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In einigen Tagen könnte es passierenTrumps „schlimmster Albtraum“

Der New Yorker Bürgermeisterkandidat Zohran Mamdani spricht mit den Medien, nachdem er am 31. Oktober ein Kulturzentrum für Senioren besucht hat.

Der New Yorker Bürgermeisterkandidat Zohran Mamdani spricht mit den Medien, nachdem er am 31. Oktober ein Kulturzentrum für Senioren besucht hat.

Die New Yorker Bürgermeisterwahl am Dienstag sorgt diesmal für noch größere Aufmerksamkeit als für den „Big Apple“ üblich.

Favorit ist ein 34-Jähriger, der sich den „schlimmsten Albtraum“ von US-Präsident Donald Trump nennt: Zohran Mamdani vom linken Flügel der Demokratischen Partei.

Mit einer Kampagne für ein günstigeres Leben hat sich der bekennende Muslim in nur einem Jahr vom Nobody zum Hoffnungsträger vor allem junger Wähler hochgearbeitet.

Seit seinem Überraschungssieg bei den Vorwahlen der Demokraten im Juni gilt Mamdani als nahezu uneinholbar. Seine Konkurrenten sind laut Umfragen abgeschlagen: Dazu zählt Andrew Cuomo, 67, der das Amt des New Yorker Gouverneurs 2021 nach Belästigungsvorwürfen von elf Frauen niederlegen musste. Der Demokrat tritt nach seiner Niederlage in der Vorwahl als Unabhängiger an, sein Comeback könnte aber an Mamdani scheitern.

Dritter im Rennen ist der 71-jährige Republikaner Curtis Sliwa. Er gilt als Außenseiter und wird noch nicht einmal von Präsident Trump unterstützt. Der bisherige Bürgermeister Eric Adams verzichtete nach Korruptionsvorwürfen auf eine erneute Kandidatur. Viele New Yorker werfen dem Demokraten Adams einen schmutzigen Deal mit Trump vor, um der Strafverfolgung zu entgehen.

Muslim und „Sozialist“

Die Schwäche seiner Gegner ist Mamdanis Stärke. Denn der Abgeordnete aus dem Parlament des Bundesstaats New York könnte kein unwahrscheinlicherer Kandidat sein: geboren 1991 in Uganda als Sohn von Intellektuellen aus der indischen Diaspora, erst 2018 in den USA eingebürgert, zudem Muslim und „Sozialist“.

Zohran Mamdani

Zohran Mamdani

In der Megastadt mit 8,5 Millionen Einwohnern, wo für kleine Wohnungen Mieten von 4000 Dollar im Monat fällig werden, hat er seine Kampagne auf das Versprechen eines „günstigeren“ Lebens aufgebaut - durch Mietpreisdeckel, kostenlose Busse und städtisch geführte Lebensmittelgeschäfte. Vor allem junge Wähler und ältere mit wenig Geld in der Tasche hat er damit überzeugt.

Für Trump ist er der „kleine Kommunist“

Seine Gegner nennen ihn einen Träumer oder Lügner, Trump verunglimpft ihn als „kleinen Kommunisten“. Aber auch das Establishment der Demokratischen Partei tut sich mit dem Jungpolitiker schwer.

Die Demokraten ringen unter dem Dauerfeuer Trumps um ihren künftigen Kurs. Laut Umfragen sehen mehr als 60 Prozent der US-Bürger die Partei von Ex-Präsident Joe Biden und der gescheiterten Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris auf dem Holzweg.

Lautstark unterstützt wird Mamdani von Linkspolitikern wie der Demokratin Alexandria Ocazio-Cortes oder dem früheren unabhängigen Präsidentschaftskandidaten Bernie Sanders.

Mamdanis Erfolg lasse sich ohnehin nur schwer von New York auf die USA übertragen, sagt der Politologe John Kane von der New York University. Vielen in der Partei sei er schlicht zu links. Andere verträten die Haltung: „Richtige Botschaft, falscher Kandidat.“

Wegen Mamdanis propalästinensischer Haltung im Gaza-Krieg und seinem „Genozid“-Vorwurf an Israel gilt er nicht nur im rechten Lager als „Extremist“. Viele jüdische Wähler kritisieren, er habe sich nicht ausreichend von antisemitischen Parolen distanziert. Frühere Aussagen des 34-Jährigen über eine „rassistische“ Polizei sind ebenfalls schlecht gealtert in einer Metropole, die das größte Polizeicorps der USA hat.

Lincoln Mitchell, Politikprofessor an der Columbia University, hält Mamdani dennoch für uneinholbar. Ihm sei es dank großer Präsenz in Onlinemedien und positiver Botschaften gelungen, junge Wähler wieder für die Politik zu interessieren.

Trump rechnet jedenfalls mit Mamdanis Sieg: „Es scheint, dass wir einen Kommunisten als Bürgermeister von New York bekommen“, sagte er kürzlich.

Allerdings führe kein Weg am Weißen Haus vorbei, unkte der 79-Jährige. Nicht wenige fürchten, dass Trump Mamdani im Fall eines Wahlsiegs massiv unter Druck setzten könnte, etwa durch verschärfte Razzien der Einwanderungspolizei ICE gegen Migranten oder durch eine Entsendung der Nationalgarde nach dem Vorbild von Los Angeles oder Washington. (afp/mg)