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Geiß-Invasion auf der Baleareninsel:Artenschutz trifft auf harte Wirklichkeit

Wilde braune Ziege auf Felsen, Meer und Halbinsel Formentor

Eine wilde braune Ziege sitzt auf einem Felsen vor der Halbinsel Formentor (Symbolbild).

Jasmin Hickman, eine Kolumnistin für die MZ, ist bestrebt, ein Leben in Harmonie mit der Umwelt zu führen. Die Schwierigkeiten mit den verwilderten Ziegen auf der Insel stellen jedoch ihre ethischen Überzeugungen wiederholt auf eine harte Probe

Eine Angelegenheit bereitet mir seit geraumer Zeit Kopfzerbrechen. Es handelt sich um ein äußerst umstrittenes und spaltendes Feld, dem Ausweichen für Bewohner ländlicher Gegenden auf der Insel unmöglich ist: verwilderte Ziegen. Als Biologin und Verfechterin des Tierschutzes stellt dies für mich einen heiklen Aspekt dar, der mich wiederholt an die Grenzen meiner Ethik führt.

Die Existenz eines Ziegenproblems auf Mallorca stellt eine unbestreitbare Tatsache dar. Ihre Gefräßigkeit scheint zudem grenzenlos zu sein, denn sie verzehren praktisch alles. Weder Olivenbäume noch Zitrusgewächse, weder Nutzpflanzen noch Ziergewächse sind vor ihnen geschützt. Ausschließlich Lavendel, Salbei, Oleander und Rosmarin lassen sie unberührt. Die Tiere treten in umfangreichen Herden auf, die bisweilen eine Stärke von zwölf Exemplaren erreichen. Furcht vor Personen ist ihnen weitgehend fremd; es gab bereits zahlreiche Begebenheiten, bei denen ein stattlicher Bock an uns vorbeimarschierte, während wir auf unserer Terrasse verweilten. Umzäunungen bieten keinen wirksamen Schutz. Als wahre Klettermeister sind Ziegen fähig, aus dem Stand eine Höhe von zwei Metern zu überwinden. Sie gelangen mühelos selbst über höhere Barrieren, indem sie den nächstgelegenen Baum als Katapult verwenden. Das berichtet „Mallorca Zeitung“.

Bestand an Ziegen hat sich rasant vermehrt

Diese Schwierigkeit mit den Ziegen ist keineswegs eine neue Entwicklung, sowohl für die Einheimischen als auch für die Administration. Regelmäßig gehen Klagen von Agrarbetrieben und ebenso von Privatleuten ein, dennoch werden keine Maßnahmen ergriffen. Der Grund dafür? Vermutlich fürchtet die Regierung eine abträgliche Medienberichterstattung. „Ziegen auf Mallorca zum Abschuss freigegeben!“, oder „Urlaubsparadies tötet wilde Tiere im großen Stil“ – was, wie man sich leicht denken kann, keine positive Öffentlichkeitsarbeit darstellt. Meiner Ansicht nach ist eine regulierte Bejagung jedoch die alleinige Möglichkeit, um die Balance erneut herzustellen. Es existierte nämlich einst ein solches Gleichgewicht. Früher bewohnte die einheimische Wildziegenart, boc balear, die Insel und existierte in Harmonie mit ihrer Umgebung. Zu einem späteren Zeitpunkt wurden jedoch Hausziegen auf aufgegebenen Landgütern ausgesetzt, wo sie sich mit der einheimischen Spezies kreuzten. Dies führte zu einer explosionsartigen Vermehrung des Bestandes.

Wie es häufig der Fall ist, wurde diese Problematik vom Menschen selbst verursacht. Aus eben diesem Grund bin ich der Meinung, dass wir auch die Verantwortung für eine Lösung tragen sollten. Kürzlich informierte uns unser einheimischer Nachbar bei einem Besuch, dass er nun im Besitz einer amtlichen Genehmigung zum Erlegen von Ziegen ist. Er bat uns, ihn zu kontaktieren, sobald wir eine Herde Ziegen sichten; er würde sich der Angelegenheit dann annehmen. Mein Vertrauen in ihn ist absolut, da er eine gewissenhafte Person ist, die sich hingebungsvoll um ihre Schafe sowie eine lokale Katzenpopulation sorgt. Mein persönliches Dilemma beginnt jedoch genau an diesem Punkt. Das Erlegen von Tieren steht in fundamentalem Widerspruch zu meiner innersten Überzeugung. Wenn ich jedoch heimkehre und feststelle, dass eines unserer Orangenbäumchen kahl gefressen wurde, überkommt mich große Wut. Meine Versuche, die Ziegen durch Steinwürfe, Rufe und Händeklatschen zu vertreiben, sind nur von kurzer Dauer; nach ungefähr zwei Stunden kehren sie zurück. Mit großer Überwindung nehme ich nun den Hörer in die Hand, um unseren Nachbarn zu benachrichtigen, doch seien Sie versichert, diese Entscheidung ist alles andere als einfach für mich. (red)

Dieser Inhalt wurde mit Hilfe von KI erstellt.