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Frust wuchs ins UnermesslicheBittere Abrechnung bei Rekers letztem Amtstermin

Henriette Reker und Peter Jungen bei der Grundsteinlegung für den Erweiterungsbau des Wallraf-Richartz-Museums

Henriette Reker und Peter Jungen bei der Grundsteinlegung für den Erweiterungsbau des Wallraf-Richartz-Museums

Ein großer Tag für Kölns Kultur – und doch einer mit bitterem Beigeschmack. Bei der Grundsteinlegung für den Wallraf-Erweiterungsbau gab es eine knallharte Abrechnung mit der Stadt.

Was für eine Klatsche für die Stadtspitze! Peter Jungen, der Vorsitzende des Stifterrates, nahm am Dienstag bei der Grundsteinlegung für den Erweiterungsbau des Wallraf-Richartz-Museums kein Blatt vor den Mund.

Sein Vorwurf: „Manchmal hatte man den Eindruck, dass die Stadt es nie ernst gemeint hat mit ihrer Zusage.“ Das berichtet der „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Bumm! Diese Worte saßen. Denn das Projekt ist eine schier unendliche Geschichte. Bereits 2001 versprach die Stadt den Anbau. Der Grund: Der Schweizer Unternehmer Gérard Corboud und seine Frau Marisol hatten Köln ihre unfassbar wertvolle Sammlung impressionistischer Bilder als „ewige Dauerleihgabe“ überlassen. Mehr als 170 Meisterwerke von Künstlern wie Monet, Renoir, Cézanne und Gauguin.

Doch dann passierte jahrelang: nichts. Jungen erinnerte an die „Untätigkeit der Stadt Köln“. Erst als der Stifterrat selbst einen Architektenwettbewerb finanzierte, kam 2013 Bewegung in die Sache. Doch die Freude währte nur kurz.

Der Frust bei den Spendern und Spenderinnen wuchs ins Unermessliche. 2016 lehnte Gérard Corboud, der sich von der Stadt schlecht behandelt fühlte, sogar die Ehrenbürger-Würde ab. 2017 starb er mit 91 Jahren – ohne den Baustart erlebt zu haben. Seine Witwe Marisol drohte daraufhin, Bilder abzuziehen und machte 2019 die Drohung wahr.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker versuchte bei ihrem letzten Amtstermin, die Wogen zu glätten: „Wo andere Städte insbesondere bei der Kultur den Rotstift angesetzt haben, bauen wir ein Museum“, sagte sie. Der Bau werde das Zentrum „architektonisch und kulturell weiter aufwerten“.

Doch Jungen legte nach. Die Stadt sei nicht fähig, komplexe Bauvorhaben selbst zu stemmen und müsse „lernen, mit Geschenken umzugehen, sie zu würdigen, sie zu schützen und sie zu ehren“. Köln sei ohne seine großzügigen Sammlerinnen und Sammler sowie Stifterinnen und Stifter arm.

Nun soll es aber endlich schnell gehen. Die Fertigstellung ist für 2027 geplant, die große Eröffnung zusammen mit dem dann sanierten Haupthaus soll Mitte 2028 stattfinden. Der Neubau kostet die Stadt rund 129,7 Millionen Euro und schafft 1000 Quadratmeter neue Ausstellungsfläche. (red)