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Nach Unfall auf StadtautobahnPolizei findet Sprengsatz in Auto von Kölner (22)

Blick stadtauswärts auf den Autobahntunnel der B55a in Kalk

Blick stadtauswärts auf den Autobahntunnel der B55a in Kalk.

Irre Flucht in Köln! Ein Mann (22) lässt eine Bombe im Wrack zurück.

Mit mehr als 180 Sachen über die Stadtautobahn gebrettert, in die Leitplanke gekracht und dann einfach abgehauen! Ein junger Kölner (22) hat seinen geliehenen Golf GTI zerlegt und am Unfallort eine böse Überraschung zurückgelassen. Als die alarmierten Polizisten und Polizistinnen das Fahrzeug inspizierten, machten sie einen brandgefährlichen Fund: Im Kofferraum lag ein Sprengsatz!

Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet, muss sich der 22-Jährige seit Montag (20. Oktober 2025) nun wegen der Vorbereitung eines Explosionsverbrechens vor dem Kölner Amtsgericht verantworten.

Der Sprengsatz war kein Kinderspiel: 1,3 Kilogramm schwer, davon 90 Gramm hochexplosiver Blitzknallsatz. „Das ist schon eine richtige Hausnummer“, erklärte ein Sprengstoffexperte des Landeskriminalamtes im Prozess. Zum Vergleich: Eine 500-Gramm-Bombe reiche schon, um einen Geldautomaten zu sprengen und dabei Fenster zu zerstören und Türen aus den Angeln zu heben.

Der Fund im Golf war mehr als doppelt so schwer und hätte laut LKA-Experte entsprechend verheerenden Schaden anrichten können. Die Staatsanwältin ist überzeugt: Der Sprengsatz hätte nicht nur massive Gebäudeschäden verursacht, sondern auch Menschen schwer verletzen können. Wofür die Bombe mit Zündschnur aber genau gedacht war, bleibt ein Rätsel.

Ein Zeuge hatte bei der Polizei jedoch eine ganz andere Version erzählt. Demnach sei der Angeklagte in Drogengeschäfte verwickelt und die Bombe sollte „einem Jungen“ übergeben werden, um sie an einer Kölner Disco zu zünden. Das passt ins Bild: In den vergangenen Monaten detonierten immer wieder Sprengsätze in Köln und Umgebung – vermutlich Einschüchterungsversuche im brutalen „Kölner Drogenkrieg“.

Der Beschuldigte mit seiner Verteidigerin Pina Klara beim Prozess im Kölner Amtsgericht

Der Beschuldigte mit seiner Verteidigerin Pina Klara beim Prozess im Kölner Amtsgericht.

Der Angeklagte selbst tischt eine abenteuerliche Geschichte auf. Bei der Bombe handle es sich nur um einen übriggebliebenen Silvesterböller. Gekauft habe er diesen „auf der Straße in Finkenberg“. „Da gab es Batterien, Polenböller und Raketen“, so der 22-Jährige. Für 300 Euro habe er sich eingedeckt, um es zum Jahreswechsel auf den Poller Wiesen krachen zu lassen.

Warum er den angeblichen Böller im Auto hatte? Er sei zurück zu seinen Eltern gezogen und habe sich ein Zimmer mit seinem kleinen Bruder geteilt. Da wollte er den heiklen Gegenstand nicht einfach herumliegen lassen. Deshalb sei die Bombe mit anderen persönlichen Sachen im Golf geblieben.

Und die irre Raserei auf der Stadtautobahn? Angeblich pure Panik! Nach einem Café-Besuch in Kalk sei sein Auto zugeparkt gewesen. Als er einstieg, seien plötzlich mehrere Männer auf ihn zugekommen. „Sie hatten Waffen und trommelten mit Stöcken auf mein Auto“, schilderte es der Angeklagte.

Anstatt auszusteigen, habe er sich mit dem Golf den Weg freigerammt und sei geflohen. Auf der Flucht sei er verfolgt worden und habe dann auf der Stadtautobahn die Kontrolle verloren. Einer der Angreifer sei ausgerechnet jener Mann gewesen, der ihn bei der Polizei schwer belastete.

Der Angeklagte, der ohne Führerschein unterwegs war, mutmaßte, die Männer hätten es auf die Tageseinnahmen aus dem Kiosk seines Vaters abgesehen. Mit Drogengeschäften habe er nichts zu tun – er konsumiere nur gelegentlich Kokain beim Feiern.

Die Staatsanwältin zeigte sich von dieser Erklärung alles andere als überzeugt. Ihre Zweifel sind groß: Zeugen und Zeuginnen des Unfalls haben keine Verfolger bemerkt. Und die Schäden am Golf passen nicht zu der Geschichte vom Freirammen am Café.

Die Verteidigerin argumentiert, ihrem Mandanten könne nur der Besitz des Sprengkörpers nachgewiesen werden, nicht aber die Vorbereitung eines Verbrechens. Doch die Zweifel der Staatsanwaltschaft wiegen schwer. Der Prozess wurde vertagt, weitere Zeugen und Zeuginnen sollen nun Licht ins Dunkel bringen. (red)