„Wichtiger als noch mehr Geld“FC-Coach Funkel verrät: Blitz-Verhandlung mit Heldt

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Am 20. April 2021 besiegte Friedhelm Funkel mit dem 1. FC Köln Julian Nagelsmann und RB Leipzig.

von Jürgen Kemper (kem)Martin Zenge (mze)

Köln – 513-mal stand Friedhelm Funkel (67) in der Bundesliga an der Seitenlinie, ist erfahren wie kein anderer Coach. Wie sieht er die rasanten Entwicklungen auf dem Trainermarkt? Was muss ein Chefcoach des 1. FC Köln mitbringen? Und wie liefen seine Verhandlungen mit Horst Heldt (51)? Das verrät Funkel im zweiten Teil des großen EXPRESS-Interviews.

  • Friedhelm Funkel im EXPRESS-Interview – Teil zwei
  • Chefcoach des 1. FC Köln spricht übers Trainergeschäft
  • So liefen seine Verhandlungen mit FC-Sportchef Horst Heldt

Im ersten Teil sprach Friedhelm Funkel unter anderem über seine Rettungsmission beim 1. FC Köln und seinen Relegations-Albtraum.

Friedhelm Funkel: „Köln ist emotionaler“

Herr Funkel, sind in Köln für einen Trainer andere Eigenschaften gefragt als bei anderen Klubs?

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Nein. Es heißt immer, der FC sei extrem und anders – aber die reine Arbeit als Trainer ist nicht anders als in Frankfurt oder Düsseldorf. Auch da ist es unangenehm zu verlieren, damit muss man umgehen können. Köln als Stadt und die Menschen sind ein Stück weit anders, das stimmt. Hier ist alles viel emotionaler – aber das stört nicht. Die Menschen lieben den Dom, den Karneval und den FC. Das muss man schnell verinnerlichen. Man muss sich den Menschen auf der Straße öffnen, mal ein Bier mit ihnen trinken. Seine Arbeitsweise muss man deswegen nicht ändern, ich musste nicht mal meine Lebensweise ändern (lacht).

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Für ihn gehören der Dom und der FC genau wie der Karneval zu Köln: FC-Coach Friedhelm Funkel beim EXPRESS-Termin 

Ein Trainer, der sich sehr mit Köln identifiziert hat, war Peter StögerKönnte das auch ein zweites Mal passen? Er gilt als möglicher Kandidat für die nächste Saison.

Das weiß ich nicht, ich kenne Horsts Gedankengänge noch nicht. Damals hat Peter in der 2. Liga angefangen und hat die Mannschaft formen können. Er hatte einen sehr guten Draht zu den Verantwortlichen, das ist extrem wichtig. Als das dann in die Brüche ging, war auch das Verhältnis innerhalb der Mannschaft ein anderes und der Klub hat die Erfolgsspur verlassen. Aber warum sollte es nicht noch einmal funktionieren? Peter passt mit seinem Wiener Schmäh sehr gut zum FC und zu Köln.

Generell herrscht viel Betrieb auf dem Trainermarkt. Immer mehr steigen vorzeitig aus Ihren Verträgen aus, für Julian Nagelsmann zahlt der FC Bayern nun eine Rekord-Ablöse. Wie finden Sie diese Entwicklung?

Ganz ehrlich: Ich persönlich finde es nicht gut, dass so viel Geld für Trainer bezahlt wird. Wobei man natürlich auch sagen muss, dass ein Trainer letztlich nichts für die Höhe der Ablöse kann. Vielleicht ist das altmodisch, aber ich sage nach wie vor: Verträge sind dazu da, um eingehalten zu werden. Wir sind immer noch Vorbilder.

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Friedhelm Funkel (2.v.l.) beim EXPRESS-Interview mit Marcel Schwamborn, Jürgen Kemper und Martin Zenge (v.l.)

Nagelsmann tritt beim FC Bayern in große Fußstapfen, Hansi Flick hat sieben Titel geholt. Was trauen Sie Ihrem jungen Kollegen zu?

Das ist in der Tat nicht einfach. Aber die Mannschaft ist sehr gut und Julian schlau genug, um nicht alles auf den Kopf zu stellen. Ihn erwarten Weltklasse-Spieler und ein intaktes Team. Ich bin mir ganz sicher, dass er Erfolg haben wird. Julian ist ein Trainer, dem die Zukunft gehört. Bei ihm ist es schon überlegenswerter als bei anderen, eine Ablöse zu zahlen. Er kennt die Bundesliga und hat einen Bayern-Bezug. Das wird funktionieren. Ich befürchte, dass Bayern sogar noch besser wird, aggressiver. Da braucht sich in Deutschland keiner Hoffnung machen, in den nächsten Jahren Meister zu werden.

Friedhelm Funkel: Schnelle Einigung mit Horst Heldt

Immer mehr Trainer haben Berater. War das für Sie mal ein Thema?

Nie. Fakt ist, dass ein Berater kaltschnäuziger, ohne große Emotionen mit dem Verein verhandeln kann und dadurch mehr rausholt. Aber ich war mit dem, was ich ausgehandelt habe, immer zufrieden.

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Beim FC soll Ihre Retter-Prämie höher als das Grundgehalt sein…

Horst Heldt hat mir ein Angebot gemacht und ich habe keine Sekunde überlegt, sondern gesagt: ‚Das mache ich!‘ Für großes Feilschen war ich nie der Typ, vielleicht war ich auch ein zu einfacher Verhandlungspartner (lacht). Bei Heribert Bruchhagen in Frankfurt war das auch nach 30 Sekunden erledigt. Der sagte: ‚Du warst der angenehmste Verhandlungspartner.‘ Ich war trotzdem immer glücklich. Das ist manchmal wichtiger als noch mehr Geld.