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Der große Dom-RaubBis heute ein Trauma für Köln

Fotos vom Domraub.

Die Polizei zeigte 1975 Fotos von den gestohlenen Gegenständen aus der Domschatzkammer.

Der Dom-Raub von 1975 ist bis heute ein Trauma für Köln. Nach neuen, dreisten Coups in Europa stellt sich die Frage: Wie sicher sind die Schätze in den Museen der Stadt heute?

„Dass damals der Dom ausgeraubt wurde, war eine Katastrophe für die Kölner“, sagt der pensionierte Polizeifahnder Helmut Simon. Und dieser Schock sitzt tief – bis heute!

Der spektakuläre Domraub jährt sich am 2. November 2025 zum 50. Mal, doch die Angst um Kölns wertvollste Schätze ist präsenter denn je.

Selbst aktuelle Ereignisse wie der dreiste Juwelen-Diebstahl im Pariser Louvre lassen die Alarmglocken schrillen.

Auch in der Kölner Domschatzkammer, einem Hochsicherheitstrakt zwölf Meter unter der Erde. „Die merkwürdigsten Dinge können passieren“, warnt Leiterin Leonie Becks gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Obwohl alles mit „modernster Sicherheitstechnik“ ausgestattet ist, bleibt eine Sorge: Einen Einbruch könne man nie hundertprozentig ausschließen.

Die Erinnerungen an die Katastrophe von 1975 sind allgegenwärtig. Es war eine kalte, regnerische Nacht, als drei Männer mit Bergsteigerausrüstung am Dom hochkletterten. Ihr Ziel: ein Lüftungsschacht in sechs Metern Höhe. „Irgendwoher wussten die Täter, dass in sechs Metern Höhe ein Lüftungsschacht in die Domschatzkammer führte“, erzählt Ex-Fahnder Simon.

Sie bogen die Eisengitterstäbe auf, umgingen die Alarmanlage und der schmalste von ihnen, Borislav T., seilte sich in die Schatzkammer ab. Er räumte eine Vitrine nach der anderen aus. „Die waren alle nicht gesichert“, so Simon. Doch dann der Fehler: „Versehentlich ließ er die große Prunkmonstranz fallen, das gab einen Höllenlärm“. Zwei Domschweizer und Domschweizerinnen schoben Nachtwache und rannten los, hatten aber keinen Schlüssel. Die Diebe und Diebinnen entkamen mit ihrer Beute.

Blick in die Kölner Domschatzkammer

Blick in die Kölner Domschatzkammer, die als Museum für Besucherinnen und Besucher geöffnet ist.

Für die Polizei war schnell klar, wer dahinterstecken musste. Der Ermittlungsleiter soll sofort gesagt haben: „Es gibt in Köln nur einen, der so bescheuert ist, den Domschatz zu klauen: Ljubomir E.“. Und er hatte recht! Doch erst zwei Jahre später klickten die Handschellen für den Kunsthändler und seine beiden Komplizen, nachdem ein Tipp aus der Kölner Unterwelt kam. Alle drei Täter bekamen hohe Gefängnisstrafen.

Doch der Domraub ist kein Einzelfall. Kölns Kunstszene ist immer wieder Ziel von Kriminellen. 2001 wurde das Stadtmuseum ausgeraubt, 2004 verschwand ein Gemälde aus dem Wallraf-Richartz-Museum. Und der Schock vom September 2023 sitzt noch frisch: Damals schlugen Einbrecher und Einbrecherinnen im Museum für Ostasiatische Kunst zu.

Zwei Täter und Täterinnen zertrümmerten ein Fenster und stahlen wertvolles Porzellan aus der Ming-Dynastie – Schaden über eine Million Euro. Profis am Werk, vermutlich im Auftrag von finanzstarken Hintermännern und Hinterfrauen. Doch die Ermittlungen sind eingestellt. Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer sagt, sie würden wieder aufgenommen, wenn es „neue, erfolgversprechende Ermittlungsansätze“ gäbe. Bis dahin bleiben die Fragen: Wer waren die Einbrecher und Einbrecherinnen? Und wo ist die Beute?

Die Stadt Köln gibt sich derweil zugeknöpft und teilt nur mit, dass die „Sicherheitskonzepte laufend überprüft und sich verändernden Gegebenheiten angepasst“ werden. Doch nach all den Vorfällen bleibt die Sorge, wann und wo die nächsten Kunstdiebe und Kunstdiebinnen in Köln zuschlagen. (red)