Die Berliner Polizei hat ihren Einsatz in Brandenburg beendet. Die dort gesicherten Spuren im Fall Rebecca sollen nun ausgewertet werden. Der Kölner Kriminalbiologe Mark Benecke gibt eine Einschätzung.
50 neue Hinweise im Fall RebeccaMark Benecke: Es gibt Hoffnung

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Die damals 15-jährige Rebecca Reusch (Archivbild): Die neu gesicherten Spuren sollen nun ausgewertet werden.
Aktualisiert
Im Fall der seit mehr als sechs Jahren vermissten Rebecca aus Berlin-Neukölln hat die Berliner Polizei bei ihrem Großeinsatz in Brandenburg Spuren gesichert. Sie sollen nun ausgewertet werden. Das teilten die Berliner Polizei und die Staatsanwaltschaft Berlin gemeinsam mit.
Ob sie tatsächlich im Zusammenhang mit Rebeccas Tod stehen, sei Gegenstand der Ermittlungen. Die Auswertung werde voraussichtlich mehrere Wochen Zeit in Anspruch nehmen.
Um welche Art von Spuren es sich handelt, wurde nicht bekannt. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft hatte bereits darauf hingewiesen, dass Beweismittel nach rund sechseinhalb Jahren teilweise nicht mehr oder nur noch im begrenzten Umfang vorhanden seien.
Kriminalbiologe Mark Benecke erklärt „t-online“ nun, wie die Ermittler normalerweise in so einem Fall vorgehen. Und warum es noch Hoffnung gibt.
„Teilchen, Körpergewebe, Blut, Haare“
Die Berliner Polizei hat ihren Einsatz in Brandenburg inzwischen beendet. Die Ermittlungen dauern aber nach wie vor an. Nach der Veröffentlichung eines Zeugenaufrufs sind rund 50 Hinweise bei der Polizei Berlin eingegangen, denen nachgegangen werde.
Benecke erklärt, bei so einer Durchsuchung komme eine „klassische Spurenkunde“ zum Einsatz. Es werde nach „Teilchen, Körpergewebe, Blut, Haaren, sehr kleinen Kleidungsbestandteilen“ gesucht. Im besten Fall könne ein genetischer Fingerabdruck erstellt werden und ein DNA-Abgleich erfolgen.

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Kriminalbiologe Mark Benecke.
Die Polizei hatte Anwohnerinnen und Anwohner um Hinweise auf Beobachtungen gebeten, die auf ein Versteck oder das Vergraben des Leichnams von Rebecca hindeuten könnten.
Dabei geht es auch um das Auto der Familie, einen pinken Twingo, von dem die Polizei wissen will, wer den Wagen rund um den 18. Februar 2019 gesehen hat. Hinweise nimmt die Polizei weiterhin entgegen.
Die damals 15 Jahre alte Rebecca war am Morgen des 18. Februar 2019 im Berliner Stadtteil Britz im Bezirk Neukölln verschwunden. Die Nacht hatte sie laut Angaben der Familie und der Polizei im Haus ihrer Schwester und ihres Schwagers verbracht.
Seitdem wird sie vermisst. Die Ermittler vermuten schon länger, dass der heute 33-jährige Schwager die Jugendliche getötet hat. Der Mann bestreitet das. Seine Verteidigung wollte sich zu einer Anfrage anlässlich des Großeinsatzes nicht äußern.
„Es gibt kein spurenfreies Verbrechen“
Ein bestimmter Umstand macht nun Hoffnung, erklärt der Kölner Kriminalbiologe.
„Es gibt kein spurenfreies Verbrechen“, so Benecke. „Menschen verlieren laufend Haut und Haare, aber auch Kleidungsbestandteile und vieles mehr“. Die Frage sei, ob Spuren gefunden werden. Regen etwa könnte dafür sorgen, dass sie verloren gehen.
Die Berliner Polizei war ab Montagmorgen zwei Tage lang südöstlich von Berlin in Brandenburg im Großeinsatz. Zuerst untersuchten die Ermittler Hilfe von Leichenspürhunden, einem Bagger und einer Drohne ein Grundstück im Ortsteil Lindenberg der Gemeinde Tauche im Landkreis Oder-Spree, das der Großmutter des Schwagers gehört.
Polizei und Staatsanwaltschaft hatten den Einsatz damit begründet, es gebe Anhaltspunkte dafür, dass der Hauptverdächtige die Jugendliche im Februar 2019 getötet und ihre Leiche sowie Gegenstände von ihr zumindest vorübergehend auf das Grundstück in Tauche gebracht haben könnte.
Mark Benecke erklärt, es lohne es sich für die Ermittler dranzubleiben. Er selbst habe die erstaunlichsten Entwicklungen bei Kriminalfällen erlebt. „Meine Kollegin Tina und ich saßen beispielsweise schon, ohne es zu wissen, auf der eingemauerten Leiche der Ehefrau eines Mannes, während wir ihn zum angeblichen Verschwinden seiner Frau befragt haben.“ (dpa/mg)