In Köln wird wieder um die Macht im Rathaus gepokert. Doch der Zoff um Posten und Projekte hat Tradition. Ein Blick auf die turbulenten Polit-Ehen der letzten 25 Jahre.
Kölscher Polit-KlüngelZoff und Verrat im Kölner Rat

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Steinfiguren zieren die Fassade des Kölner Rathauses.
Aktualisiert
Kaum zu glauben, aber vor 1999 gab es im Kölner Rathaus gar keine festen Bündnisse!
Damals war die Welt noch einfacher: Die SPD hatte fast immer das Sagen, die CDU hatte ein paar Sitze weniger. Die beiden großen Parteien teilten die wichtigen Posten unter sich auf – es galt: Wenn die CDU eine Amtsleitung besetzt, bestimmt die SPD die Stellvertretung. Ein Bündnis? Nicht nötig. Doch dann kamen die Grünen und alles wurde komplizierter.
Nach der Wahl 1999 wurde alles anders. CDU und FDP schmiedeten ein Bündnis, holten sich aber für ein „12-Punkte-Programm“ auch noch die Grünen mit ins Boot. Das große Ziel: Privatisierung! Doch die wurde sowohl der Vereinbarung mit den Grünen als auch dem Bündnis zum Verhängnis. Daran erinnert der „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Der Zoff eskalierte bei der GAG. Die CDU wollte die Wohnungsbaugesellschaft privatisieren – ein No-Go für die Grünen!
Im November 2001 kündigten sie die Zusammenarbeit auf. Ein gutes Jahr später, im Januar 2003, war auch das Bündnis mit der FDP am Ende, nachdem die Abstimmung zur GAG-Privatisierung im Rat krachend scheiterte. Im Februar stand ein neues schwarz-grünes Bündnis.
Doch die neue Liebe hielt nicht lange ohne Drama. Schon im November 2003 krachte es gewaltig wegen des geplanten LVR-Turms in Deutz. Am Ende gab es einen Kompromiss: Der Turm durfte gebaut werden, dafür blieb die Rennbahn grün. Der Frieden war gerettet – vorerst.
Nach der Wahl 2004 versuchten es CDU und SPD miteinander, doch die Koalition platzte schon nach einem Jahr wegen Streits um Posten. Die CDU verlor die Führungsrolle. Plötzlich taten sich Grüne und SPD zu einem „Kernbündnis“ zusammen, obwohl sie keine eigene Mehrheit hatten. Für die Oberbürgermeisterwahl 2009 unterstützten die Grünen den SPD-Mann Jürgen Roters.
Auch nach der Wahl 2014 ging es erstmal so weiter, doch dann kam der große Knall! Zur OB-Wahl 2015 wollte die SPD ihren eigenen Chef Jochen Ott durchdrücken. Damit hatten sie sich aber verzockt: Die Grünen liefen zur CDU über und machten die parteilose Henriette Reker zur gemeinsamen Kandidatin. Auch die FDP unterstütze Reker in ihrem ersten Wahlkampf.
Das Ergebnis: ein schwarz-grünes Bündnis, das später durch Volt erweitert wurde und erstaunliche zehn Jahre hielt. Doch heiße Eisen wie der Ausbau der Ost-West-Achse oder der Zoff um den FC-Ausbau im Grüngürtel wurden einfach ausgeklammert und mit anderen Mehrheiten entschieden. Jetzt, nach der Wahl im September, ist auch diese Kooperation Geschichte und das große Taktieren beginnt von vorn. (red)