Nach der erlösenden Nachricht der Waffenruhe im Gazastreifen blickt Henriette Reker mit Sorge nach Köln und hofft auf ein Ende der Spannungen.
Gaza-WaffenruheReker mit emotionalem Appell aus Sorge um Köln

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Henriette Reker hofft, dass die Entschärfung des Konflikts nun auch zu einer Entspannung zwischen den Bevölkerungsgruppen in Köln führt.
Aufatmen nach einer schier endlosen Zeit der Angst! Am Montagmorgen (13. Oktober) kam die erlösende Nachricht: Die 20 noch lebenden Geiseln der Hamas sind frei, eine Waffenruhe ist besiegelt. Doch die Freude ist getrübt, denn die sterblichen Überreste der getöteten Geiseln werden nun an ihre Familien übergeben.
„Endlich schweigen die Waffen im Gazastreifen“, schreibt Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker in einem Facebook-Post am Montag (13. Oktober). Ihre Gedanken seien aber vor allem bei den Menschen, die nun einen furchtbaren Gang vor sich haben: die Überreste ihrer von der Hamas ermordeten Angehörigen in Empfang zu nehmen.
Doch Rekers Sorge gilt nicht nur dem Nahen Osten, der Konflikt hat auch in Köln tiefe Gräben gerissen. Die Oberbürgermeisterin, die sich in den letzten Tagen ihrer Amtszeit befindet, appelliert daher: „Ich hoffe zudem, dass die Entschärfung des Konflikts nun auch zu einer Entspannung zwischen den Bevölkerungsgruppen in Köln führt.“
Ein wichtiger Wunsch, denn die Realität sah zuletzt düster aus. Der Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hat auch in Köln eine Welle des Hasses ausgelöst. Der Verfassungsschutz für NRW meldete daraufhin einen schockierenden Anstieg antisemitischer Straftaten um 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Meist geht es um Volksverhetzung und Propaganda.
Die Vorfälle sind erschütternd: Im Kölner Amateurfußball kam es zu „massiven antisemitischen und gewalttätigen Übergriffen“ auf Spieler und Spielerinnen von TuS Makkabi Köln. Sie wurden beleidigt, angespuckt und sogar gewürgt.
Selbst vor Schulen macht der Hass nicht halt. Jugendliche sollen eine jüdische Mitschülerin aufs Übelste beschimpft haben. Sie solle die Religion wechseln und sich „vergasen gehen wie bei Hitler“. Ein Ladenbesitzer in der Stadt musste sich von einem Kunden anhören: „Mit dreckigen Juden spreche ich nicht.“
Auch in der Nachbarstadt Bonn zeigte sich der Hass: Im Stadtteil Vilich beschmierten Unbekannte einen Fahrradweg auf 1,5 Kilometern Länge mit antisemitischen Graffiti und Parolen wie „Besatzer raus aus Palästina und Deutschland“.
Für Henriette Reker ist dieser Appell für den Frieden in Köln einer ihrer letzten im Amt. Ihr Nachfolger Torsten Burmester übernimmt ab dem 1. November, nachdem er sich in der Stichwahl gegen die Grünen-Kandidatin Berivan Aymaz durchsetzen konnte. (red)