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„Fliegendes Tschernobyl“Wie gefährlich ist Putins Wunderwaffe?

Kremlchef Wladimir Putin spricht mit Generalstabschef Waleri Gerassimow über eine neue Rakete.

Kremlchef Wladimir Putin lässt sich von Generalstabschef Waleri Gerassimow über die Fortschritte beim Marschflugkörper Burewestnik informieren.

Putin prahlt mit neuer Atom-Rakete. Experten sind entsetzt!

Ein „kleines fliegendes Tschernobyl“! Mit dieser Warnung schlagen Atomwaffenexpertinnen und -experten Alarm.

Der Grund: Wladimir Putin prahlt mit seiner neuesten „Wunderwaffe“, einem nukleargetriebenen Marschflugkörper namens Burewestnik („Sturmvogel“).

In einer bizarren Inszenierung ließ sich der Kremlchef auf einem überdimensionalen Podest von seinem Generalstabschef Waleri Gerassimow berichten.

Die angebliche Sensation: Die Rakete habe eine „unbegrenzte Reichweite“ und sei eine „einzigartige Erfindung“. Eine Technologie, die die USA schon in den 60er Jahren wegen enormer Sicherheitsrisiken eingestampft hatten!

General Gerassimow legte nach: Ganze 15 Stunden sei der „Sturmvogel“ bei einem Test in der Luft gewesen und habe dabei 14.000 Kilometer zurückgelegt. Für die Waffe gebe es „kein Limit“, schwärmte er.

Doch im Weißen Haus lässt man sich von dem Säbelrasseln nicht beeindrucken. US-Präsident Donald Trump nannte den Test „nicht angemessen“.

Putins Fokus solle lieber auf dem Ende des Ukraine-Krieges liegen. Dann folgte die eiskalte Warnung an den Kreml: Man wisse in Moskau, „dass wir ein Atom-U-Boot, das größte der Welt, direkt vor ihrer Küste haben“.

Ganz anders die Töne von Putins treuem Gefolgsmann Dmitri Medwedew. Der Ex-Präsident feierte den Test auf der Plattform X: „Herzlichen Glückwunsch an alle Freunde Russlands zum erfolgreichen Test des Marschflugkörpers Burewestnik“.

Westliche Expertinnen und Experten sehen das Ganze jedoch mehr als kritisch. Raketenexperte Markus Schiller nennt die Waffe „auf keinen Fall ein Gamechanger“. Fabian Hoffmann, Mitarbeiter am Oslo Nuclear Project, wird noch deutlicher und spricht von einer „nutzlosen und unnötigen“ Waffe.

Experte warnt vor „schlimmer Entwicklung“

Die größte Sorge ist aber die immense Gefahr, die von dem Atom-Antrieb selbst ausgeht. Der Experte Jeffrey Lewis warnte in der „New York Times“ vor einer „schlimmen Entwicklung“. Berichte über tödliche Unfälle und ausgetretene radioaktive Strahlung bei der Entwicklung der Waffe gibt es bereits. Bei einer Explosion im Jahr 2019 sollen mindestens fünf Menschen gestorben sein.

Zudem halten viele die Waffe für überflüssig. Russland habe durch seine Interkontinentalraketen und Atom-U-Boote bereits genug Abschreckungspotenzial, so die einhellige Meinung. „Ein nuklearer Marschflugkörper, der voraussichtlich nur in sehr geringen Stückzahlen zur Verfügung stehen wird, macht hier keinen Unterschied“, so Hoffmann.

In Russland klingt das natürlich ganz anders. Dort malen Militärexperten und -expertinnen in kremlnahen Zeitungen Horror-Szenarien.

Die Rakete könne eine Sprengladung tragen, die „ungefähr einem Viertel von New York“ entspreche. Alles nur ein Versuch, den Westen einzuschüchtern und zu Verhandlungen zu zwingen, vermuten Analystinnen und Analysten des amerikanischen Instituts für Kriegsstudien. (red)