Bares für RaresHorst Lichter platt: Zündholzschachtel verbirgt erotisches Geheimnis

Horst Lichter, Koch und Moderator, aufgenommen im Savoy Hotel. Er hat ein neues Buch geschrieben, mit dem Titel „Ich bin dann mal still: Meine Suche nach der Ruhe in mir“.

Die Händler wechseln schon mal, aber Horst Lichter ist seit zehn Jahren immer wieder von den Socken bei „Bares für Rares“.

Schon zehn Jahre lang gibt es „Bares für Rares“. Wer hätte gedacht, dass zwei bis drei Millionen Trödelfans nachmittags verfolgen, dass „ältere Menschen in Anglerjacken ihre alten Kuckucksuhren in irgendeine Trödelabteilung bringen“, wie Thomas Gottschalk (73) einst witzelte.

von Andrea Kahlmeier (ak)

„Wetten, dass ...“ der Moderator dieses Jahr abtritt, Horst Lichter aber noch lange nicht? Am Sonntag (13. August 2023) feierte das ZDF allerdings ganz unprätentiös um 10.15 Uhr mit einer Jubiläumsshow den zehnten Geburtstag von „Bares für Rares“. Was ist das Geheimnis der erfolgreichsten Nachmittagsshow im TV? Und was sind Lichters Lieblingsstücke?

Klar, jeder träumt davon, auf dem Dachboden einen verstaubten Schatz zu finden, einen Ölschinken, der sich als Alter Meister entpuppt, ein Erstlings-Comicheft, das ein paar Groschen kostete und heute ein Vermögen wert ist ...

Bares für Rares: Gesamte Palette menschlichen Daseins

Aber ist das allein der Grund, warum erstaunlicherweise auch viele Jugendliche bei der Trödelshow einschalten? „Nicht nur“, sagt Medien-Psychologe Jo Groebel auf Anfrage vom Sonntag-EXPRESS. Die emotionale Seite sei noch viel wichtiger. „In dieser Sendung findet man die gesamte Palette des menschlichen Daseins: Unsichere, sympathische, besserwisserische Typen, mit denen wir beim Feilschen mitfiebern, die Freude oder Mitleid auslösen.“

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Und dann ist da natürlich die rheinische Frohnatur Horst Lichter, der mit seinem Akzent und seinen Sprüchen alle um den Finger wickelt.

In der „Oldiethek“ in Rommerskirchen vereinte der Koch einst Antiquitäten, Kitsch und Bikes mit Gastronomie. Seit vielen Jahren kocht der „Schnauz-Träger“ sein viel lukrativeres TV-Süppchen, hängt mit Handkuss und galanten Komplimenten die zotigen Trash-Shows der Konkurrenz ab. Hier wird nicht gegendert, hier wird nicht mit Karte, sondern cash bezahlt. Hier heißen beim „80-Euro-Waldi“ auch Rentnerinnen noch „Engelchen“. Und hier darf Horst Lichter selbst bei den hässlichsten Staubfängern in rheinischer Manier üvverdrieve: „Leck mich de Söck! So jet hatte mir noch nie!“

So wurde Waldi vom Pferdewirt zum Händler

Echt jetzt? Nun mal Butter bei die Fische, Herr Lichter, welche Objekte haben Sie in den zehn Jahren am meisten umgehauen?

Zündholzschachtel verbirgt erotisches Geheimnis

„Das war zum einen beim Experten Sven Deutschmanek, da hatten wir eine wunderbare Zündholzschachtel, nicht so ein normales Streichholzdöschen, sondern bildschön. Es war mechanisch, man konnte es seitlich aufschieben und darunter war eine höchst erotische Kunst versteckt“, so Lichter. Damit habe keiner gerechnet. „Ich dachte nur: Mein Gott, was haben die sich früher Gedanken gemacht!“ Und wer hat es gekauft? „Der Waldi! Er erzählt ja immer von seinem Erotikzimmer.“

Lichter muss heute noch lachen, wenn er an den Teppich-Dackel denkt. „Gott im Himmel! Ich kann mich noch sehr gut erinnern, als der hier ankam, ein ganz komisches Teil, ein Vorgänger des Staubsaugers. Und das Ding war Schrott. Also mal unter uns, wenn das Ding auf dem Sperrmüll liegt, geht jeder dran vorbei und wirft noch einen obendrauf.“

Dann sei dieses Ding aber abgegangen, im Händlerraum wurde hoch geboten, Lucki sei wirklich verrückt danach gewesen. Lichter: „So kann man mal wieder sehen: Für den einen ist es Müll, für den anderen ist es auf einmal Kunst.“

Auch an eine kleine Porzellanschale erinnert er sich gern: „Es war bildhübsches Porzellan mit Gold, sehr edel. Ich hatte es in der Hand, dachte noch: Was hat man wohl da reingemacht? Die Verkäuferin dachte, es wäre für Soßen, hatte daraus auch schon ausgeschenkt.“

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Und dann habe Kunsthistorikerin Doktor Heide Rezepa-Zabel den Sinn dieser wunderbaren Schale, ein Bourdalou, erklärt. „Ich mach es mal kurz und knapp: Das war für Frauen zum Urinieren, unter den riesigen Reifröcken, die man früher anhatte. Das war Anfang des 20. Jahrhunderts. Nachdem ich wusste, wofür es gemacht ist, habe ich mir vorgestellt: Das haben Leute auch für Soßen benutzt, auf der einen Seite eklig, auf der anderen Seite ein wunderbares Kunstwerk!“

Wer hat es gekauft? Wieder Waldi, fürs Erotikzimmer. Lichter grinsend: „Ob es das wirklich gibt, ich weiß es nicht …“