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KommentarDie verzweifelten Versuche der Stadt: So wird der 11.11. in Köln wieder zum Desaster

Einsatzkräfte der Polizei nehmen am 11.11.2022 einen Mann auf der Zülpicher Straße fest.

Festnahme inmitten eines Müll-Meeres auf der Zülpicher Straße. Diese Szene spielte sich am 11.11.2022 auf Kölns Partymeile ab.

Der 11.11. steht an – ist die Stadt und vor allem das Kwartier Latäng für den erwarteten riesengroßen Andrang am Samstag gewappnet? Der EXPRESS.de-Kommentar.

von Niklas Brühl (nb)

Der organisierte Kölner Karneval startet am Samstag in seine 201. Session. Schunkeln, lachen, bützen, sich kritisch und humoristisch mit gesellschaftlichen und (welt-)politischen Themen auseinandersetzen – das sind die Grundwerte des Karnevals.

Allerdings steht der 11.11. in Köln, der in diesem Jahr auf einen Samstag fällt, wohl vermehrt unter anderen Gesichtspunkten im öffentlichen Interesse.

Die Bilder aus dem Kwartier Latäng der vergangenen Jahre gingen viral: Junge Menschen, zumeist stark alkoholisiert, pinkeln überall hin, pfeffern ihre Glasflaschen achtlos auf die Straßen, beklettern Ampeln, Zäune oder Bushaltestellen oder schmeißen mobile Toiletten um, um sich einen Scherz zu erlauben.

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Diese Bilder sollen sich nicht wiederholen – aber ob das mit den Maßnahmen der Stadt überhaupt möglich ist – das erscheint kurz vor dem 11.11. zumindest zweifelhaft.

11.11. in Köln: Kampagne der Stadt wirkt verzweifelt

Mit der QR-Code-Kampagne, die rund um das Kwartier Latäng und in ganz Köln auf Werbetafeln zu finden ist, soll vor allem das junge „Zülpi“-Publikum angesprochen werden. Mit den Hashtags „gästeliste zülpicher“ oder „freibier“ wird man dazu gebracht, den QR-Code zu scannen.

Allerdings findet man auf der sich öffnenden Internetseite dann weder eine Gästeliste, in die man sich eintragen könnte, noch eine Anmeldung für kostenloses Bier. Skizziert wird ein fiktiver Ablauf, was die Jecken auf ihrem Weg zur Zülpicher Straße erleben.

In Jugendsprache gehalten, mit Memes gespickt – aber irgendwie nicht zielführend. Es hat etwas Oberlehrerhaftes mit erhobenem Zeigefinger, sich diesen Text durchzulesen – die Alten wollen den Jungen erklären, wie sie zu feiern haben.

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Der Ansatz ist vollkommen richtig, die Umsetzung jedoch nicht. Die Stadt hat die Kampagne unter anderem zusammen mit der bekannten Instagramseite „koelnistkool“ gestartet. Die Instagramseite, auf der in den vergangenen Jahren übrigens die Ampel-Kletterer, Wildpinkler und Bushaltestellen-Springer per Post oder Story einem großen Publikum präsentiert wurden.

11.11. in Köln: Stadt verpasst, jungen Menschen Alternativen anzubieten

Die jungen Menschen, die trotz der Kampagne auch in diesem Jahr am 11.11. wieder auf die Zülpicher Straße strömen werden, müssen abgeholt werden. Unter den Besucherinnen und Besuchern befinden sich zu einem großen Teil Minderjährige oder junge Erwachsene, denen während der Corona-Pandemie die Chance verwehrt blieb, den traditionellen und ursprünglichen Karneval überhaupt kennenzulernen.

Das Prinzip „umsonst und draußen“, mit dem viele junge Feiernde verfahren, muss in der Stadtverwaltung ankommen. Viele junge Menschen haben kein Geld für geschlossene Veranstaltungen, wollen ihren Tag so günstig wie möglich verbringen. Ihnen müssen mit dezentralen Angeboten Räume geschaffen werden, die sie davon abhalten, ausschließlich die Zülpicher Straße anzusteuern.

Das hat die Stadt verpasst und verlässt sich nun wieder einmal auf die beinahe bemitleidenswerten Security- und Ordnungsamts-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter, die die Menge an Feierwütigen im Kwartier Latäng in Schach halten müssen. Vorschläge gab es zuhauf, unter anderem am „Runden Tisch Karneval“, umgesetzt wurde wenig.

Zum Schluss sei jedoch nochmal betont: Die Kernaussage der Kampagne ist goldrichtig, die Feiernden müssen sich auch selber bewusst machen, dass das Hinterlassen eines wortwörtlichen Scherbenhaufens im Kwartier Latäng keine Option mehr sein darf. Der Sessionsauftakt ist kein verspätetes Ballermann-Closing!

Allerdings läuft man, wenn es einfach so gemacht wird wie in den vergangenen Jahren und die Zülpicher Straße weiterhin der Anlaufpunkt Nummer Eins bleibt – trotz mehr Kontrollen, Einsatzkräften und Kampagnen – mit einem Lächeln in die Kreissäge. Hoffen wir aufs Beste, Kölle Alaaf!