Eine neue TV-Doku über Daniel Küblböck (†) zeigt unter anderem seine letzte Botschaft, lässt Weggefährten zu Wort kommen. EXPRESS.de erinnert sich an den Entertainer.
Küblböcks letzte Botschaft„Auf dem Schiff klappt irgendwie nichts ...“

Copyright: BR/Gebrüder Beetz Filmproduktion
So liebten ihn seine Fans (und verspotteten ihn seine Gegner): Daniel Küblböck am Anfang seiner Karriere auf einem undatierten Foto. Alle drei Teile der Doku „Die Küblböck-Story – Eure Lana Kaiser“, laufen ab 26. August 2025 in der ARD-Mediathek. Im BR-Fernsehen zu sehen sein wird die Doku am 27. August (23.50 Uhr; Teil 1) sowie am 28. August (ab 22.45 Uhr; Teil 2 und 3).
Er war ein tragischer Held, ein Chamäleon und wurde nach seinem Tod zur queeren Legende! Am 27. August hätte Daniel Küblböck seinen 40. Geburtstag gefeiert (oder besser gesagt Lana Kaiser). Er führte ein ebenso pralles wie trauriges Leben, surfte nur kurz auf der Erfolgswelle – bis der Atlantische Ozean ihn verschluckte. Eine dreiteilige ARD-Doku setzt ihm/ihr jetzt ein Denkmal. EXPRESS erinnert sich an viele Begegnungen. Der ehemalige DSDS-Star war seiner Zeit oft voraus.
Eine neue Show erobert 2003 Deutschland, lockt bis zu 13 Millionen Zuschauer, Jung und Alt, vor den Bildschirm. „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) macht Teenies, von denen vorher noch nie jemand gehört hatte, bekannter als manchen Nationalkicker. Alexander Klaws (heute 41), kernig wie eine ostwestfälische Eiche, „Viva-la-Diva“ Juliette Schoppmann (45) und Daniel Küblböck, der „singende Kermit“ (Dieter Bohlen, 71), haben es ins Finale geschafft. Autogrammstunden nur mit Security, ein Interview jagt das nächste.
Daniel Küblböck: Traurige Kindheit, dann schneller Ruhm
Daniel, gerade mal 17, ist nicht der beste Sänger, aber ein genialer Entertainer. Sobald das Aufnahmegerät läuft, legt er den Schalter um. Reißt die oft so traurigen Augen hinter dem Kassengestell weit auf, zieht den breiten Mund bis zu beiden Ohren hoch und erzählt, meist flankiert von seinem Vater Günther, wie toll das Leben als Superstar ist, welche Eissorte er am liebsten isst, was er am liebsten hört. Einfach alles, was seine Fans hören wollen.
Dass seine alkoholsüchtige Mutter sich einst nachts auf ihn stürzte und mit den Worten „Du bist nichts und du wirst auch nichts werden“ würgte, verschweigt er. Dass er zu seinem Vater Günther flüchtete, der allerdings längst eine neue Familie gegründet hatte, dann erst im Kinderheim, später im betreuten Wohnen landete, bleibt ebenso unerwähnt.
Er zeigt sich lieber in inniger Umarmung mit dem Papa, der so stolz auf ihn ist und den Sohn mittlerweile als Manager betreut. Als Daniel im Finale rausfliegt, weint der junge Mann bittere Tränen, sagt aber auch selbstkritisch: „Ich habe meine positiven Energien fließen lassen. Aber ich weiß, dass ich eine schlechtere Stimme als Alexander und Juliette habe.“
TV-Psychologe Ulrich Schmitz (u. a. „Big Brother“) warnt anschließend im EXPRESS: „Daniel ist von einer Riesen-Woge der Popularität getragen worden. Aber irgendwann läuft diese Woge auch am Ufer des Alltags aus. Darauf muss er unbedingt vorbereitet werden.“ Ach, wäre die Warnung doch ernster genommen worden! Daniel Küblböck sorgt für Schlagzeilen. Nur 1000 Fans kommen, um ihn 2003 live in der Düsseldorfer Philipshalle zu erleben. Oliver Pocher macht sich in einer Küblböck-Parodie mit homophoben Sprüchen über den Mann lustig, der sich längst geoutet hat.
Daniel brettert 2004 ohne Führerschein in einen Gurkenlaster und fleht in „Stern TV“: „Bitte sendet mir keine Gurkengläser mehr.“ Kann 2004 das „Dschungelcamp“, wieder so ein neues RTL-Format, der Turbo für seine Karriere werden? Fakt ist: Die Zuschauer wollen ihn leiden sehen. Fünfmal hintereinander schicken sie das Sensibelchen in die Prüfung, ergötzen sich daran, wie er in einem Glassarg mit 30.000 Kakerlaken überschüttet wird, kreischt, am ganzen Körper zittert und dennoch nicht aufgibt. Er kämpft weiter, futtert, singt und tanzt sich durch diverse Formate.
Sein Album 2005 floppt, er erfindet sich erfolgreich neu als Jazz-Sänger. „Die Teenies sind heute wohl eher bei Tokio Hotel aufgehoben“, erkennt er lakonisch. Er lässt sich von einer reichen Immobilien-Millionärin auf Mallorca adoptieren, investiert sein Geld, als kaum einer daran denkt, in Solarenergie und verdient Millionen damit. Er findet seine große Liebe in Berlin und beginnt dort seine Ausbildung als Schauspieler. „Er wollte endlich ernster wahrgenommen werden als Schauspieler“, sagt Olivia Jones (55) in der ARD-Doku.
Doch Daniel ist überfordert, fühlt sich homophob gemobbt, kommt immer häufiger betrunken zu den Proben und darf schließlich nicht mal am Abschlussstück teilnehmen. Wieder weint er bittere Tränen, aber nicht vor einem Millionenpublikum, sondern in „Gittis Bierbar“. Erneut kämpft er, singt: „Ich gehöre nicht jedem, ich gehöre nur mir.“ Denn er erkennt immer mehr, dass er im falschen Körper lebt. Lucy Diakovska (49, „Popstars“) ist in der ARD-Doku davon überzeugt, dass „heute jemand wie Lana eine ganz andere Bühne und Akzeptanz bekommen würde“. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen.
„Ich nehme Hormone, ich hoffe, ihr respektiert mich und auch als Künstlerin – die Lana Kaiser“, fleht Daniel, besser Lana, bevor sie 2018 an Bord des Kreuzfahrtschiffes Aida Luna geht.
Sie trägt Frauenkleider, und es wird laut Bordgästen nicht nur hinter vorgehaltener Hand getuschelt. Lana ertränkt ihren Frust, schickt irgendwann stockend eine Sprachnachricht an ihren Freund Manuel Pils: „Hallo, ich bin's, der Daniel, die Lana eigentlich. Ich möchte gern nach New York. Auf dem Schiff klappt irgendwie nichts. Ich möchte hier runter“. Am 9. September 2018 geht Lana etwa 185 Kilometer nördlich von Neufundland über Bord. Selbstmord oder Unfall? Keiner weiß es. Viele Fans hoffen noch immer auf ein Wunder, obwohl die Todeserklärung 2021 erfolgte. Ruhe in Frieden, Lana!