Seit 16 Jahren ist Bayenthal seine Heimat. Jetzt will Torsten Burmester von hier aus Köln erobern. Ein Rundgang durch sein Veedel.
„Manchmal wache ich nachts auf“So tickt OB-Kandidat Burmester privat

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OB-Kandidat Torsten Burmester am Pumpenwerk am Rhein
Aktualisiert
Kleider machen Leute? Für Torsten Burmester sind es die Schuhe, die ihn zum Oberbürgermeister machen sollen!
Keine gewöhnlichen Treter, sondern seine persönlichen Glücksbringer. Mit ihnen legte der SPD-Kandidat für die Kommunalwahl am 14. September im Wahlkampf täglich gut 15.000 Schritte zurück. Sie müssen halten – bis zur Stichwahl am 28. September. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ begleitete Burmester im August 2025 bei einem Veedelsrundgang.
Früher spielte Burmester in der Regionalliga Handball
Mit „Reiben und Rubbeln“, wie er sagt, hält er sie strahlend weiß. Die bunten Sohlen seiner Turnschuhe sind ein echter Hingucker, auch im Café Rotkehlchen, dem Startpunkt unseres Spaziergangs durch sein Veedel Bayenthal.
Ein anderer Gast spricht ihn an, er habe ganz ähnliche Schuhe. Burmester lächelt. Was der andere nicht ahnt: Es handelt sich um eine Sonderanfertigung für die deutsche Olympiamannschaft für Paris 2024.

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Torsten Burmester am Goltstein-Carré, im Hintergrund der alte Allianz-Wohnpark.
Die Schuhe sind ein Überbleibsel seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Obwohl die Trennung nach seinem überraschenden OB-Kandidaten-Outing unrühmlich war, scheint ihm seine Olympia-Reise in die französische Hauptstadt immer noch positive Energie zu geben.
Der frühere Regionalliga-Handballer will zwar keinen Olympiasieg, aber Oberbürgermeister der viertgrößten Stadt Deutschlands zu werden, wäre für ihn die Kirsche auf der Torte. Vielleicht einer Sachertorte, denn wie sich zeigt, hat Burmester eine Schwäche für österreichische Kulinarik.
Mit breiter Brust flaniert er über die Goltsteinstraße und grüßt jeden, der seinen Weg kreuzt. Ob allen klar ist, wer da läuft? Manchmal werde er schon als „Herr Oberbürgermeister“ angesprochen, beteuert Burmester.
In sein Wahlkampfbüro in Kalk, erzählt er, kommen oft Menschen und fragen: „Kannst du mir mal helfen?“, mit GEZ-Anträgen oder Schreiben vom Jobcenter. Und Burmester hilft.

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Im Radladen „Meister Max“ von Max von Alvensleben hat Torsten Burmester gern die Räder seiner Töchter reparieren lassen.
Weiter geht's, einmal Hallo sagen bei „Meister Max“, dem Radladen, wo er immer die Räder seiner Töchter reparieren ließ. Dann ein Stopp beim Veedels-Buchladen „Goltstein 78“. Vor 16 Jahren zogen Burmester und seine Frau wegen der Kinder aus der Südstadt nach Bayenthal.
Geboren wurde er in Uchte, Niedersachsen, als Sohn einer Näherin und eines Binnenschiffers. Später zog die Familie nach Remscheid. Sein Interesse für Politik weckte sein Deutsch- und Geschichtslehrer, der später Oberstadtdirektor wurde. Nach dem Abi trat Burmester in die SPD ein und kam 1986 für sein Sportstudium nach Köln.
Vor dem Feinkostladen „Seemann“ mit seinen österreichischen Spezialitäten kommt er ins Schwärmen.
Nächster Halt: das Goltstein-Carré. „Als wir hierhergezogen sind, war es nicht so modern“, erinnert sich Burmester. Heute ist der Platz ein modernes Zentrum des Viertels. Direkt daneben ragen die unsanierten Hochhäuser des einstigen Allianz-Wohnparks in den Himmel – eine offene Wunde im Veedel, deren Zukunft ungewiss ist. Man merkt, wie sehr Burmester dieses einstige Arbeiterviertel mit seinem Charme mag.
Am Rhein, am Pumpwerk an der Schönhauser Straße, genießt er den Blick, der bis ins Siebengebirge reicht. Der Fluss auf der einen Seite, sein Veedel auf der anderen und die Glücksbringer-Schuhe an den Füßen. Burmester strahlt Zuversicht aus, doch es gibt auch Momente des Zweifels. Er will so viel in Köln verändern.

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Bei „Il Gelato di Ferigio“ in Bayenthal gönnt sich Torsten Burmester gern mal ein Eis.
„Manchmal wache ich nachts auf und denke darüber nach, was ich als Erstes anpacken soll angesichts der vielen Probleme, von denen mir die Menschen in dieser Stadt berichten“, gesteht Burmester.
Seine Antwort an sich selbst: „Konzentrier dich auf drei, vier Sachen, die das Leben der Menschen spürbar verändern. Damit sie merken, dass sich etwas tut.“
Zurück in der Goltsteinstraße, bei einer Kugel Eis von „Il Gelato di Ferigo“, scheinen die Zweifel verflogen. Kurz durchatmen. Dann zieht Torsten Burmester flotten Schritts weiter. Seine Schuhe halten noch, auch wenn sie langsam Abnutzungsspuren zeigen. (red)