Ende nach 32 JahrenKölner Unternehmerin verliert durch Umbau ihr Lebenswerk

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Doris Moll in ihrem Kosmetikstudio in Köln-Höhenhaus, dem nach 32 Jahren das Aus droht.

von Adnan Akyüz (aa)

Köln – Die Supermärkte auf der Schäl Sick bieten immer mehr: In Höhenhaus wird bald der Rewe an der Berliner Straße umgebaut. Der Kölner Supermarkt-Riese hat kürzlich schon mehrere Filialen in der Umgebung erneuert. Auch die Konkurrenz zieht in dem Wettrüsten der Markt-Giganten mit. Für den aktuellen Rewe-Umbau muss aber eine langjährige Mieterin raus.

Ob Aldi, Lidl, Rewe, Penny oder Netto: In Höhenhaus, Dellbrück, Stammheim, Holweide und Mülheim wurden in den letzten Jahren nach und nach mehrere Supermärkte renoviert. Mit neuen Käse- und Fleischtheken, getrennten Getränkebereichen oder Pfandabgabestellen und etwa Umstellungen der Regale für das erweiterte Sortiment sollen für Kunden bessere und modernere Bedingungen geschaffen werden. Im Fachjargon reden die Profis von „Einkaufserlebnis“ und nachhaltigeren Konzepten für die Filialen.

Rewe in Köln-Höhenhaus: Umbau beginnt im Frühjahr 2021

Als nächstes ist der Rewe an der Berliner Straße in Höhenhaus dran. Dort soll der Umbau im Frühjahr 2021 beginnen. Rewe-Sprecherin Christiane Preisen erklärt das Vorhaben: „Die Maßnahmen beziehen sich zum einen auf das Interieur, aber auch auf zusätzliche Serviceleistungen und den Ausbau der Sortimente.“

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Dies sei ein üblicher Vorgang und diene dazu, „unsere Märkte zukunftsfähig aufzustellen“, so die Sprecherin. In Höhenhaus werde beispielsweise der Bereich der Leergutannahme und das Sortiment vergrößert. Vor allem das lokale Sortiment, also Produkte von landwirtschaftlichen Betrieben aus der direkten Umgebung.

Kölner Kosmetikerin Doris Moll erhält nach 32 Jahren Kündigung für ihr Studio

Die leidtragende dieses Umbaus ist die Kosmetikerin und Nageldesignerin Doris Moll. Sie ist seit 1988 Inhaberin des Kosmetikstudios und Untermieterin des Supermarktes.

Wegen des Umbaus hat sie nach 32 Jahren die Kündigung erhalten. Ende November soll sie raus.

Kölnerin Doris Moll gründete Kosmetikstudio als 18-Jährige

„Erst sollte es eine Mieterhöhung geben. Dann wurde davon Abstand genommen. Jetzt weiß ich, warum“, so die Unternehmerin, die als 18-Jährige ihr Geschäft mit Hilfe ihrer Mutter eröffnet hatte.

In ihrem Studio, in dem Sie auch medizinische Fußpflege und andere Leistungen anbietet, habe sie eigenen Angaben nach 95 Prozent Stammgäste. „Ich schaue mich schon um, aber hier in der Gegend gibt es nicht so viele passende Objekte. Ich wäre ja auch mit einem Container zufrieden, solange ich den Standort erhalten kann“, sagt sie.

Mehrere Gespräche mit Supermarkt hätten keinen Erfolg gebracht, so Moll.

Ihre Kunden halten indes zu der Kosmetikerin. Dutzende haben schon eine Petition, die in dem Laden aushängt, unterschrieben. Manche schlagen ihr leerstehende Gebäude vor. Viele bieten ihre Unterstützung an. Als eine langjährige Stammkundin erfährt, dass das Studio schließen soll, sagt sie: „Das sind aber keine guten Nachrichten. Ich folge dann der Doris, wohin sie geht.“

Die Inhaberin denkt auch an ihre zwei Mitarbeiter, aber auch an die vielen älteren Kunden, die neben dem Einkauf auch zu ihr kommen. „Mir wurde ein Geschäft in Sülz angeboten, aber da kommt doch keiner hin. Da müsste ich komplett von neu anfangen“, so die Kölner Unternehmerin.

Kölner Kosmetikstudio wegen Umbau nach 32 Jahren gekündigt

Aus Sicht von Rewe ist der Fall aber glasklar. Die Sprecherin erklärt: „Im Falle des Kosmetikstudios haben wir auf Grund dieser Umbaumaßnahmen von unserem gesetzeskonformen Recht Gebrauch gemacht, eine Kündigung auszusprechen. Wir haben Frau Moll einen alternativen Standort angeboten, welchen sie allerdings abgelehnt hat. Bis auf die bereits heute bestehende Bäckerei Heinemann wird es keine weiteren Untermieter geben.“

Kölner Unternehmerin Doris Moll gibt Hoffnung nicht auf

Eine Hoffnung habe die Kosmetikerin aber noch: „Vor acht oder neun Jahren gab es schon mal einen Umbau hier. Damals hatte es noch geklappt mit dem Mietvertrag und ich konnte bleiben. Hoffentlich passiert das jetzt auch. Wenn nicht, hoffe ich, dass ich noch bis Dezember bleiben kann, um wenigstens das Weihnachtsgeschäft mitzunehmen.“