WDR zieht KonsequenzenStart von Moderatorin ausgesetzt – wegen Teilnahme an Al-Kuds-Demo

Die WDR-Journalistin hatte eine Teilnahme an der Al-Kuds-Demo in Berlin (hier ein Archivfoto von einer anderen Demo im Jahr 2015) eingestanden.

Die WDR-Journalistin hatte eine Teilnahme an der Al-Kuds-Demo in Berlin (hier ein Archivfoto von einer anderen Demo im Jahr 2015) eingestanden.

Der WDR zieht Konsequenzen aus der Teilnahme der zukünftigen „Quarks“-Moderatorin Nemi El-Hassan an einer Al-Kuds-Demo in Berlin.

Köln/Berlin. Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) setzt den geplanten Start der Moderation von Nemi El-Hassan bei der Wissenschaftssendung „Quarks“ vorerst aus. Das teilte der öffentlich-rechtliche Sender am Dienstag, 14. September, in Köln mit. Eigentlich hätte die 28-Jährige im November starten sollen.

WDR-Moderatorin bereut Teilnahme an Al-Kuds-Demo in Berlin

Hintergrund ist das Bekanntwerden ihrer Teilnahme an einer Al-Kuds-Demo in Berlin vor einigen Jahren. Vom WDR hieß es: „Die Vorwürfe gegen sie wiegen schwer. Es wiegt aber auch schwer, einer jungen Journalistin eine berufliche Entwicklung zu verwehren. Deshalb ist eine sorgfältige Prüfung geboten.“

Die Moderatorin Nemi El-Hassan (hier ein Foto von 2016) bereut ihre Teilnahme an der Demo.

Die Moderatorin Nemi El-Hassan (hier ein Foto von 2016) bereut ihre Teilnahme an der Demo.

Die „Bild“-Zeitung hatte im Kontext der neuen Aufgabe El-Hassans für den öffentlich-rechtlichen Sender von der Demo-Teilnahme in Berlin berichtet. Daraufhin hatte sich Nemi El-Hassan von der Demo distanziert und der Deutschen Presse-Agentur in einem Statement mitgeteilt: „An den Al-Kuds-Demos vor sieben Jahren in Berlin teilzunehmen, war ein Fehler.“

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Immer wieder antisemitische Parolen auf Al-Kuds-Demos

Bei den alljährlichen Al-Kuds-Demonstrationen in Berlin waren in der Vergangenheit immer wieder antisemitische Parolen gerufen und Symbole der pro-iranischen libanesischen Hisbollah-Bewegung gezeigt worden. Gegen die Hisbollah hat Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) ein Betätigungsverbot erlassen.

Am Al-Kuds-Tag, der am Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan liegt, ruft der Iran jedes Jahr zur Eroberung Jerusalems auf. Hintergrund ist die Besetzung Ost-Jerusalems durch Israel während des Sechstagekrieges 1967. Al-Kuds ist der arabische Name für Jerusalem.

In dem Statement der Journalistin, Medienmacherin und Ärztin hieß es weiter zu ihrer damaligen Teilnahme: „Keinesfalls habe ich während der Demo antisemitische Parolen von mir gegeben, noch Menschen jüdischen Glaubens körperlich angegriffen.“ Während Ausschreitungen sei sie nicht zugegen gewesen.

Zentralrat der Juden mahnt zur Objektivität

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, teilte am Dienstag in einem Statement mit: „Die Wogen im Fall der Journalistin Nemi El-Hassan schlagen hoch und fördern leider auch Islamfeindlichkeit zutage.“ Daher sei es jetzt wichtig, sich objektiv mit der Frage zu befassen, ob sie trotz ihrer Teilnahme an dem Marsch als WDR-Moderatorin geeignet wäre.

„Der öffentlich-rechtliche Sender trägt eine hohe Verantwortung, niemanden auf dem Bildschirm zu präsentieren, der Israel-Hass und Antisemitismus verbreiten könnte.“ Dies müsse auch bei El-Hassan gesichert sein. Momentan habe man erhebliche Bedenken. (dpa)