Wie verlässlich bleibt die transatlantische Partnerschaft? Bei „Markus Lanz“ äußerte sich CDU-Politikerin Karin Prien zur neuen US-Sicherheitsstrategie und verteidigte dabei die Reaktion von Bundeskanzler Friedrich Merz. Ihre Einschätzung stieß beim ZDF-Moderator allerdings auf deutliche Irritation.
„Ist das okay für uns?!“Markus Lanz platzt der Kragen

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Zwischen Moderator Markus Lanz und Bundesbildungsministerin Karin Prien kam es zu einem hitzigen Wortgefecht. (Bild: ZDF/ Cornelia Lehmann)
Aktualisiert
Mit einem Papier zur neuen US-Sicherheitsstrategie sorgte das Weiße Haus erst vor wenigen Tagen für weltweite Aufruhr.
Der Grund? Statt sich mit Blick auf den anhaltenden Ukrainekrieg zur NATO und den damit verbundenen westlichen Werten zu bekennen, war von einer „strategischen Stabilität“ mit Russland die Rede.
Zudem wurde in dem Papier zu einem Ende der Feindseligkeiten aufgefordert, „um die europäischen Volkswirtschaften zu stabilisieren und eine unbeabsichtigte Eskalation oder Ausweitung des Kriegs zu verhindern“.
Während aus Europa scharfe Kritik zu entnehmen war, lobte Russland die neue Sicherheitsstrategie der USA als „positiven Schritt“. Bei „Markus Lanz“ warnte ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen derweil eindringlich: „Aus Washington wird das wirtschaftliche Interesse in den Vordergrund gestellt - das Geschäfte machen mit Russland über die Köpfe der Ukrainer (...) hinweg. Das betrifft zutiefst unsere Sicherheitsinteressen auch in Europa.“

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Bei „Markus Lanz“ wurde am Dienstagabend die neue US-Sicherheitsstrategie eingeordnet. (Bild: ZDF/ Cornelia Lehmann)
Hinzu komme laut Theveßen, dass Trump Europa bewusst spalten wolle mit Aussagen, dass in Europa eine „zivilisatorische Auslöschung“ durch „eine unkontrollierte Zuwanderung“ im Gange sei. „Er macht sich damit diese Umvolkungstheorie zu eigen, (...) die wir aus dem extrem rechten Lager (...) kennen“, so der Journalist.
Den Alarmismus wollte CDU-Politikerin Karin Prien nicht teilen. Sie mahnte, nicht jedes Wort von Trump wortwörtlich zu nehmen. Stattdessen müsse man „alles ein bisschen einordnen und schon auch sehen, dass das stark innenpolitisch motiviert ist“. Militärexpertin Florence Gaub nickte und äußerte eine deutliche Kritik in Richtung Europa: „Wir haben eine eigene Obsession mit Trump.“
Diese Aussage wollte Lanz nicht unkommentiert lassen. Er konterte: „Entschuldigung! Es ist keine Obsession, wenn man das ernst nimmt, was da jemand sagt.“
Markus Lanz stichelt in Richtung Karin Prien: „Ich weiß nicht, was Sie da hören“
Statt zurückzurudern, sagte Florence Glaub weiter: „Ich warne einfach vor dieser sehr Panik-getriebenen Lesart, die, glaube ich, aus der eigenen Verwundbarkeit herauskommt.“ Dem konnte Journalistin Eva Quadbeck nicht zustimmen. Sie gab zu: „Das ist schon wirklich nicht schön, was sich da zusammenbraut. Und das destabilisiert Europa.“

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Am Dienstagabend waren bei „Markus Lanz“ Karin Prien, Florence Gaub, Eva Quadbeck, Dr. Jan Wynands und (zugeschaltet) Elmar Theveßen zu Gast. (Bild: ZDF/ Cornelia Lehmann)
Eine Sorge, die Markus Lanz auch mit Blick auf die jüngste Reaktion von Friedrich Merz teilte. Der Kanzler erklärte, dass Trump Deutschland auch als alleinigen Partner betrachten könne, sollte er mit Europa als Ganzes nicht zusammenarbeiten wollen. Karin Prien sah darin jedoch nichts Verwerfliches. Im Gegenteil - die CDU-Politikerin erläuterte, dass Merz „zunächst einmal sehr gelassen auf das Papier reagiert“ habe und „nicht über jedes Stöckchen“ gesprungen sei. Er habe lediglich klargemacht: „Mit mir kannst du arbeiten, wenn du die EU so schlimm findest.“
Markus Lanz reagierte fassungslos und warnte erneut vor einer Spaltung Europas: „Das ist doch nicht unser Ernst!“ Er hakte schockiert nach: „Ist das okay für uns?!“ Prien ließ sich davon nicht verunsichern. Sie stärkte dem Kanzler weiter den Rücken und merkte an: „Merz ist doch nun wirklich derjenige, der dafür gesorgt hat, dass Europa mit einer Stimme immer wieder gesprochen hat in den letzten Monaten.“ Lanz sah dies anders. Er konterte: „Ich weiß nicht, was Sie da hören!“
Auch Eva Quadbeck haderte mit dem Lob an Friedrich Merz, denn: „Die Formulierung (...) ist genau das, was Trump möchte. Die geht so nicht.“ Florence Gaub entgegnete derweil, dass Deutschland allgemein mehr Selbstbewusstsein zeigen müsse, wenn es um die eigene Verteidigungsfähigkeit gehe. „Dieses sich in seinen Selbstzweifeln baden kann auch strategische Konsequenzen haben“, so Gaub. Damit konnte sie den ZDF-Moderator jedoch keinesfalls überzeugen. „Wir sind Demokratien. Wir leben vom Diskurs, wir leben vom Streit, wir leben vom Austausch“, so Lanz wütend.
Als Karin Prien schließlich von „einem Quantensprung“ in Bezug auf die veränderte „Haltung zur eigenen Verteidigungsfähigkeit“ sprach, stellte Lanz energisch klar: „Wir kriegen nicht mal eine Wehrpflicht hin!“
Karin Prien: „Alle wollen immer eine Reform, aber sie wollen nicht, dass es bei ihnen weh tut“
Nicht nur mit Blick auf die Beziehung zu den Vereinigten Staaten geriet Karin Prien in Erklärungsnot. Auch, als es um den Streit um die deutsche Rentenreform ging, musste sie sich den spitzen Fragen von Markus Lanz stellen. Als der ZDF-Moderator unter anderem die Debatte um die Generationengerechtigkeit ansprach, sagte Prien genervt: „Alle wollen immer eine Reform, aber sie wollen nicht, dass es bei ihnen weh tut. Ich glaube, es wird bei allen wehtun müssen.“
Prien wetterte weiter: „Ich bin für eine Rentenreform, die gewährleistet, dass der Bundeshaushalt nicht in dieser Größenordnung belastet wird, wie es jetzt beschlossen worden ist.“ Als Lanz immer wieder nachhakte, wo die CDU-Politikerin genau stehe, offenbarte sie schließlich: „Wenn ich jetzt alleine regieren dürfte, hätte ich das Paket auch nicht gemacht. Ich regiere aber nicht alleine, sondern wir haben eine Koalition.“ Damit sorgte sie für Sprachlosigkeit bei Lanz, der warnte, dass es bereits jetzt „eine Vertrauenskrise in die Demokratie“ gebe. Prien reagierte derweil unbeeindruckt und sagte wortkarg: „Ich muss doch die Realität anerkennen, dass ich in dieser Koalition regiere.“ (tsch)
