Krieg in der UkraineWarum Waleri Saluschni zu Putins größtem Alptraum wird

Zwei ukrainische Soldaten geben einander einen Handschlag, als sie auf einer Straße stehen. Bei nächtlichen russischen Angriffen am 15.03.2022 auf Ziele in der Ukraine sind nach Angaben aus Kyjiw mehrere Zivilisten getötet worden.

Motiviert und kampfbereit: Die ukrainische Armee bietet russichen Truppen die Stirn. Auch wegen ihres Oberbefehlshabers Waleri Saluschni. Hier zwei Soldaten am 15. März 2022.

Der Krieg in der Ukraine läuft für Russland überhaupt nicht nach Plan. Das liegt zu einem großen Teil an Waleri Saluschni. Wolodymyr Selenskyj lässt seinem Oberbefehlshaber beim Widerstand gegen Putins Truppen weitgehend freie Hand.

von Alexander Haubrichs (ach)

Der Krieg Russlands in der Ukraine läuft längst nicht so, wie sich Präsident Wladimir Putin sich das vorgestellt hat. Der Vorstoß stockt immer wieder, die Verluste sind hoch, bereits 40 Prozent der aufgefahrenen Truppen sollen zumindest nach ukrainischen Angaben zerstört oder nicht mehr kampffähig sein.

Woldymyr Selenskyj setzt bei der Verteidigung auf Waleri Saluschni

Vielleicht hätten sie besser auf Waleri Saluschni gehört. Der 48-Jährige war erst vor acht Monaten von Präsident Wolodymyr Selenskyj als Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee eingesetzt worden. Auf die russische Bedrohung angesprochen, sagte er vor einem Monat. „Wenn sie kommen, werden wir sie empfangen. Aber nicht mit Blumen, sondern mit Panzern und Raketen“, hatte Saluschni laut „NZZ“ gesagt. Was die Russen erwarten würde? „Willkommen in der Hölle.“

Nach acht Jahren Krieg ist die ukrainische Armee kampferprobt und schafft es, die Russen immer wieder zu überraschen. Ein wesentlicher Grund: Saluschni ist der erste Oberbefehlshaber der Ukraine, der nicht in der Sowjetunion ausgebildet wurde. Er saugte westliche Kampftaktiken auf, nahm die russischen Taktiken in Tschetschenien und Syrien unter die Lupe, zog aber auch die richtigen Lehren aus den Fehlern, die bei der Annexion der Krym der Ukraine unterliefen.

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Saluschni krempelte, unterstützt von den Amerikanern, die drei Milliarden Euro für Waffen und Ausbildung investierten, die Armee um, in kleinere autonome Kampfverbände, was sich bei den Angriffen auf die Nachschubwege und der Verteidigung der Städte als großer Vorteil erweist. Die Einheiten dürfen autonomer agieren und sind damit selbstständiger.

„Wir werden den Feind in Schrecken versetzen, ihn mit seinen Technik und Waffen zerquetschen, wir werden keine Ruhe weder am Tag noch in der Nacht geben“, schrieb Saluschni auf Facebook.

So entwickelt sich der General zu Wladimir Putins größtem Alptraum, denn der hatte erwartet, ein ähnlich leichtes Spiel zu haben, wie bei der Annexion der Krym, als die ukrainischen Kampfverbände sich teilweise ergaben und kaum Widerstand leisteten.

Nun steht Russland ein kampfkräftiger und williger Gegner gegenüber, der die zahlenmäßige Unterlegenheit auszugleichen weiß.