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Schauspieler herrlich ehrlichArmin Rohde über Kiffen und schwierige Jobs

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Kantig und unverwechselbar: Der vielseitige Schauspieler Armin Rohde begeistert sein Publikum mit seinem Ruhrpott-Charme.

Köln – Herzlich Willkommen bei den Armin-Rohde-Festspielen. Der TV-Star (unverkennbar aus dem Ruhrpott) mit einer schier unendlich langen Film-Liste ist am 4. April 65 Jahre alt geworden – und wird bei ARD, ZDF und in den dritten Programmen mit großen TV-Premieren und vielen Wiederholungen gefeiert. Montag (25. Mai) kam dann als Höhepunkt der neue Fall seiner Reihe „Der gute Bulle“ (ZDF). Viele Filme, viele gute Gründe für ein Interview.

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In „Der gute Bulle“ sieht sich Armin Rohde alias Fredo Schulz (vorne 3.v.r.) mit besonders harten Fällen konfrontiert.

Ihr künstlerisches Markenzeichen sind diese kantigen Männer, unverwechselbar, mit Haken und Ösen. Können Sie eigentlich auch langweilige Typen? Armin Rohde: Ich glaube, ich weiß gar nicht, wie das geht. Das müsste extra für mich geschrieben werden, das könnte dann nur eine Komödie sein, in der alles schiefgeht. Einfach nur glatt und mit einer Margarine-Werbung-Fröhlichkeit kann ich mir für mich eher nicht vorstellen.

Wir gehen mal davon aus, dass Sie privat mit keiner Ihrer Figuren Ähnlichkeit haben. Gibt’s einen Film, der Sie wirklich zeigt? Ich mache diesen Beruf seit über 40 Jahren – und habe in dieser Zeit noch nicht eine Rolle gespielt, die genau so ist wie ich. Ich bin stiller, als meine Rollen vermuten lassen. Das führt dazu, dass viele, die mich kennenlernen, staunen: „Ach, so ist der? Das hätte ich nicht erwartet!“ Das empfinde ich als Lob, es ist die Arbeit eines Schauspielers, so zu tun als ob – damit die Zuschauer denken, der kann privat nicht anders sein.

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Zwei Polizisten – erst Hauptkommissar Erichsen in „Nachtschicht“ und nun Kriminalrat Fredo Schulz in „Der gute Bulle“. Beides sehr auffallende Typen. Dabei hat es Schulz mit besonders hartem Stoff zu tun… Das war mir von vornherein klar, dass Schulz eine Rolle ist, für die ich mir innerlich eine Panzerweste anlegen muss. Doch dass ich mich vor den Rollen schützen muss, habe ich erst mit den Jahren gelernt. Als Anfänger dachte ich, ich spiele das nur – und das macht nichts mit mir. Ich dachte, das sei wie bei einem Konditor: Torte backen, verkaufen, vorbei. Inzwischen weiß ich, dass es was mit einem macht. Dann arbeitet es im Inneren in einer Art und Weise, die man streckenweise nicht beeinflussen kann.

Sie sind am 4. April 65 geworden. Wie haben Sie gefeiert - mitten in die Corona-Zeit? Gar nicht, hatte aber nichts mit Corona zu tun. Ich habe schon als Kind meine Geburtstage nicht gern gefeiert. Ich hatte das Gefühl, dass ich da eine Leistung erbringen muss, die mich überfordert. Das lag an Sätzen wie: „Junge, jetzt freu’ dich doch mal!“ Diese Aufforderung, mich laut zu freuen, war was Furchtbares. Wenn ich mich freue, dann tief und still im Innern.

Merken Sie eigentlich, dass Sie älter werden? Klar, ich brauche mitunter was länger, um mich von Anstrengungen zu erholen. Manchmal sage ich mir: Habt ihr einen Knall? Kann doch nicht sein, mir hat jemand mein Zeitkonto geplündert. Ich habe nur einen Film gedreht, dann noch einen – und jetzt soll ich schon 65 sein?

Vor fünf Jahren haben Sie uns gesagt: „Ich werde mit 70 fitter sein als mit 50.“ Wie sieht’s aus? Ich bin ziemlich fit. Ich arbeite intensiv daran, mein Gewicht langsam aber kontinuierlich zu reduzieren, habe mein Wohnzimmer zur Turnhalle umgebaut mit Laufband, Rudergerät, Boxsack an der Decke und einem Ständer mit Hantelscheiben.

Wo liegen Sie gewichtsmäßig? Bei knapp über 100 Kilo. Nicht schlecht, im Dezember war ich noch auf 113,7 Kilo. Es müssen noch zehn Kilo runter. Schwer, wenn man so gerne isst wie ich.

In „Der gute Bulle“ haben Sie ein Herz für Schnaps und Bier. Wie ist das bei Ihnen? Alkohol war nie mein Ding. Das ist bei mir kein Bierbauch, das Gewicht ist ehrlich und teuer angefressen. Obwohl ich kaum noch Fleisch esse. Es gibt herrliche vegetarische Gerichte…

Und wie ist es mit dem Rauchen? Das Thema ist durch. Ich habe vor zweieinhalb Jahren aufgehört, nachdem ich bereits einige Wochen vorher mit dem Kiffen Schluss gemacht habe. Rauchen »ohne« war für mich nichts.

Ungewöhnlich, dass Sie zwanglos übers Kiffen sprechen? Ich habe damit keine Probleme. Es ist ja bekannt, dass Cannabis heilsame Effekte hat, z. B. in der Krebs- oder Schmerztherapie. Ich finde viel schlimmer, dass sich ein 16-Jähriger im Supermarkt mit Tricks eine Flasche Schnaps kaufen kann, während sich ein erwachsener Mensch wie ein Kleinkrimineller verhalten muss, wenn er nach Feierabend einen Joint rauchen will.

Einer der populärsten Schauspieler Deutschlands, der immer erkannt wird. Wird Ihnen das manchmal zu viel? Wenn das auf eine nette Art passiert, nein. Aber ich stelle fest, dass die Leute früher zutraulicher waren. Sie kommen nicht mehr mit „Ey du, Armin“ und fallen mir nicht gleich um den Hals, sondern akzeptieren wohl, dass es meine schauspielerische Arbeit ist, durch die ich ihnen sympathisch erscheine. Wenn Respekt gepaart mit Sympathie daherkommt, ist das für mich eine sehr attraktive Mischung.

Sie hatten Ihren Durchbruch Anfang der 90er als „Bierchen“ im Sönke-Wortmann-Film „Kleine Haie“. Werden Sie heute noch mit „Bierchen“ angesprochen? Der Name ist mir 15 Jahre lang nachgelaufen, es gibt immer noch Leute, die sich daran erinnern und mich so nennen.

Wie nimmt Corona Einfluss auf Ihr Leben? Ich lebe zwischen meinen Filmen sehr zurückgezogen, gehe nur mal zum Einkaufen vor die Tür oder drehe mit meinem Hund eine Runde. Deswegen hat sich das private Leben nicht sehr geändert. Beruflich spüre ich es. Ich hätte jetzt eine „Nachtschicht“-Folge drehen können, die ist verschoben. Danach wäre eine wunderschöne Hauptrolle auf Mauritius gekommen, da weiß ich noch überhaupt nichts. Wenn’s nicht klappt, muss ich mir – wie viele andere – überlegen, wie das Geld reicht, wie ich es mir einteilen muss.

Armin Rohde: Sein echter Name haut Sie echt um

Armin Rohde (geboren am 4. April 1955 in Gladbeck) wuchs in Wuppertal auf. Seine Ausbildung machte er an der Essener Folkwang-Schule. Theater spielte er u. a. in Bochum (mit Kollegen wie Dietmar Bär, Peter Lohmeyer und Joachim Król).

1991 mimte er den Gegenspieler von Götz George im letzten „Schimanski“-Tatort. 1992 dann der Kino-Durchbruch mit „Kleine Haie“ (als „Bierchen“). Seit 2003: ist er Kommissar Erichsen in der ZDF-Krimireihe „Nachtschicht“.

2006 spielte er „Räuber Hotzenplotz“, seit 2009 die „Schnitzel“-Reihe in der ARD. Er lebt in Bochum, ist seit 1995 mit Angela Freifrau von Schilling (aus einem baltischen Adelsgeschlecht) verheiratet und heißt eigentlich Armin Kurt Rohde Baron von Schilling.