1:2-PleiteEM-Aus! Das war's – Italien zu stark

Warschau – Verdammt, immer diese Italiener! Statt am Sonntag in Kiew um Europas Fußball-Krone zu kämpfen, fliegen unsere Jungs schon jetzt nach Hause - denn die EM ist für Deutschland Geschichte.

Schwaches 1:2 (0:2) im Halbfinale gegen Italien, das war's für Jogi Löw und seine Jungs. Wieder mal riss uns die „Squadra Azzurra“ aus allen Träumen, trifft im Endspiel auf Spanien.

Unsere Kicker kauerten auf dem Warschauer Rasen und konnten es nicht fassen. Ungläubigkeit, nacktes Entsetzen in den Gesichtern, denn es bleibt dabei: Sobald Deutschland bei einem Turnier die blauen Trikots und weißen Hosen der Italiener sieht, läuft nichts mehr. Auch der achte Versuch, unseren Erzrivalen zu bezwingen, ging daneben.

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Manuel Neuer: 3

Chancenlos bei den Gegentoren. Konnte einem nur Leid tun.

Jérome Boateng: 6

Ließ sich vor dem 0:1 von Cassano wie ein naiver Schuljunge austricksen. Danach ging nichts mehr.

ab 70. Müller: –

Konnte nichts mehr bewegen

Mats Hummels: 5

Patzte vor dem 0:1. Für Deutschlands stärksten Abwehrspieler wurde es gegen Italien ein Fußball-Alptraum.

Holger Badstuber: 5

Balotelli war für ihn eine Nummer zu groß. Chancenlos gegen das Torungeheuer.

Phillip Lahm: 5

Dass er vor dem 0:2 auf Abseits spekulierte, war ein Drama. Den Fehler konnte er nicht mehr gut machen.

Bastian Schweinsteiger: 5

Er rannte viel, aber dabei kam nichts raus. Er war nie der Chef, der er sein will.

Sami Khedira: 3

Er hatte Mumm, er kämpfte, er schoss. Er stemmte sich gegen die Niederlage.

Toni Kroos: 5

Schwamm irgendwie mit. Aber entscheidende Impulse konnte er nicht geben.

Mesut Özil: 4

Er hatte gute Momente. Aber es waren zu wenige. Zum Schluss ging die Kraft aus.

Lukas Podolski: 6

Ohne Dynamik. Ohne Spielwitz. Ohne Torgefahr. Er war eine Enttäuschung.

ab 46. Reus: 3

Kaum auf dem Platz, zündete er. Sein Freistoß krachte an die Latte. Er brachte frischen Wind ins deutsche Spiel.

Mario Gomez 6:

Das war nichts. Keine Torchance, kein vernünftiges Zuspiel.

ab 46. Klose: 4

Er versuchte alles. Aber der Star von Lazio Rom hatte keine einzige Torchance.

Sechs Jahre nach der Halbfinal-Pleite bei unserer Heim-WM der nächste ganz, ganz üble Tiefschlag von Pirlo, Buffon und Co. Die „Pizza Endstationi“, die wir den Italienern verabreichen wollten, blieb uns selbst im Halse stecken. Was für eine Enttäuschung!

„In der Kabine fließen Tränen“, verriet Löw bei der ARD, „es ist mucksmäuschenstill, man ist zutiefst enttäuscht.“

Dabei fing es doch gar nicht mal so schlecht an. Hummels hätte zur Führung treffen können, doch Pirlo rettete auf der Linie (5.). Dann faustete Buffon Barzagli an – fast ein Eigentor (12.). Auch bei Kroos’ Geschoss fehlte nicht viel (13.). Doch was unserem Team gestern abging, war ein Angreifer in Topform. Den hatte dafür Italien. „Wir machen blöde Fehler und kriegen dadurch zwei Gegentore. Wenn man solche Fehler macht und gegen Italien in Rückstand gerät, dann wird es sehr schwierig“, sagte Kapitän Philipp Lahm nach der Partie. Absolut!

Schlimme deutsche Abwehrfehler und ein fantastisch aufgelegter Mario Balotelli entschieden die Partie.

Zunächst ließ sich Hummels links außen von Cassano wie ein Anfänger vernaschen, Badstuber war in der Mitte gegen die Flanke und den heranfliegenden „Bad Boy“ Balotelli viel zu überrascht und machtlos – das 0:1 (20.).

Özil (27.) und Khedira hätten aus der Distanz ausgleichen können (35.), doch prompt folgte die nächste eiskalte Dusche: Montolivos langer Ball wurde von Lahm unterschätzt, Balotelli zog in seinem Rücken auf und davon und hämmerte die Kugel, als gebe es kein Morgen in den rechten oberen Winkel. 0:2 (36.). Da war er wieder, Deutschlands Albtraum Italien.

Löw korrigierte seine Aufstellung nach dem Wechsel. Klose und Reus kamen für die wirkungslosen Gomez und Podolski. Bitter für den Bundestrainer, dem sein goldenes Startelf-Händchen erstmals in diesem Turnier abhanden kam – dafür aber auch gleich richtig! Reus wirbelte sofort munter drauf los, ein bisschen Hoffnung für Deutschland.

Doch der Fisch wollte nicht ins Netz. Lahm hob ihn freistehend drüber (49.) und ärgerte sich später: „Wenn ich den mache, haben wir vielleicht noch die Chance zum Ausgleich.“ Dann lenkte Buffon Reus’ Freistoß an die Latte (62.).

Die Minuten verrannen, Marchisio (67./75.) und die Natale (82.) hätten gar noch erhöhen können. Özils Elfmetertor in der Nachspielzeit kam zu spät.

Es jubelten mal wieder die Italiener. „Wir sind alle glücklich. Wir sind jetzt im Finale und haben gegen eine Top-Mannschaft gewonnen“, sagte Riccardo Montolivo: „Wir haben eine super erste Halbzeit gespielt.“

Deutschland hat seine schlechteste Halbzeit des ganzen Turniers gespielt. Statt nach Kiew geht es nun Freitagmittag mit dem Flieger nach Frankfurt. Ohne Pokal, mit reichlich zerstörten Hoffnungen. „Endstationi“ für Deutschland. Es ist so bitter.