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ZDF-Wetterchefin erklärtDarauf müssen wir uns in Zukunft einstellen

Katja Horneffer steht mit verschränkten Armen an eine Säule gelehnt und lächelt.

Dr. Katja Horneffer ist seit 2020 Wetterchefin im ZDF. 

ZDF-Wetterchefin Dr. Katja Horneffer über Hochs und Tiefs, ihre Zeit in Bonn und ihre besondere Sehschwäche. 

von Horst Stellmacher (sm)

Köln. Alle reden vom Wetter, sie auch – aber im Gegensatz zu den meisten weiß sie, worüber sie redet: Diplom-Meteorologin Dr. Katja Horneffer (53), die immer freundliche, geduldige Wetterlady des ZDF.

Sie wurde in den 90ern in Bonn fürs Fernsehen entdeckt, bringt uns seitdem die Hochs und Tiefs nahe und bereitet uns auf Naturgeschehen der nächsten Zeit vor. 25 Jahre beim ZDF,  jetzt im neuen Studio – Zeit, für ein langes Gespräch.

ZDF-Wetterchefin Katja Horneffer im EXPRESS-Interview

Der Sommer 2021 verabschiedet sich nun auch kalendarisch. Nach drei Hitzesommern überraschte er: Wenig Sonne, viel Regen. Wie sieht Ihre Bilanz aus?

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Katja Horneffer: Das war ein typischer mitteleuropäischer Durchschnittssommer, der in unser Klima gehört – mit Ausnahme des Tiefs, das die enormen Regenmengen brachte, die die Katastrophe im Ahrtal verursachten. Es war der Sommer, von dem wir eigentlich gern schwärmen – der Sommer, wie er früher einmal war.

Worauf sollen wir uns in Zukunft einstellen?

Katja Horneffer: Eher auf das, was wir davor die letzten drei Jahre hatten – Dürre, Hitze, Temperaturen an die oder über 40 Grad – das, was einst die Ausreißer waren. Jetzt können wir davon ausgehen, dass die bisher normalen Sommer die Ausreißer sein werden. Wetter-Ereignisse, die bisher alle 100 Jahre kamen – wie z. B. die Dürresommer – erleben wir jetzt wahrscheinlich alle zehn Jahre.  

Heutzutage scheint jeder seine eigene Wetter-App zu haben. Benutzen Sie auch eine?

Katja Horneffer: Ich halte wenig von Apps. Mit einer Ausnahme: Die Warnwetter-App des Deutschen Wetterdienstes. Da sind die Radarbilder für das sogenannte Nowcasting – also die Kürzestfrist-Vorhersage – gut aufbereitet. Wetter-Apps, die behaupten, dass in zwei Wochen um 14 Uhr in Köln ein starker Regenschauer runtergeht und um 15 Uhr wieder die Sonne scheint, können Sie getrost vergessen.  

War Meteorologin immer Ihr Traumjob?

Katja Horneffer: Nein. Als ich Kind war, hätte ich gern was mit Tourismus oder Sprachen gemacht. Ich bin gern gereist, habe Schüleraustausche mitgemacht, war an Sprachen interessiert. Das Interesse an der Meteorologie erwachte erst mit 13 oder 14. Damals schenkte mir eine Tante das Buch „Kanadischer Sommer“ von Diana Walker, was mich sehr beeindruckt hat.

Was war da der Auslöser?

Katja Horneffer: Im Buch kam ein Meteorologe vor, der Radiosondenaufstiege machte – das fand ich spannend,  da wollte ich Meteorologin werden. Problem war allerdings, dass ich in der zehnten Klasse Physik abgewählt hatte – und Meteorologie die Physik der Atmosphäre ist. Aber es klappte.

Inzwischen sind Sie eine der populärsten TV-Wetter-Ladys. War Fernsehen Ihr Ziel?

Katja Horneffer: Nein. Ich wollte eher in Richtung Umweltchemie oder regionaler Klimawandel, regenerative Energien oder vielleicht auch Lagerraumklimatologie arbeiten. Es gibt viele interessante Aspekte in der Meteorologie – die Wettervorhersage ist nur ein Bruchteil dessen, ich schätze zwei Prozent der gesamten Meteorologie.

Dennoch sind Sie bei den zwei Prozent geblieben und überaus erfolgreich im TV gelandet. Wie kam’s denn dazu?

Katja Horneffer: Nach meinem Diplom wollte ich für den damaligen „Klimapapst“ Hartmut Graßl arbeiten. Und erst dann kam das Fernsehen ins Spiel. Ich erfuhr, dass ein TV-Sender für sein Programm Meteorologen suchte, ich bin aus reiner Neugierde zum Casting gegangen. Dann lud mich der damalige ZDF-Wettermann Gunther Tiersch zu einem Casting beim ZDF ein. Und so machte ich erst beides: Ich entschied mich für die Promotion bei Hartmut Graßl, arbeite aber später zusätzlich nebenbei beim ZDF.

Sie haben in Bremen Abi gemacht, dann in Bonn studiert. Wieso?

Katja Horneffer: Kurz vorm Abi habe ich bei einem Aufsatz-Wettbewerb „Politik – nein, danke?“ einen Besuch der damaligen Bundeshauptstadt gewonnen – und mich sofort in die Stadt verliebt! Sie war so grün, so jung, es waren so viele Studierende unterwegs! Mir war klar: „Wenn ich studiere, dann nur in Bonn!“

Özden Terli (l.) und Katja Horneffer (r.) stehen vor der Wetterkarte im ZDF-Studio.

Katja Horneffer und ihr ZDF-Kollege Özden Terli im neuen Studio des ZDF. Die neuen Farben gefallen Katja Horneffer sehr gut. Nur an die Wolken musste sie sich gewöhnen .

Wie sind Sie als Norddeutsche mit dem rheinischen Frohsinn klargekommen?

Katja Horneffer: Das ging die meiste Zeit sehr gut. Nur mit dem Karneval war es anders. Beim ersten Mal habe ich die Welt nicht mehr verstanden: „Ist das alles wahr, träume ich?“ Das ist doch was sehr Spezielles für eine Norddeutsche. Außerdem haderte ich mit dem ausgeprägten Interesse der Rheinländer am Mitmenschen.

Was stört Sie daran?

Katja Horneffer: Mir ist es lieber, wenn mir Menschen und Sachen nicht zu nahe kommen. Ich schätze es, wenn Raum zwischen mir und anderen ist.

Gibt es dafür einen Grund?

Katja Horneffer: Ja. Ich habe das Problem, dass ich nicht dreidimensional sehen kann.

Klingt sehr ungewöhnlich – was bedeutet das?

Katja Horneffer: Wenn ich gucke, sieht alles um mich herum wie auf einem Foto aus, alles ist nur zweidimensional, was bedeutet, dass ich die Abstände zu Menschen und Dingen nur schwer einschätzen kann. Ich erkenne nicht, ob mir jemand oder etwas nahe oder fern ist.

Sie haben jetzt ein neues Studio. Wurde da auf Ihre Seh-Eigentümlichkeiten Rücksicht genommen?

Katja Horneffer: (lacht) Nein, natürlich nicht. Diese Seh-Eigentümlichkeit, wie Sie es nennen, ist dort eher nicht bekannt und so „eigentümlich“ ist sie auch nicht. Als Kind wurde ich immer damit getröstet, dass es ein Drittel der Menschheit wäre, in Wirklichkeit sind es wohl fünf bis 15 Prozent. Viele wissen es nicht, weil sie nie zum Augenarzt müssen. Und aktuell ist das Studio sogar etwas kleiner als sein Vorgänger, da könnte ich also eher mal gegen Gerätschaften laufen. Aber an die neuen Abmessungen habe ich mich unfallfrei schnell gewöhnt.

Hatten Sie denn Einfluss auf die Studio-Gestaltung?

Katja Horneffer: Die Entscheidung, wie es aussieht, haben andere getroffen. Aber mir gefällt es gut. Ich finde die Waldmeister-Mint-Farben schön, fremdle noch ein klein wenig mit den Wolken-Symbolen, weil die durchscheinender sind und luftiger aussehen.

Im Rheinland haben wir oft das Gefühl, dass das Wetter hier anders sei. Stimmt das, oder ist das nur eine Art von Lokalstolz?

Katja Horneffer: In jeder Region Deutschlands gibt es „spezielles Wetter“ – das liegt an den orographischen Gegebenheiten: also an Bergen, Tälern und Flüssen. Und so ist z. B. auch die Kölner Bucht speziell. Da sie noch knapp zum niederrheinischen Tiefland gehört, bleibt es hier im Winter oft besonders mild. Aber drumherum befinden sich mit dem Bergischen Land und der Eifel schon Mittelgebirge. So gibt es z. B. den „Eifelföhn“ bei Süd- bis Südwest-Anströmung. Dann ist es auf der Eifelnordseite trocken, sonnig, windig und warm. Und Großstädte wie Köln haben sowieso ihr ganz eigenes Stadtklima mit Wärmeinsel-Effekt.

Katja Horneffer: Seit 2020 ist sie Leiterin  des ZDF-Wetterteams

Katja Horneffer (geboren am 13. August 1968 in Göttingen) wuchs in und nahe Bremen auf. Von 1987 bis 1993 studierte sie in Bonn, machte ihren Diplom-Abschluss, 1986 dann Promotion, die sie 1996 in Hamburg abschloss. Ihre Doktorarbeit trug den Titel „Energie- und Feuchtehaushalt im nichthydrostatischen Mesoskalamodell GESIMA bei Nestung in das Regionalklimamodell REMO“.

Erste Radio- und TV-Auftritte bei Antenne Bayer in Ismaning und beim Südwest 3 Fernsehen in Stuttgart. Seit 1998 in der ZDF-Wetterredaktion mit an Bord. Seit 2007 macht sie in den „heute“-Nachrichten und im „heute-journal“ das Wetter. Seit 2020 ist sie die Leiterin des ZDF-Wetterteams. Sie ist verheiratet, Mutter eines Sohnes und lebt in Bensheim an der Bergstraße.