Wildcampen in DeutschlandBei Verstoß drohen bis zu 2500 Euro Strafe

Ein Campervan steht am Strand

Vanlife ist Trend, doch ist Wildcampen in Deutschland eigentlich erlaubt?

Ist Wildcampen in Deutschland erlaubt? Regeln, Tipps & Alternativen: Wir haben die Antworten zur Gesetzeslage in den einzelnen Bundesländern.

von Nicola Pohl (npo)

Es könnte so schön sein: das Zelt im Wald aufschlagen oder den Campervan mitten in der Natur parken und unter dem Sternenhimmel schlafen. Doch was in Skandinavien das Normalste der Welt ist, gestaltet sich in Deutschland etwas komplizierter.

Insbesondere in den letzten Jahren hat sich bei vielen Menschen der Wunsch gesteigert, Zeit alleine in der Natur zu verbringen. Und nicht zuletzt machen sich immer mehr Reisende mit dem eigenen Auto, Van oder Wohnmobil auf den Weg ins Abenteuer.

Auch in Deutschland gibt es zahlreiche Sehenswürdigkeiten und schöne Orte, die man bereisen kann, sodass viele Reisende Urlaub in ihrem Heimatland machen. Sei es nur als kleiner Wochenendausflug.

Alles zum Thema Sehenswürdigkeiten in Deutschland

Kein Wunder also, dass sich viele fragen, ob Wildcampen in Deutschland erlaubt ist. Wir klären, in welchen Bundesländern und unter welchen Bedingungen Wildcamping in Deutschland erlaubt ist, welche Alternativen es gibt und was es beim Reisen dieser Art zu beachten gibt.

Was gilt als Wildcamping?

Unter Wildcamping versteht man das Übernachten mit Zelt, Auto, Van oder Wohnmobil abseits von Campingplätzen – und zwar mitten in der Natur. Davon zu unterscheiden ist normales campen oder auch rasten bzw. biwakieren.

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Was gilt als campen?

Als campen gilt das Übernachten in mobilen Unterkünften wie Zelten, Dachzelten, Autos, Wohnmobilen oder ausgebauten Campervans. Allerdings nicht zwangsläufig in der Natur oder im Wald, sondern je nachdem auch auf Campingplätzen oder Parkplätzen.

Rasten und Biwakieren

Teilweise ist der Übergang zwischen Wildcampen und Rasten fließend. Mit Rasten ist generell eine kurze Pause gemeint, dies ist auch in der Natur erlaubt. Häufig ist es allerdings nicht klar erkennbar, ob zum Beispiel ein Auto nur einen kurzen Stopp einlegt oder über Nacht an einem Ort gestanden hat.

Davon zu unterscheiden ist auch das sogenannte Biwakieren, das Übernachten im Freien, ohne Zelt oder Campervan, zum Beispiel nur mit Isomatte und Schlafsack. Beliebt ist diese Art der Übernachtung vor allem bei Radfahrern oder Wanderern auf längeren Touren.

Ist Wildcampen in Deutschland erlaubt?

Allgemein ist Wildcampen in Deutschland nicht erlaubt. Das heißt, weder das Zelten in der Natur, noch das Übernachten in einem Camper ist laut Gesetz auf öffentlichen Flächen erlaubt. Auch auf Privatgelände ist Wildcamping verboten, wenn keine Erlaubnis vorliegt.

Besondere Vorsicht ist in Naturschutzgebieten geboten, denn auch dort ist das Übernachten zum Schutz der Flora und Fauna verboten. Wer erwischt wird, muss mit hohen Strafen rechnen.

Es gibt jedoch einige Ausnahmen sowie Bundesländer, in denen Wildcamping in bestimmten Umfang erlaubt ist. Mehr dazu weiter unten im Artikel.

Wie hoch ist die Strafe für Wildcampen in Deutschland?

Unerlaubtes Wildcampen in Deutschland kann zu hohen Strafen führen. Wenn man Glück hat, gibt es zunächst nur eine Verwarnung, wenn man Pech hat direkt eine Strafe. Die Höhe der Strafe hängt unter anderem vom Bundesland ab und davon, ob man sich zum Beispiel in einem Naturschutzgebiet befindet. Im Schnitt liegen die Bußgelder zwischen 100 und 2500 Euro.

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Ist es erlaubt, im Auto zu schlafen?

Einen Sonderfall bezüglich Wildcamping in Deutschland stellt das Übernachten im Auto dar. Denn zumindest laut der Straßenverkehrsordnung ist das kein Problem. Ein Verbot, im eigenen Auto zu schlafen, gibt es nicht.

Allerdings gilt es dabei zu beachten, wo angehalten und geparkt werden darf. Parkt man zum Beispiel auf einem offiziellen Parkplatz und weder im Halteverbot noch auf Privatgrundstücken, spricht nichts dagegen, eine Nacht im Auto zu verbringen, falls man während der Autofahrt zu müde wird, um weiterzufahren.

Das Gleiche gilt für das Übernachten im Van oder Wohnmobil am Straßenrand, um die „körperliche Fahrtüchtigkeit wieder herzustellen“. Vorausgesetzt, es gibt keine speziellen Verbotsschilder für Wohnmobile. Allerdings sollte es sich auf diese eine Nacht beschränken, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass man dort dauerhaft campen möchte.

Ebenfalls wichtig: Der Camper sollte wirklich zum Schlafen genutzt werden. Fängt man an, die Markise auszufahren oder Tisch und Stühle vor dem Fahrzeug aufzustellen, gilt das als campen.

Wildcampen in Deutschland: Das Gesetz je nach Bundesland

Das Thema Wildcampen in Deutschland ist schwierig, da die Regeln und Gesetze in den einzelnen Bundesländern verschieden sind, sodass es schwer ist, den Überblick zu behalten. In den meisten Bundesländern ist Wildcamping zwar verboten, wenn keine Erlaubnis vorliegt, doch einige wenige Bundesländer sehen das Ganze etwas lockerer.

1. Wildcampen in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg verbietet das Naturschutzgesetz das Übernachten in der Wildnis, da es ein Betretungsrecht für motorisierte und abgestellte Fahrzeuge sowie Zelte gibt. Ausnahme: Im Schwarzwald gibt es Trekking-Camps, auf denen von Mai bis Oktober legal übernachtet werden darf.

> Hier geht's zu den Trekkingplätzen im Schwarzwald.

2. Wildcampen in Bayern

Das wunderschöne Bundesland Bayern mit seinen Bergen und Seen gehört leider zu den striktesten. Hier ist Wildcamping ganz klar verboten, denn das Naturschutzgesetz erlaubt das Zelten oder Parken von Wohnmobilen und Vans in der Natur nicht.

In Nationalparks oder Wasserschutzgebieten wird es besonders teuer, wenn man erwischt wird. Strafen von bis zu 2.500 Euro können fällig werden. Ein bisschen Wildcamping-Feeling gibt es allerdings auf den offiziellen Zeltplätzen im Spessart, Altmühltal, Franken- und Steigerwald, wo gegen eine Gebühr offiziell in der Wildnis übernachtet werden darf.

> Hier geht's zu den Trekkingplätzen in Bayern.

3. Wildcampen in Berlin

Auch im Gebiet der Hauptstadt Berlin sagt das Gesetz das gleiche, wie in vielen anderen Bundesländern: Das Wildcampen in der Natur ist verboten, genauso wie ein Feuer zu machen.

4. Wildcampen in Brandenburg

Wer mit Zelt in Brandenburg unterwegs ist, darf sich freuen, denn hier sind die Regeln tatsächlich weniger streng. Wanderer, Fahrradfahrer und Co. dürfen für eine Nacht mit ihrem Zelt in der Natur bleiben. Auf privaten Grundstücken ist es nur mit der Erlaubnis des Eigentümers gestattet. Bußgelder fürs Wildcampen fallen mit bis zu 100 Euro außerdem milder aus als zum Beispiel in Bayern.

5. Wildcampen in Bremen

In Bremen gibt es keine speziellen Gesetze, die Wildcamping verbieten. Als Stadt-Staat und kleinstes Bundesland gibt es in Bremen allerdings auch kaum Gebiete mit reiner Natur, sodass die Umsetzung an sich schwierig sein dürfte.

6. Wildcampen in Hamburg

In Hamburg ist das Wildcampen laut Landeswaldgesetz verboten und wird bei Verstößen mit Strafen zwischen 25 und 2.500 Euro geahndet. Die einzige Möglichkeit, legal in der Natur zu übernachten, ist es, die Erlaubnis des Grundstückeigentümers und der Behörde einzuholen.

7. Wildcampen in Hessen

In Hessen ist Wildcamping generell nicht gestattet. Alternativ ist es möglich, sich die Erlaubnis des Grundstücks- oder Waldbesitzers einzuholen.

8. Wildcampen in Mecklenburg-Vorpommern

Auch in Mecklenburg-Vorpommern ist Wildcampen für Vans, Autos oder Wohnmobile verboten. Wanderer, die mit Zelt unterwegs sind, haben allerdings mehr Glück: Das Naturschutzausführungsgesetz gestattet es ihnen, für eine Nacht in der Natur ihr Zelt aufzuschlagen. Diese Erlaubnis gilt allerdings nur für Gebiete, die sich nicht in einem Wald, Nationalpark oder Naturschutzgebiet befinden. Bei Verstoß drohen Bußgelder bis zu 100 Euro.

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Wildcampen in Deutschland: Die Gesetzeslage hängt vom Bundesland ab.

Wildcampen in Deutschland: Die Gesetzeslage hängt vom Bundesland ab.

9. Wildcampen in Niedersachsen

Laut Gesetz ist Wildcampen auch in Niedersachsen verboten und es können bei Verstoß Geldstrafen zwischen 10 und 250 Euro verhängt werden.

10. Wildcampen in Nordrhein-Westfalen

In NRW ist Wildcamping laut dem Landesforstgesetz untersagt. In der Eifel ist es jedoch möglich, auf Trekkingplätzen für eine Nacht als Wanderer sein Zelt aufzuschlagen. Verstöße gegen das Gesetz werden ansonsten mit bis zu 80 Euro pro Tag geahndet.

> Hier geht's zu den Trekkingplätzen in NRW.

11. Wildcampen in Rheinland-Pfalz

In Rheinland-Pfalz ist Wildcampen laut Gesetz verboten. Wer dagegen verstößt und erwischt wird, kann mit bis zu 100 Euro Bußgeld bestraft werden. Wanderer haben die Möglichkeit, auf speziellen Trekking-Camps im Hunsrück und Pfälzerwald ihr Zelt für eine Nacht aufzuschlagen.

> Hier geht's zu den Trekkingplätzen im Hunsrück.

12. Wildcampen im Saarland

Dem Naturschutzgesetz im Saarland zufolge ist das Wildcampen auch in diesem Bundesland verboten.

13. Wildcampen in Sachsen

Wildcampen ist in Sachsen mit dem Auto, Bus oder Wohnmobil untersagt. Als Wanderer ist es jedoch möglich, im Elbsandsteingebirge für 5 Euro auf bestimmten Plätzen zu zelten.

> Hier geht's zu den Trekkingplätzen in Sachsen.

14. Wildcampen in Sachsen-Anhalt

In Sachsen-Anhalt ist Wildcamping ebenfalls verboten, wenn keine ausdrückliche Genehmigung vom Besitzer des Grundstücks vorliegt.

15. Wildcampen in Schleswig-Holstein

Ohne Erlaubnis der Eigentümer eines Grundstücks ist das Wildcampen in Schleswig-Holstein verboten. Wanderer mit Zelt haben mehr Glück: Sie können in speziellen Gebieten kostenlos auf Trekkingplätzen für Radfahrer und Wanderer nächtigen.

> Hier geht's zu den Trekkingplätzen in Schleswig-Holstein.

16. Wildcampen in Thüringen

In Thüringen ist Wildcampen verboten. Verstöße werden mit bis zu 100 Euro geahndet.

Wie und wo ist Wildcampen in Deutschland erlaubt?

Um dennoch frei in der Natur übernachten zu können, gibt es einige Möglichkeiten. Denn die einzige Alternative zum Wildcampen ist nicht direkt der spießige Campingplatz nebenan.

1. Um Erlaubnis fragen

Wildcampen in Deutschland mag generell verboten sein, es ist allerdings möglich, sich die Erlaubnis bei dem Besitzer eines Grundstücks, den zuständigen Behörden oder dem Förster zu holen, eine Nacht in der Natur zu verbringen.

2. Wildcampen auf offiziellen Parkplätzen

Um Plätze zum Wildcampen in Deutschland zu finden, gibt es auch Apps wie Park4Night, mit der sich zum Beispiel Parkplätze entdecken lassen, auf denen das Übernachten mit Van oder Wohnmobil offiziell erlaubt ist. Manchmal kosten diese etwas, häufig sind sie auch kostenlos.

3. Legales Wildcampen Deutschland auf speziellen Plätzen

AirBnB für Camper? Ja, auf Plattformen wie Roadsurfer Spots können Privatpersonen einen Platz auf ihrem Grundstück in der Natur vermieten. Als Camper hat man so die Möglichkeit, legal und für eine kleine Summe „wildzucampen“, ohne sich Sorgen über eine Strafanzeige machen zu müssen.

Weitere Seiten, wo sich nach Plätzen für Camper und Wanderer mit Zelten suchen lässt, sind zum Beispiel 1 Nite Tent, Pop-up-Camp oder Campspace.

4. Naturzeltplätze

Nicht jeder Campingplatz ist per se schlecht, wenn man am liebsten in der Natur unterwegs ist. Kleinere Campingplätze, die direkt in der Natur liegen, vermitteln einem ein ähnliches Gefühl, wie beim Wildcampen und sind dabei legal. Anders als auf größeren Plätzen, wo häufig Dauercamper die Plätze blockieren, sind hier eher alternative Camper unterwegs.

5. Trekkingplätze für Wanderer mit Zelt

Auf sogenannten Trekkingplätzen kann man in vielen Bundesländern für wenig Geld mitten in er Natur übernachten. Allerdings richtet sich dieses Angebot lediglich an Menschen mit Zelt.

Wo wird Wildcampen geduldet?

Zwar ist Wildcampen in Deutschland generell verboten, jedoch gibt es einige Bundesländer, die ganze etwas lockerer sehen. Je nach Region wird Wildcamping von den Einheimischen geduldet, auch wenn es offiziell verboten ist. 


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Wildcampen in Deutschland: Das gibt's zu beachten

Insbesondere der Vanlife-Hype und das schlechte Benehmen einiger Camper hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass nicht nur Deutschland, sondern auch viele andere Länder wie zum Beispiel Portugal ihre Gesetze bezüglich Wildcamping stark verschärft haben. Dabei ist es wichtiger denn je, unsere Natur zu schützen und respektvoll mit ihr umzugehen. Auch, damit es zukünftig nicht noch mehr Einschränkungen für Alternativreisende geben wird.

So verhält man sich richtig beim Wildcampen:

  • Kein Campingverhalten zeigen: Leider vermittelt vor allem Social Media ein völlig falsches Bild vom Wildcampen. Denn gerade, wenn man irgendwo wildcampen möchte, wo es offiziell verboten ist, sollte man sich unauffällig verhalten. Das bedeutet: Sich ruhig verhalten und im Van bleiben. Keinesfalls die Markise ausfahren, Tische und Stühle oder Decken und Kissen draußen ausbreiten. 
  • Müll mitnehmen: Den Platz so verlassen, wie man ihn vorgefunden hat. Abfälle und Essensreste jeglicher Art haben nichts in der Natur verloren. Dazu zählen auch Zigarettenstummel, Teebeutel, Bananenschalen oder Kaffeesatz. Vermüllte Stellplätze sind der Grund dafür, warum Camper vielerorts nicht gerne gesehen werden.
  • Respekt gegenüber der Natur zeigen: Auch Wald- und Wildtiere sollten beim Campen nicht gestört und Pflanzen nicht beschädigt werden. Laute Musik, Lärm, Lagerfeuer oder Herumgetrampel im Gebüsch können dazu führen, dass Tiere verschreckt und vertrieben werden.
  • Geschütze Gebiete vermeiden: Nationalparks und Naturschutzgebiete sind meist besonders schön aufgrund ihrer unberührten Natur. Und genau aus diesem Grund sollte hier auch kein Wildcamping stattfinden, da die Ökosysteme sonst aus dem Gleichgewicht kommen können. Auch landwirtschaftlich genutzte Gebiete und Jagdgebiete sollten gemieden werden.
  • Keine Lagerfeuer machen: In den meisten Gebieten sorgen Lagerfeuer für ein erhöhtes Waldbrandrisiko. Doch auch abgesehen davon, können Feuer den Boden schädigen und Tiere in der Umgebung stören.
  • Natur nicht als Toilette nutzen: Beim Wildcampen in der Natur gibt es in der Regel keine Toilette in der Nähe. Ist man also im Camper unterwegs und hat keine Toilette in seinem Van ist es das Mindeste, dass man kein Toilettenpapier im Wald liegen lässt und das große Geschäft vergräbt. Viel besser aber ist es, eine Trockentrenntoilette* dabei zu haben. Die passen bereits in kleine Vans und sorgen dafür, dass die Natur nicht verunreinigt wird.

Quellen

Wenn wir alle mehr Acht auf unsere Natur geben und uns respektvoll verhalten, wird es auch in Zukunft noch möglich sein, mit dem Campervan durch Deutschland zu reisen. Dafür ist es allerdings wichtig, dass wir verantwortungsvoll sind.