Wütende ProtesteKönig Willem-Alexander wird derbe beschimpft – Ministerpräsident muss eingreifen

Die niederländische Prinzessin Amalia, König Willem-Alexander und Königin Maxima winken vom Balkon im Schloss Noordeinde. Begleitet von lautstarken Protesten hat sich die niederländische Königsfamilie am traditionellen Prinsjesdag dem Volk präsentiert.

(von l. nach r.): Prinzessin Amalia, König Willem-Alexander und Königin Maxima schlug am traditionellen „Prinsjesdag“ (20. September) ein eisiger Wind entgegen. 

Der niederländische König Willem-Alexander wollte am Dienstag  eigentlich den Tag der Parlamentseröffnung zelebrieren. Doch sein Auftritt in Den Haag sorgte vor allem für wütende Protesten. 

Es sollte ein ganz normaler Arbeitstag werden für König Willem-Alexander (55): Am Dienstag (20. September) wurde in der niederländischen Stadt Den Haag der „Prinsjesdag“ gefeiert. 

Dabei handelt es sich um einen der wichtigsten Tage des Jahres in der niederländischen Politik: Am „Prinsjesdag“ wird nämlich das Sitzungsjahr des niederländischen Parlaments eröffnet. Daher findet die Feier auch in Den Haag statt, dem Parlaments- und Regierungssitz der Niederlande.

König Willem-Alexander: Royaler Auftritt sorgt für Proteste in Den Haag

Eine wichtige Rolle kommt am „Prinsjesdag“ auch König Willem-Alexander und seiner Familie zu. Traditionell fährt die Königsfamilie an diesem Tag mit einer gläserner Kutsche vom Königspalast aus durch die Stadt, bevor der König dann die sogenannte Thronrede hält. Darin gibt die Regierung die Zielsetzungen ihrer Politik für das kommende Jahr bekannt. Die Thronrede wurde in diesem Jahr im Stadttheater gehalten. 

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Soweit also ein ganz gewöhnlicher Auftritt für König Willem-Alexander. Doch in diesem Jahr kam alles anders: Die erwarteten Jubelstürme der Besucherinnen und Besucher blieben nämlich größtenteils aus – stattdessen wurden die niederländischen Royals lautstark mit Buhrufen und Beleidigungen bedacht. 

Wie unter anderem der „Berliner Kurier“ und „Gala“ berichten, hätten zwar einige Fans der Königsfamilie vor dem Stadttheater zugejubelt. Wesentlich lauter seien aber Buhrufe, Beleidigungen und Pfiffe zu hören zu gewesen. König Willem-Alexander wurde dabei sogar als „Landesverräter“ beschimpft.

Auch als sich die königliche Familie nach der Thronrede noch einmal auf dem Balkon des königlichen Palasts zeigte, erklangen erneut vor allem Buhrufe und zahlreiche Demonstranten verliehen ihrem Ärger mit umgedrehten Nationalflaggen Ausdruck.

Dabei sind Proteste gegen die königliche Familie in den Niederlanden eigentlich höchst unüblich – weshalb Beobachterinnen und Beobachter glauben, dass sich die Wut in erster Linie nicht gegen den König selbst richteten.

Expertin vermutet: Darum kam es zu Protesten gegen Willem-Alexander

Die Soziologin Jacquelien van Stekelenburg erklärte gegenüber der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt NOS, die Menschen „sehen ihn (Willem-Alexander) eher als Vertreter der Politiker, auf die sie so wütend sind.“

Sie zeigte sich von den Protesten nicht überrascht: „Das Verhältnis zwischen bestimmten Gruppen und der Regierung ist so angespannt, dass es nicht verwunderlich ist, dass sie sich auch am ‚Prinsjesdag‘ Gehör verschaffen. Schließlich ist dieser Tag ein Symbol der Regierungspolitik.“

Bauernproteste beschäftigen die Niederlande 

Auslöser für die Buhrufe dürften vor allem die sogenannten Bauernproteste gewesen sein: Seit mehreren Wochen wehren sich Landwirte in den Niederlanden gegen strengere Umweltauflagen der Regierung. 

Am „Prinsjesdag“ wollten viele Bauern auf diese Angelegenheit aufmerksam machen – und hielten sich dabei nicht immer an die Regeln: Die Polizei musste insgesamt sechs Traktoren beschlagnahmen. 

Nachdem die Proteste gegen die Königsfamilie derart hohe Wellen geschlagen und die Polizei fünf Demonstranten festgenommen hatte, musste sich sogar der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte (55) zu der Angelegenheit äußern. 

Wie die „Gala“ ebenfalls berichtet, bezeichnete der Politiker den Vorwurf des Landesverrats gegenüber König Willem-Alexander als „lächerlich“, „unsinnig“ und „inakzeptabel“.

Weiter hieß es: „Die Leute, die auf anständige Weise protestieren, nehme ich sehr ernst, und verstehe das.“ Er werde es aber nicht dulden, dass man „den König einen Landesverräter nennt“. (tab)