„Die letzte Instanz”Was Janine Kunze und Micky Beisenherz über Auftritt im WDR sagen

janine_Kunze

Janine Kunze hat zu den Vorwürfen Stellung bezogen und sich per Instagram-Post entschuldigt. Das Foto zeigt die Schauspielerin und Moderatorin aus Köln auf einer Pressekonferenz zum Karnevalsauftakt im Oktober 2020.

von Julia Bauer (jba)

Köln – Scharfe Kritik von der Kölner Komikerin Enissa Amani: Die Unterhaltungskünstlerin macht auf Instagram ihrem Unmut über die WDR-Talksendung „Die letzte Instanz” Luft. Es geht um Rassismus und den Umgang damit.

  • Enissa Amani kritisiert WDR-Sendung „Die letzte Instanz", weil Sendung ohne Betroffene stattfand
  • Talkrunde hatte Rassismus zum Thema: Janine Kunze, Thomas Gottschalk, Jürgen Milski und Micky Beisenherz zu Gast
  • Janine Kunze und Micky Beisenherz entschuldigen sich

In einem über 20-minütigen Livevideo, das die Komikerin im Anschluss am Samstagabend (30. Januar) auch in ihrem Profil teilte, kritisiert sie das Format des Kölner Senders. Grund: In der WDR-Sendung sprachen Menschen über Rassismus, die selbst keinen Rassismus erfahren haben.

Die Show, auf die sich Enissa Amani offenbar bezieht (sie nennt den Titel und die Showgäste bewusst nicht), hatte unter anderem Moderator Thomas Gottschalk, den bekannten Comedy-Autoren Micky Beisenherz sowie Mallorca-Sänger Jürgen Milski zu Gast. Moderiert wurde die Diskussionsrunde von Steffen Hallaschka.

Alles zum Thema Social Media

Enissa Amani wütend über WDR-Sendung „ Die letzte Instanz" zum Thema Rassismus

Enissa Amani ärgert sich über die Zusammenstellung der Gäste, die ihrer Auffassung nach ungeeignet dafür seien, um über Rassismus in Deutschland und entsprechende Erfahrungen, die sie selbst gar nicht gemacht haben können, zu sprechen.

So sagte sie im Video auf Instagram: 

Amani stellte aber auch klar, dass sie gegen einige Teilnehmer, die in der Talksendung saßen, persönlich nichts habe. Sagt aber auch: „Und ja, da sitzt auch der eine oder andere 'Schrott'-Mensch bei dieser WDR-Sendung.” Wen konkret sie meint, sagt die Komikerin nicht.

Ihr gehe es um die Sache – für sie sei es schlicht eine „Unverschämtheit”, dass es in manchen Sendungen in Deutschland „noch nicht angekommen” sei, dass in einer Talkrunde zu solch einem wichtigen und sensiblen Thema wie Rassismus Betroffene zwingend dabei sein müssen.

Dass fünf weiße Deutsche ohne Migrationshintergrund, nach Ansicht von Amani in einer ganz anderen Form von Gesellschaft sozialisierte Menschen, über Rassismus sprechen, macht die Komikerin fassungslos und wütend. 

Am nächsten Tag äußerte sich der WDR zu der Kritik und erklärte: „Wir verstehen die Kritik! Sie haben recht. Der Verlauf der Sendung war nicht so, wie wir es geplant und uns vorgestellt hatten. In der „letzten Instanz“ sollen kontroverse Themen auf unterhaltsame Weise diskutiert werden, und dabei darf natürlich jeder Gast seine Meinung äußern. Aber rückblickend ist uns klar: Bei so einem sensiblen Thema hätten unbedingt auch Menschen mit diskutieren sollen, die andere Perspektiven mitbringen und/oder direkt davon betroffen sind. Wir lernen daraus und werden das besser machen.“

Entschuldigung von Janine Kunze und Micky Beisenherz

Schauspielerin Janine Kunze (46, „Hausmeister Krause“) und Moderator Micky Beisenherz (43) haben sich für ihre Aussagen inzwischen entschuldigt. „Mir ist klar geworden, dass ich Menschen, insbesondere die der Sinti und Roma Community, mit meinen unbedachten Äußerungen zutiefst verletzt, als auch diskriminiert habe“, schrieb Kunze am Sonntag bei Instagram.

Kunze schrieb in ihrem Statement am Sonntag, als Mutter von drei Kindern sollte sie aufgeklärter sein. Sie werde künftig ihre Wortwahl überdenken. „Mein Wunsch ist es, dass wir voneinander lernen“. Ihr Statement versah sie mit dem skizzenhaften Bild eines Herzens.

Beisenherz sagte am Montag in seinem Podcast „Apokalypse und Filterkaffee“: „Wenn ich Leute enttäuscht habe, dann tut mir das aufrichtig leid, denn das möchte ich nicht.“ Er hätte in der Sendung bei vielen problematischen Aussagen vehementer reagieren müssen. „Das habe ich verstanden und das nehme ich mit fürs nächste Mal.“

Beisenherz wurde noch deutlicher: „Wenn da vier Kartoffeln sitzen und über Rassismus mit Karten abstimmen, dann ist im Kern ja schon mal etwas falsch, das kannst du so einfach nicht machen“, sagte er in seinem Podcast. Als Gesellschaft sei man deutlich weiter, „als im Jahr 2021 noch ernsthaft über dieses verdammte Schnitzel zu diskutieren und zu sagen, ich möchte unbedingt das Z-Wort benutzen, wenn ich bestelle.“

Enissa Amani: Twitter hat Problem bei „Die letzte Instanz" erkannt

Enissa Amani selbst wurde als Tochter eines Literaturwissenschaftlers und einer Ärztin in Teheran (Iran) geboren. Da ihre Eltern in ihrem Heimatland politisch verfolgt wurden, musste die Familie im Jahr 1985 fliehen. Sie kamen nach Deutschland und wohnten zunächst in Frankfurt am Main (Hessen). Seit 2006 lebt Amani in Köln.

Die Künstlerin empfindet die Auswahl der Gäste für die WDR-Sendung nicht nur als ungeeignet, sie bezeichnet sie als „Blamage für Deutschland”. Sie sei jedoch froh darüber, dass zumindest Menschen auf Twitter das Problem erkannt hätten und darüber sprechen. 

Und sie erwähnt zudem am Rande, dass der WDR natürlich auch gute Formate habe oder zum Beispiel Inklusion fördere.

Mit mehreren Beispielen versucht die Comedienne zu verdeutlichen, worin ihr Problem mit der Sendung besteht. Unter anderem: „Als nicht-lesbische Frau kann ich mich nicht hinsetzen und darüber sprechen, was Lesben diskriminierend finden und was nicht.” 

Enissa Amani kündigt an, in einer Podcast-Folge nochmal ausführlicher über das Thema zu sprechen. (jba)