Ein Video einer ausgehungerten Geisel in einem Tunnel im Gazastreifen hat in Israel für Entsetzen gesorgt.
„Unerträgliche Bilder“Hamas zeigt Schock-Video von ausgehungerten Geiseln
Für die Familie des 24-jährigen Evyatar David müssen es unerträgliche Momente gewesen sein. Ein Video der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas zeigt den jungen Mann bis auf die Knochen abgemagert. Evyatar David wird seit fast 22 Monaten im Gazastreifen festgehalten.
Seine Familie wirft den Peinigern vor, den jungen Mann zu Propagandazwecken auszuhungern. Scharfe Kritik kam auch vom israelischen Präsidenten Isaac Herzog. Der US-Sondergesandte für den Nahen Osten, Steve Witkoff, traf sich derweil mit Geisel-Angehörigen.
„Die Hamas benutzt unseren Sohn als lebendes Versuchsobjekt in einer abscheulichen Hungerkampagne“, erklärte Davids Familie. „Das absichtliche Aushungern unseres Sohnes als Teil einer Propagandakampagne ist eine der schrecklichsten Taten, die die Welt je gesehen hat.“
David war während des Hamas-Angriffs auf Israel am 7. Oktober 2023 zusammen mit einem Freund vom Nova-Musikfestival im Süden Israels in den Gazastreifen verschleppt worden.
Am Donnerstag veröffentlichten die Hamas und die mit ihr verbündete militante Gruppe Islamischer Dschihad zwei Propagandavideos von israelischen Geiseln, darunter ein Video von David. Am Samstag veröffentlichte die Hamas noch eine längere Version dieses Videos. Die Aufnahmen des abgemagerten und geschwächten Israelis waren mit Bildern abgemagerter Palästinenser im Gazastreifen zusammengeschnitten.
Geiseln werden gezwungen, ihre eigenen Gräber zu schaufeln
Der israelische Präsident Herzog reagierte mit scharfer Kritik. „Die Gesichter der Geiseln (...) sagen alles. Sie werden gezwungen, ihre eigenen Gräber zu schaufeln. Sie werden mit Hinrichtungen gequält“, erklärte er im Onlinedienst X. Die Hamas hungere neben den Geiseln auch die Menschen im Gazastreifen aus, indem sie Hilfslieferungen plündere und humanitäre Lieferungen blockiere, die Israel gemeinsam mit seinen internationalen Partnern aufgestockt habe.
Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot verurteilte die „abscheulichen, unerträglichen Bilder“ der israelischen Geiseln. Die Geiseln müssten bedingungslos freigelassen werden und die Hamas entwaffnet und von einer Regierung in dem Küstenstreifen ausgeschlossen werden.
Knapp 22 Monate nach Beginn des Gaza-Kriegs, den die Hamas mit ihrem brutalen Überfall auf Israel ausgelöst hatte, ist die humanitäre Lage im Gazastreifen verheerend. Mehr als hundert Hilfsorganisationen warnten kürzlich vor einem „massenhaften Verhungern“ in dem Palästinensergebiet. Die Bundesregierung forderte Israel am Samstag auf, die umfassende Versorgung der Bevölkerung im Gazastreifen sicherzustellen.
Davids Familie forderte in ihrer Erklärung, dass die Hilfsgüter, die durch neue Hilfskonvois der UNO und Abwürfe aus der Luft in den Gazastreifen gelangen, auch ihren Sohn erreichen müssten. „Wir rufen die israelische Regierung, das israelische Volk, die Länder der Welt und den Präsidenten der USA auf, alles Mögliche zu tun, um Evyatar vor dem Tod zu bewahren und mit allen erforderlichen Mitteln sicherzustellen, dass er schnell Essen und medizinische Versorgung erhält“, forderte die Familie.

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Dieser Screenshot aus einem Video, das am 1. August 2025 vom bewaffneten Flügel der palästinensischen Miliz Hamas veröffentlicht wurde, zeigt den israelischen Geisel Evyatar David, der schwach und unterernährt wirkt. David, der während seiner Gefangenschaft 24 Jahre alt wurde, wurde während des Angriffs der Hamas am 7. Oktober 2023 entführt.
Unterdessen kam der US-Sondergesandte Witkoff in Tel Aviv mit Angehörigen israelischer Geiseln zusammen. Witkoff wurde unter Applaus und „Bringt sie jetzt nach Hause“-Rufen auf dem als „Platz der Geiseln“ bekannten Platz in Tel Aviv von hunderten Menschen empfangen. Viele von ihnen hatte Fotos von Verschleppten dabei, die noch immer im Gazastreifen festgehalten werden.
Das Forum der Geisel-Familien, die wichtigste Interessenvertretung der Angehörigen, erklärte nach dem Treffen, Witkoff habe „persönlich“ zugesagt, sich zusammen mit US-Präsident Donald Trump für die Freilassung der verbleibenden Geiseln einzusetzen. Am Abend demonstrierten in Israel erneut zehntausende Menschen für die Freilassung der Geiseln.
Israels Armeechef Eyal Zamir warnte derweil vor einer Fortsetzung der Kämpfe im Gazastreifen, falls die verbliebenen israelischen Geiseln nicht bald befreit werden. Er gehe davon aus, „dass wir in den nächsten Tagen erfahren werden, ob wir eine Einigung über die Freilassung unserer Geiseln erzielen können“, erklärte er. Andernfalls werde „der Kampf ohne Unterbrechung weitergehen“.
Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas unter Vermittlung der USA, Ägyptens und Katars waren im vergangenen Monat gescheitert. Noch immer werden 49 israelische Geiseln von den Islamisten festgehalten, mindestens 27 von ihnen sind nach Armeeangaben tot. (AFP)