Putins „Bluthund“Kadyrows grauenhafte Fratze: Selbst Lothar Matthäus war schon für ihn aktiv

Der damalige Trainer von Tschechenien, Ruud Gullit (r.), der tschechenische Präsident Ramsan Kadyrow (Mitte) und der ehemalige brasilianische Fußballer Carlos Dunga 2011 vor einem Benefiz-Fußballspiel in Grosny. Auch Lothar Matthäus kickte mit.

Der damalige Trainer von Tschetschenien, Ruud Gullit (r.), der tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow (Mitte) und der ehemalige brasilianische Fußballer Carlos Dunga 2011 vor einem Benefiz-Fußballspiel in Grosny. Auch Lothar Matthäus kickte mit.

Ist er schwer krank? Oder doch nicht? Um Ramsan Kadyrows Gesundheitszustand ranken sich derzeit zahlreiche Gerüchte. Zuletzt hat er selbst mit einem bizarren Video zeigen wollen: Mir geht es gut, kein Grund zur Sorge. Doch wer ist dieser Mann, Putins „Bluthund“, eigentlich?

von Martin Gätke (mg)

Ramsan Kadyrow war lange Zeit Putins Mann fürs Grobe: Tausende extrem brutale Milizionäre kämpften in der Ukraine unter seinem Kommando, seitdem Putin im Februar 2022 seine Invasion in der Ukraine startete. Und wer den Chef der russischen Teilrepublik Tschetschenien kritisiert, riskiert Gefangenschaft, Folter und Tod. 

Kadyrow ist berüchtigt, nicht nur für Folter, auch für Homophobie oder seine harte Hand gegen Islamisten, aber auch für schwarze Kassen, Sport und glanzvolle VIP-Empfänge. Wer ist dieser Mann, um den sich ein wahrer Personenkult entwickelt hat, eigentlich? 

Ramsan Kadyrow: Wer ist Putins Folterknecht?

Seit Mai 2007 ist Ramsan Kadyrow Präsident der russischen Teilrepublik Tschetschenien – von Putins Gnaden. Zwei Tschetschenienkriege gegen Russland hatten damals ein orientierungsloses Volk zurückgelassen. Nach einem aufgezwungenen russischen Frieden hat Putin den Namen Kadyrow vorgeschlagen.

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Tatsächlich kommt der größte Teil des tschetschenischen Staatshaushalts aus Moskau. Im Gegenzug sorgt Kadyrow in Putins Namen für „Ordnung“: Er geht zum Beispiel brutal gegen Islamisten vor, sie sollen schon an den Toren zu Russland klein gehalten werden. Kadyrow soll Putins stabiler Pfeiler im Kaukasus sein. Auch seine Haltung zum Westen ist der von Putin sehr ähnlich: Der ist für ihn dem Untergang nahe.

Als Kadyrow die Kaukasusrepublik wieder aufgebaut hat, hat er daraus einen Polizeistaat mit skurrilem Personenkult gemacht. Ein wichtiges Werkzeug seiner Macht: Sport, genauer Mixed Martial Arts (MMA). Erfolgreiche, starke Athleten sind für Kadyrow ein Zeichen von Überlegenheit. Es ist ein Statussymbol.

Ramsan Kadyrow: Sport als Statussymbol

In dem von Kadyrow gesponserten Akhmat Fight Club (AFC) werden seit 2015 Sportler auf eine internationale Karriere vorbereitet. Vor allen Dingen er gilt als sein Vorzeige-Kämpfer: Khabib Nurmagomedow. Er schaffte es bis zum international gefeierten Superstar der Ultimate Fighting Championship (UFC). Als er gegen Conor McGregor siegte, soll er einen Luxuswagen bekommen haben.

Ramsan Kadyrow und der Ex-Boxweltmeister Floyd Mayweather (r.) sitzen 2018 auf der VIP-Etage im Akhmat Fight Club während eines Mixed Martial Arts-Wettkampfes.

Ramsan Kadyrow und der Ex-Boxweltmeister Floyd Mayweather (r.) sitzen 2018 auf der VIP-Etage im Akhmat Fight Club während eines Mixed Martial Arts-Wettkampfes.

Um seine Macht zu demonstrieren, lud Kadyrow auch schon die Großen des Sports in sein Land sein: An seiner Seite kickte 2011 etwa Lothar Matthäus in Grosny in einem Freundschaftsspiel gegen ein brasilianisches Allstar-Team. Der deutsche Rekord-Nationalspieler, damals Trainer bei Bulgarien, verlor 4:6 gegen die brasilianische Auswahl. Das Stadion war übervoll, der Präsident feuerte das Publikum mit „Allah ist groß“-Rufen an.

Matthäus, der mit dem schon damals umstrittenen Kadyrow kickt, entgegnete der Kritik in der ARD damals so: Er habe kein Problem, mit ihm zu spielen. Fußball habe nichts mit Politik zu tun.

Ramsan Kadyrow und die berüchtigten „Kadyrowzy“

Ebenso berüchtigt wie Kadyrow sind auch seine „Kadyrowzy“, die Mitglieder seiner paramilitärischen Sicherheitstruppe, von Russland regelmäßig an die vorderste Front geschickt. Nicht nur in der Ukraine, auch in Syrien. Sein „Hobby“, gestand Kadyrow einst, sei es, „Teufel umzubringen“. Er meinte damals islamische Untergrundkämpfer, die für die Unabhängigkeit des Landes fechten. Nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisation sind viele Tausende Menschen verschleppt und gefoltert worden.

Auch in der Ukraine sind Kadyrows Truppen im Einsatz: Die Sondereinheit „Achmat“ hatte bei der Eroberung von Mariupol eine Schlüsselrolle inne. Im Februar 2022 soll Kadyrow einen Teil seiner Nationalgarde mit dem Auftrag nach Kyjiw geschickt haben, den ukrainischen Präsidenten Selenskyj zu töten.

Ramsan Kadyrow: Welche Folgen hätte sein Tod?

Nun berichteten ukrainische Medien unter Berufung auf Geheimdienstinformationen, der tschetschenische Staatschef liege im Koma. Offenbar hat er ein schweres Nierenleiden, heißt es. Kadyrows Antwort darauf: Er postete ein Video, in dem er auf einem Spazierweg lächelnd in die Kamera schaut. Er trägt Kapuze, sein Gesicht ist aufgedunsen. Er rate allen, „die im Internet nicht zwischen Wahrheit und Lüge unterscheiden können, frische Luft zu schnappen und ihre Gedanken zu ordnen“, sagt er. Unklar ist, wann das Video aufgezeichnet wurde.

Was würde passieren, wenn Kadyrow stirbt? Gerhard Mangott, Russland-Experte der Universität Innsbruck, erklärt gegenüber „ZDFheute“, das bedeute „ein nicht unerhebliches Stabilitätsrisiko für Tschetschenien“.

Denn: „Putin und Kadyrow sind in einer symbiotischen Beziehung. Kadyrow hat in Tschetschenien die radikalen Islamisten eliminiert, Putin ihn dafür finanziell massiv subventioniert und damit dessen Herrschaft abgesichert.“ Kadyrows Tod würde also zunächst ein Macht-Vakuum bedeuten, ein Nachfolger sei nicht in Sicht.