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Viele konnten nicht wählenStichwahl-Zoff im Kölner Umland

Das Foto zeigt einen Umschlag für einen Briefwahlschein.

In Kerpen, Brühl und Pulheim kamen Briefwahlunterlagen nicht bei den Bürgern und Bürgerinnen an (Symbolfoto).

In mehreren Städten im Kölner Umland kamen Briefwahlunterlagen nicht an. Wer ist schuld an der Panne? Niemand will es gewesen sein.

Riesen-Ärger nach den Stichwahlen im Rhein-Erft-Kreis! In Kerpen, Brühl und Pulheim warteten viele Wählerinnen und Wähler vergeblich auf ihre Briefwahlunterlagen. Sie konnten ihre Stimme nicht abgeben. Und jetzt? Jetzt will niemand schuld sein!

Nicht nur im Kölner Umland gab es Beschwerden. Auch in Köln gab es Wahlfrust.

Die Deutsche Post weist jede Verantwortung von sich. „Wir haben die Sendungen mit höchster Priorität zugestellt“, erklärt ein Sprecher gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Vorwürfe aus den Rathäusern? Nicht nachvollziehbar! „Was uns übergeben worden ist, ist alles zugestellt worden“, heißt es knallhart.

Die Post bietet an, den Fällen nachzugehen. Aber dafür bräuchte sie die genauen Adressen derjenigen, die keine Unterlagen erhalten haben. Bisher sei aber keine der Städte auf das Unternehmen zugekommen. Man wolle jetzt selbst versuchen, die Sache aufzuklären.

In Kerpen ist der Frust groß. Laut Stadtsprecher Thomas Marner haben allein dort 250 Menschen ihre Unterlagen nicht bekommen. Eine Wiederholung der Wahl? Hält er nicht für nötig. Der Abstand zwischen den Kandidaten sei zu groß, um das Ergebnis noch zu kippen.

Marner hatte schon am Sonntag klargemacht, wer seiner Meinung nach der Schuldige ist: die Post. Man müsse nun überdenken, wie die Wahlunterlagen bei der nächsten Wahl zu den Menschen kommen.

Auch in Brühl stapelten sich die Beschwerden. Die Stadt gibt zu: 2475 Stimmen von Briefwählerinnen und Briefwählern kamen nicht zurück. Besonders auffällig: Im Stimmbezirk Vochem war die Rücklaufquote mit 35,7 Prozent extrem niedrig. Ein klares Zeichen für Zustellprobleme?

Die Stadt Brühl verteidigt sich: Man habe die Stimmzettel sofort nach Erhalt fertig gemacht und an die Post übergeben. „Zeitliche Verzögerungen gab es keine“, heißt es aus dem Rathaus. Der Appell an die Landesregierung: Für Stichwahlen braucht es in Zukunft mehr Zeit!

Die unterlegene Bürgermeister-Kandidatin Simone Holderried ist sauer. Für sie ist die Panne ein Schaden für die Demokratie. Das Ergebnis anfechten will sie aber nicht. „Wir müssen genau hinschauen und klären, woran es lag“, fordert sie.

In Pulheim wird der Ton noch schärfer. Die FDP fordert eine „schonungslose Aufarbeitung“ und spricht von einem „Wahlskandal“. Die Liste der Vorwürfe ist lang: nicht zugestellte Unterlagen, falsche Wahlkoffer, zu wenige und schlecht vorbereitete Wahlhelferinnen und Wahlhelfer.

Das Rathaus in Pulheim wehrt sich gegen die Anschuldigungen. Man habe extra Porto bezahlt, damit die Post innerhalb von 24 Stunden liefert. Auch die anderen Vorwürfe weist eine Sprecherin zurück. Wahlhelferinnen und Wahlhelfer seien ausreichend da und online geschult gewesen.

Ein Wahlkoffer wurde zwar tatsächlich versehentlich an die falsche Person ausgehändigt, das Missverständnis sei aber schnell geklärt worden. Der Zoff um das Wahl-Chaos geht also weiter – ein klarer Schuldiger ist nicht in Sicht. (red)