Köln – Auf den Instagram-Kanälen unserer vorrangig weiblichen Stars zeigt sich die ganze widerwärtige Seite unserer Gesellschaft. Unter dem Deckmantel der Anonymität erdreisten sich Tausende, über das Aussehen von anderen zu urteilen. Sie zu beschimpfen. Mit ekelhaften Begriffen zu beleidigen. Und sie brauchen keine Konsequenzen fürchten. Ein Kommentar.

Lena Meyer-Landrut (28) hat auf Instagram rund drei Millionen Abonnenten. Regelmäßig postet die Sängerin freizügige Fotos, zeigt sich sexy und offen. Man könnte meinen, Fans auf Instagram würden diese Art von Fotos lieben.

Doch die Netz-Gemeinschaft zeigt sich stattdessen von seiner hässlichsten Seite, unter jedem Foto: Regelmäßig wird der 28-Jährigen Magerwahn vorgeworfen.

„Magersucht? Such doch bitte Hilfe…“, heuchelt eine Nutzerin Sorge.

„Die Schuhe wiegen mehr als Lena“, erklärt ein weiter User hämisch.

„Frau Magersucht sollte sich mal was zum Essen kaufen.“ Die Liste dieser herabwürdigen Kommentare lässt sich endlos erweitern.

Hier weiteren Kommentar lesen: Heidi Klum zeigt ihre Brüste auf Instagram und die ganze Schmach wird deutlich

Daniela Katzenberger schürte Hass mit Oben-ohne-Foto auf Instagram

Zuletzt gab es unter einem Post von Daniela Katzenberger (32) viele Diskussionen: Auch sie zeigt gern Dekolleté, nimmt ihren eigenen Körper auch gern selbstironisch auf die Schippe.

Dort tummelt sich ebenso der abartige Bodensatz des Internets: „Wieder zugenommen?“, wird gefragt.

„Sieht ekelhaft aus“, wird schlicht kommentiert.

Ein anderer stellt schnell mal eine Ferndiagnose auf: „Skoliose“ solle Daniela Katzenberger haben, das sehe er am Rücken. Autsch.

Das Fatale daran ist nicht etwa nur, dass die Gefühle der Stars verletzt werden. Die kontern meist auf ironische Art und halten den Hatern den Spiegel vor.

Manchmal auch wortwörtlich, wie Lena Meyer-Landrut, die mit ihrem Spiegel-Selfie, auf dem sie Hasskommentare geschrieben hat, viel Beifall geerntet hat (hier mehr lesen).

Auch Daniela antwortet den Hatern direkt, postet einfach ein weiteres Nackt-Foto und schreibt: „Weil‘s so schön war... Noch mehr lecker Hater-Futter.“

Lena Meyer-Landrut, Daniela Katzenberger, Emily Ratajkowski – sie sind nicht die Einzigen

Nicht nur Stars müssen sich beschämende Kommentare unter ihren Fotos durchlesen. Die Trolle und Hater tummeln sich auch auf den Profilen von anderen Frauen und Mädels, die sich gern offener zeigen. Auch Männer werden regelmäßig zu Hass-Objekten bei Instagram, nicht selten wegen ihrer sexuellen Orientierung.

Und zu welchen Konsequenzen Mobbing führen kann, zeigte sich zum Beispiel in Berlin-Reinickendorf: Dort hat sich eine Elfjährige Anfang des Jahres das Leben genommen, vermutlich nach massiven Mobbing-Angriffen.

Hass gegen Instagram-Nutzerinnen und kaum Konsequenzen

Und welche Konsequenzen haben Hater zu fürchten? Bislang wenige.

Das muss sich dringend ändern: Sie sollten nicht ungestraft miese Kommentare schreiben dürfen. Zwar führt Instagram seit Mitte des vergangenen Jahres Anti-Mobbing-Tools ein, doch sie sind unzureichend.

Body-Shaming muss nämlich nicht mit grässlichen Begriffen daherkommen, sondern kann auch als „Kompliment“ getarnt sein: „Endlich Kurven“, „endlich dicker“, „endlich eine richtige Frau“. So wird die Beleidigung nur perfider und von Systemen schwerer zu erkennen.

Schweres Mobbing ist strafbar, es sollte demnach auch bestraft werden

Doch es wird endlich Zeit, dass diese prüden, widerlichen Instagram-Nutzer, die vor allem auf den Profilen von Frauen ihre verbale Diarrhö ablassen, komplett verbannt werden.

Es gibt keinen Grund, warum sie weiterhin dort aktiv sein sollten. Denn ihnen ist nicht an einer Diskussion gelegen, sondern nur an seelischer und körperlicher Zerstörung. Schwere Mobbing-Handlungen sind strafbar, sie sollten daher auch bei Instagram scharf verfolgt werden.

Hier lesen: Wie Lena Meyer-Landrut nach Trennung und Mobbing wieder lernte, sich selbst zu lieben

Nur so könnte Instagram zu einem Raum werden, „in dem Frauen noch sexuell sein können, wenn ihnen danach ist“, wie Emily Ratajkowski es mal formulierte. Aber eben auch Männer, Transsexuelle und alle anderen.