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„Kom(m)ödchen“-Chef LorentzFernsehen? Ich stehe lieber im Foyer

Ein Relikt aus den frühen „Kom(m)ödchen“-Jahren: Über die Nachricht „Gottseidank ausverkauft“ kann sich Kay Lorentz allerdings heute auch oft freuen.

Ein Relikt aus den frühen „Kom(m)ödchen“-Jahren: Über die Nachricht „Gottseidank ausverkauft“ kann sich Kay Lorentz allerdings heute auch oft freuen.

Düsseldorf – Sein Vater Kay Lorentz ist eine Legende, seine Mutter Lore Lorentz ist eine Legende, deren gemeinsames Lebenswerk, das „Kom(m)ödchen“ ist es sowieso und liegt auch noch an einem Platz, der nach den Eltern benannt ist.

Es waren ganz schön große Schuhe, in die Kay Sebastian Lorentz 1994 gestiegen ist, als er das Kabarett-Haus übernahm. Und er macht das seitdem mit Bravour. Im Gespräch mit dem EXPRESS gewährt er spannende Einblicke in ein Leben im Dienste der Satire.

Ihre Eltern sind das wohl legendärste Kabarett-Paar Deutschlands. Bei diesen Genen – haben Sie nie den Wunsch gehabt, Kabarettist zu werden?

Alles zum Thema Olympiastadion

Niemals! Das, was meine Mutter 30 Jahre lang so beherrschte, konnte ich nie. Ich sterbe tausend Tode, wenn ich auf die Bühne muss.

Nach dem Tod ihrer Mutter mussten sie nicht auf die Bühne, aber das Haus übernehmen.

Und es gab viele, die gesagt haben: Der kann nicht schreiben, der kann nicht inszenieren, der kann nicht auf die Bühne, der soll sich einfach nur hinter den Tresen stellen. Dass das „Köm(m)ödchen“ jetzt so erfolgreich ist, freut mich umso mehr.

Das sah in den ersten Jahren ganz anders aus.

Stimmt. Begonnen habe ich mit einer ganz fatalen Fehlentscheidung: „Faire Verlierer“ hieß das erste Programm, das auf meinem Mist gewachsen war. Es war der größte Flop in der Geschichte des „Kom(m)ödchens“. Da stand dann plötzlich die Existenz auf dem Spiel. Ich hatte zwei Möglichkeiten: aufhören oder mich total zu verschulden. Ich bin zur Bank gegangen. Subventionen von der Stadt habe ich übrigens nicht bekommen.

Waren Sie enttäuscht?

Subventionen sind ein zweischneidiges Schwert. Sie können helfen. Aber ohne kann ich zum Beispiel dem Oberbürgermeister ganz anders gegenüber treten.

Der Erfolg hat Ihnen recht gegeben. Die Ensemble-Programme laufen seit Jahren blendend. Was bedeutet das im täglichen Geschäft für Sie?

Ich kann mir den Luxus erlauben, auszuwählen, wer im „Köm(m)ödchen“ ein Gastspiel geben darf. Ich kann mir einen Künstler gönnen, den ich großartig finde, aber von dem ich genau weiß, dass er das Haus nicht füllen wird. Und wir wissen ja alle, dass es nicht die besten Künstler sind, die das Olympiastadion in Berlin füllen …

Sie sprechen von Mario Barth. Gibt es andere Beispiele?

Klar. Als Ingo Apelt megaerfolgreich war, habe ich überlegt, ihn zu verpflichten. Er hätte eine Woche lang problemlos das Haus gefüllt. Wir haben uns getroffen, über sein Programm gesprochen. Ich musste ihm leider sagen: Geschmacklosigkeit als Konzept ist mir zu wenig. Er hat es sportlich genommen.

Wie geht Kabarett heute?

Jedenfalls nicht so wie früher. Da kam der Kabarettist auf die Bühne und hatte zwei Stunden recht. Wir im „Köm(m)ödchen“ halten nichts vom erhobenen Zeigefinger.

Ihr Vater hat vielen Talenten zu großen Karrieren verholfen. Wo finden Sie den Nachwuchs?

Ich bin ständig in der Provinz unterwegs. In kleinen Stadttheatern, in Schul-Aulen. Ich lasse meine Karten inkognito buchen. Früher habe ich da ganze Abende verbracht. Heute weiß ich spätesten nach 20 Minuten, wen ich verpflichten werde oder wen nicht. Und dann gehe ich.

Auf der nächsten Seite spricht Kay Sebastian Lorentz über Comedians im Fernsehen.

Das Fernsehen ist überschwemmt von Comedians. Schauen Sie zu?

Nein. Ich mag dieses Häppchenprogramm nicht. Auftritt, drei Gags, Abgang. Brauche ich nicht! Ich brauche eh kein Fernsehen. Ich stehe lieber im Foyer und freue mich über strahlende Menschen, die ein schönes Programm gesehen haben.

Wie viel Anteil habe sie daran?

Wie gesagt: ich kann ja eigentlich nichts. Aber ich bin Manager. Was ich kann, ist Leute motivieren. Und ich kann sie gut aussehen lassen.

Sie sind jetzt 63 Jahre alt. Geht man als „Köm(m)ödchen“-Chef in Rente?

Es war nie in meiner Lebensplanung, mit 65 aufzuhören zu arbeiten. Vielleicht bin ich mit 70 ja nur noch der Grußonkel in „Köm(m)ödchen“. Aber auch das halte ich für eine schöne Idee.

Gibt es in der Familie einen möglichen Nachfolger?

Bislang hat keiner von meinen Kinder die Hände gehoben.

Zum Schluss – ein Wort zu denen, die Ihnen immer die Treue gehalten haben …

Nun, die Tatsache, dass die Düsseldorfer dieses Haus seit 67 Jahren besuchen, zeigt, dass sie so schlecht nicht sein können.