Chaotische ZuständeMitarbeiter erheben schwere Vorwürfe gegen UPS am Kölner Flughafen

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Ein Mitarbeiter bei UPS am Flughafen Köln/Bonn, hier im Jahr 2011, transportiert ein Paket. Einige Angestellte erheben schwere Vorwürfe gegen den Paketdienstleister.

Köln – Gegen den Paketdienstleister UPS am Standort des Flughafens Köln/Bonn haben Mitarbeiter schwere Vorwürfe erhoben. Das ARD-Politikmagazin „Report Mainz” zeigte am Dienstag (11. Mai) Aufnahmen, die der Redaktion anonym zugespielt wurden.

  • Mitarbeiter erheben schwere Vorwürfe gegen UPS am Flughafen Köln/Bonn
  • Es herrschen chaotische Zustände und Manipulation von Arbeitszeiten
  • Das ARD-Politikmagazin „Report Mainz” deckte die Missstände auf

Demnach herrschen im zentralen europäischen Luftumschlagplatz von UPS äußerst chaotische Zustände. Die Bilder zeigen herabfallende Pakete und versperrte Fluchtwege. Hinzu kommen Vorwürfe der Arbeitszeitmanipulation und Datenschutzverletzungen.

Schwere Vorwürfe: Chaotische Zustände bei UPS am Flughafen Köln/Bonn

Rund 100.000 Pakete sortieren die etwa 3000 Angestellten von UPS am Kölner Flughafen pro Tag für ganz Europa. Diese Sendungsfluten seien kaum zu bewältigen, erklärt ein anonymer Mitarbeiter. Bilder zeigen, wie sich Pakete auf dem Laufband stapeln und herunterfallen. Fluchtwege werden versperrt und „es kam schon zu etlichen Arbeitsunfällen”, berichtet er weiter.

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Chaotische Zustände mit zahlreichen Paketen herrschen bei UPS am Flughafen Köln/Bonn.

Auch EXPRESS liegen Bild- und Videomaterial eines anonymen Mitarbeiters vor. Darauf zu sehen sind zahlreiche Pakete, teilweise in sehr demoliertem Zustand.

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Die Pakete stapeln sich auf dem Boden. Teilweise sind die Verpackungen demoliert.

Zudem sollen die Vorgesetzten immensen Druck auf die Mitarbeiter ausüben. Pausenzeiten werden nicht eingehalten, aber dennoch verbucht. Mehrere hundert Stechkarten belegen, dass Führungskräfte in Bezug auf die gesetzlich vorgeschriebenen Pausen tricksen.

UPS am Kölner Flughafen: Trickserei bei Pausenzeiten

Von Hand tragen sie diese ein, obwohl die Mitarbeiter acht oder neun Stunden durcharbeiten. Weitere 80 Karten weisen überhaupt keine Pausen auf. Das ginge schon seit Jahren so, erklärt ein Mitarbeiter. Bisher habe sich nur niemand getraut, etwas zu unternehmen.

Denn der Druck auf ihn und seine Kollegen sei sehr groß. „Da gibt es Arbeitsbereiche, da kommt die Anweisung, dass ab einer bestimmten Uhrzeit keiner mehr in die Pause geht. Das ist nicht höflich formuliert. Und dann kommt es auch vor, dass sich Mitarbeiter in die Hose machen und sich nicht trauen, dagegen vorzugehen.”

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Ein UPS-Insider (l.) begutachtet gemeinsam mit einem SWR-Reporter zahlreiche Stechkarten von Mitarbeitern.

Wenn sich doch jemand traut, seine gesetzlich vorgeschriebenen Pausen einzufordern, wächst der Druck weiter. Ein ehemaliger UPS-Angestellter in Führungsposition bestätigt den Vorwurf. Bei diesen Leuten werde schließlich darauf geachtet, dass sie pünktlich nach Hause gehen und keine Überstunden aufbauen und somit weniger verdienen.

Auch er habe bei der Erfassung der Pausen getrickst. „Dass das gesetzeswidrig war, war klar”, gibt er zu. Aber der enorme Druck habe das vergessen lassen und zur täglichen Routine gemacht.

Arbeitsrechtler: UPS in Köln erwartet wegen Zeiterfassung keine Sanktion

Arbeitsrechtsexperte Professor Peter Schüren von der Universität Münster kritisiert das Unternehmen. „Das deutet darauf hin, dass hier im großen Stil Ruhepausen nicht gewährt und nicht bezahlt werden, dass also hier einerseits im Arbeitsschutz eine Menge böser Sachen passieren und strafbare Beitragshinterziehung vorliegt”, erklärt er im Interview mit „Report Mainz”.

Gesetzlich sei die Arbeitszeiterfassung jedoch in Deutschland nicht richtig abgesichert, fügt Schüren hinzu. Arbeitgeber, die geleistete Stunden nicht erfassen und „vergessen”, sie zu bezahlen, hätten keine Sanktionen zu fürchten.

Auch der Datenschutz bei UPS am Kölner Flughafen wird verletzt

Ein Datensatz, den anonyme Mitarbeiter „Report Mainz” zugespielt hatten, weist neben Belegen für zahlreiche Arbeitsunfälle auch über 30.000 ärztliche Atteste auf. Sogar einfache Vorarbeiter haben Zugriff auf diese vertraulichen Daten.

Werden solch sensible Gesundheitsdaten zu lange gespeichert, sei es ein Fall für hohe Strafen, ordnet der Datenschutzbeauftragte aus Baden-Württemberg, Stefan Brink, die Lage ein. „Die Tatsache, dass ein Unternehmen kein Daten-Löschkonzept hat oder dieses nicht umsetzt, wird mit einem Bußgeld von bis zu 20 Millionen Euro bestraft.”

Der Betriebsrat von UPS möchte sich aus formellen Gründen nicht zu den Vorwürfen äußern. Der Paketdienstleister selbst ließ gegenüber „Report Mainz” verlauten: „Diese mutmaßlichen Vorfälle sind nicht tolerierbar und sind Gegenstand laufender Untersuchungen. Wir arbeiten mit den Behörden zusammen und beabsichtigen, auf der Grundlage etwaiger Erkenntnisse geeignete Maßnahmen zu ergreifen.” UPS lege Wert auf Sicherheit, Professionalität und Integrität und toleriere keine Belästigung in irgendeiner Form. (cab)