Eine traurige Nachricht für Köln und besonders für Lindenthal: Der kultige Spielwarenladen van Dillen am Lindenthalgürtel schließt für immer seine Türen. Nach 45 Jahren ist für Inhaber Dieter van Dillen (85) Schluss.
Kölner Kult-Laden schließt für immerDer allerletzte große Ausverkauf

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Das Spielwarengeschäft van Dillen, eines der ältesten Spielwarengeschäfte Kölns, wird schließen. Das Foto zeigt Inhaber Dieter van Dillen am 25. November 2025.
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Wer den Laden betritt, fühlt sich wie auf einer Zeitreise. Zwischen Blechspielzeug, Schaukelpferden, Steiff-Tieren und Kaufläden sind Generationen von Kindern groß geworden. Filmteams müssten eine solche Kulisse mühsam nachbauen, hier ist sie über Jahrzehnte gewachsen.
Doch jetzt hat der letzte Weihnachtsverkauf begonnen. Der 85-jährige Inhaber muss aus Altersgründen aufhören. Mit der Schließung verliert Köln nicht nur einen der ältesten Spielzeugläden, sondern auch einen begnadeten Geschichtenerzähler.
Dieter van Dillen erinnert sich gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ an einen kleinen Jungen, der unbedingt ein Schwert wollte. Die Mutter sagte strikt: „Keine Waffen.“
Doch als sie schon fast draußen waren, drehte sich der Junge um und sagte: „Ich will dich doch nur beschützen.“ Die gerührte Mutter gab sofort nach.
Van Dillen erinnert an goldene Zeiten
Van Dillen hat unzählige solcher Geschichten auf Lager. Wie die von dem Mann, der sich Hals über Kopf in die Miniaturausgabe des BMW-Silberpfeils (134 Euro) verliebte. „Das ist eine Alternative zum Bobbycar, aber eigentlich sind Erwachsene da viel schärfer drauf als die Kinder“, schmunzelt van Dillen.
Ein anderer, 60-jähriger Kunde entdeckte ganz aufgeregt das Fahrrad seiner Kindheit im Regal. „Er hat sogar draußen vor der Tür ein Foto damit gemacht“, erzählt der Ladenbesitzer. Doch die Freude währte nur kurz. Wenig später kam der Mann traurig zurück: „Wir haben nur eine kleine Wohnung, meine Frau möchte nicht, dass ich das Fahrrad kaufe. Ich hätte sie wohl nicht alle.“

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Klassisches Blechspielzeug gehört zum Sortiment.
Es gab auch goldene Zeiten, in denen die feine Lindenthaler Gesellschaft noch vom Chauffeur vorfahren ließ. Van Dillen erinnert sich: „Eine Dame meinte dann: Machen Sie die Preisschilder ab, wenn der Chauffeur sieht, wie teuer das Spielzeug ist, will er eine Gehaltserhöhung.“ Denn Qualität hatte ihren Preis. Eine Kinderküche aus Holz kostet 289 Euro. „Das ist schon eine Investition“, gibt van Dillen zu, aber sie sei eben auch wie ein richtiges Möbelstück verarbeitet.
Doch solche Ausgaben können oder wollen sich immer weniger Menschen leisten. Während die ersten 30 Jahre super liefen, wurden die letzten 15 Jahre durch Online-Konkurrenz und große Spielwarenhäuser immer härter. „Da laufen die Leute durch die Gänge und kaufen ein wie bei Ikea“, beschreibt er die Mentalität. Trotzdem machte Dieter van Dillen weiter, so beharrlich, wie er schon immer war.

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Dieter van Dillen gründete den Laden vor 45 Jahren ganz spontan. Im Vordergrund eine seiner Spezialitäten: eine Miniausgabe des BMW-Silberpfeils.
Schon als Kind bewies er unglaublichen Willen. Der gebürtige Lindenthaler erkrankte mit zwei an Kinderlähmung. Mit zwölf las er von einem Spezialisten und fuhr allein in die Klinik. Im Büro des Arztes erklärte er: „Mein Vater ist tot, meine Mutter muss arbeiten. Und außerdem bin ich ja der Kranke, den Sie sehen müssen.“ Der Professor operierte ihn mehrfach, vier Jahre musste van Dillen im Krankenhaus bleiben.
Danach machte er eine Lehre zum Uhrmacher, doch dann kamen die Quarzuhren und Uhrmacher und Uhrmacherinnen wurden kaum noch gebraucht. Er sattelte um, wurde Einzelhandelskaufmann und arbeitete 20 Jahre in einer Firma für Motorenteile. Eines Tages wollte er nur Rasierklingen in der Drogerie am Lindenthalgürtel kaufen. Der Drogist erzählte ihm, dass er aufhöre. Spontan entschied van Dillen: „Ich mache selbst ein Spielwarengeschäft auf.“ Er übernahm die alten Regale, auf deren Schubladen noch heute Kräuternamen stehen. (red)
Jetzt läuft der große Ausverkauf. Alles muss raus, Rabatte sollen Käufer und Käuferinnen anlocken. Wann genau die Tür für immer schließt, ist noch unklar. Ein Interessent für die Übernahme sprang wieder ab – von dem Geschäft könne man keine Familie ernähren, sagte er nach einem Blick in die Bilanzen.
Dieser Inhalt wurde mit Hilfe von KI erstellt.
