Markt besser zu beschreiben. Ich würde nie eine Empfehlung aussprechen, weil die Mitglieder am Ende frei entscheiden können sollten.

Alexander Wehrle: „Keine Gespräche geführt, um den 1. FC Köln zu verlassen“

Es gab in der vergangenen Saison immer wieder Gerüchte, Sie könnten zum VfB Stuttgart wechseln oder Nachfolger von Christian Seifert bei der DFL werden. Auf der Mitgliederversammlung haben Sie klargestellt, dass Sie bleiben, und gesagt, dass Sie die Haltung Ihres Arbeitgebers akzeptieren. Hatten Sie eine andere Haltung bezüglich eines möglichen Wechsels?

Wehrle: Verträge, das ist meine Meinung, muss man respektieren. Aus meiner Sicht ist es aber auch nur fair, seinen Arbeitgeber darüber in Kenntnis zu setzen, wenn es Interesse anderer Klubs gibt. Ich kann sagen, dass ich keine Gespräche geführt habe, um den 1. FC Köln zu verlassen. Das ist, was für mich zählt. Ich habe mich dafür entschieden, diese schwierige Phase hier voller Energie weiter mitzugestalten. Mir war wichtig, auf der Mitgliederversammlung für Klarheit zu sorgen. Es waren Dinge im Umlauf, die einfach nicht gestimmt haben – wie, dass ich bereits mit anderen Vereinen verhandelt habe.

Vor knapp zwei Monaten wurde Horst Heldt entlassen, seitdem sind Sie alleiniger Geschäftsführer des 1. FC Köln. Was hat sich dadurch für Sie verändert?

Wehrle: Die Abstimmung mit den sportlich Verantwortlichen ist viel intensiver. Bei Transfers bin ich jetzt früher mit in den Prozess involviert, weil ich am Ende unterschreibe. Dazu beginnt der ganze Prozess mit dem Vorstand und dem Gemeinsamem Ausschuss früher.

Der Vorstand hat die Konstellation mit Interims-Sportchef Jörg Jakobs sowie den Lizenzspieler-Leitern Lukas Berg und Thomas Kessler gelobt. Wie erleben Sie die Zusammenarbeit?

Wehrle: Dem stimme ich zu. Wir haben die vergangenen Wochen intensiv zusammengearbeitet, die Abstimmung und Kommunikation läuft sehr gut. Wir haben schnelle Wege, von daher ist das eine angenehme  Zusammenarbeit.

Jörg Jakobs ist formal nur nebenberuflich Sportlicher Leiter durch seine Tätigkeit an der Sporthochschule. Hat das einen Einfluss auf Ihre Zusammenarbeit?

Wehrle: Nein, davon merke ich absolut nichts. Wir haben wirklich einen sehr, sehr intensiven Austausch – manchmal stündlich.

Die Zielsetzung des Vorstands ist, spätestens zur Saison 2022/23 einen neuen Geschäftsführer Sport zu präsentieren. Ergibt das Sinn oder wünschen Sie sich schneller einen neuen Geschäftsführer-Kollegen?

Wehrle: Das ist die Entscheidung des Vorstands und des Gemeinsamen Ausschusses. Aber ich glaube, wir sind uns alle einig, dass es sehr positiv wäre, wenn wir möglichst zeitnah einen zweiten Geschäftsführer, der für den Sport verantwortlich ist, dazugewinnen würden.