Im Auftrag der StadtAgentur zahlt nicht: Kölner Streetworker warten auf ihr Geld

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Ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes im Gespräch mit jungen Leuten auf dem Brüsseler Platz. Das Foto wurde im Mai 2020 aufgenommen.

von Adnan Akyüz (aa)

Köln – Für die meisten Kölner Nachtschwärmer sind sie die Spielverderber. Für Anwohner diejenigen, die für Ruhe und Ordnung sorgen. Streetworker sprechen an Wochenenden an Party-Hotspots Feiernde an, um ihnen zu sagen: „Jetzt ist Schluss“. Der Dienstleister, der die Vermittler im Dienst der Stadt einsetzt, zahlt aber nicht. Mitarbeiter warten seit Monaten auf Geld für ihre Einsätze.

Swen Binder und sein Kollege Johannes Lohmann (22) sind nachts im Einsatz, wenn andere feiern. Etwa am Brüsseler Platz. Neben dem Ordnungsamt reden sie auf das vermehrt junge Publikum ein, um die Nachtruhe der Anwohner zu schützen. Kurz gesagt, heißt es oft: „Jetzt ist Ende, bitte verlasst den Platz“.

Swen Binder, Streetworker auf dem Brüsseler Platz in Köln: „Viele haben Verständnis“

Das klappt laut Swen Binder, der seit zwei Jahren nebenbei als Vermittler arbeitet, auch ganz gut. Er sagt: „Da die Kölner ein sehr nettes Völkchen sind, wird eigentlich zu 95 Prozent Folge geleistet nach kurzer oder längerer Ansprache. Viele haben auch Verständnis für uns und die Aktion an sich. Auch die Anwohner sind sehr zufrieden mit uns. So ist zumindest das Feedback unseres Teamleiters.“

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Stadt Köln bucht Streetworker für Brüsseler Platz über Dienstleister

Die beiden sind für den Personaldienstleister „Blank und Biehl“ mit Sitz in Hamburg tätig. Die Firma wirbt auf ihrer Internetseite mit einem Portfolio von über 38.000 Arbeitskräften. Von Messehostessen bis zum Weihnachtsmann-Service ist alles dabei. Die Stadt hat die Vermittler über diesen Dienstleister gebucht.

Kölner Streetworker warten auf knapp 1500 Euro Lohn

Doch bei Swen Binder und seinem Kollegen herrscht Frust. „Wir warten auf knapp 1500 Euro, die uns nicht ausgezahlt wurden“, sagt Binder. Konkret geht es um sieben Wochenenden seit Ende Mai, an denen sie am Brüsseler Platz eingesetzt worden sind. Der nächste Einsatz steht für die beiden am 4. September bevor.

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Swen Binder und Johannes Lohmann – hier in ihrer Freizeit – arbeiteten als Vermittler auf dem Brüsseler Platz.

Vor ein paar Tagen wurde das Geld für einen Einsatz gezahlt. Die Mitarbeiter haben eigenen Angaben mehrfach nachgefragt, wann sie ihr Geld bekommen werden. „Wir haben keine Antwort bekommen.“

Kölner Streetworker: Kein Geld wegen Streit mit Vorgesetztem?

An einem Wochenende im Juli haben die beiden Mitarbeiter ihren Dienst nach einem Streit mit einem Vorgesetzten abgebrochen. Ob es daran liegt? Swen Binder ist sich sicher: „Nein, das Geld für diesen Einsatz haben wir bekommen. Es fehlt das Geld für die vorherigen Einsätze.“

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Mitarbeiter des Kölner Ordnungsamts im Gespräch mit Feiernden. Das Foto wurde am 1. August 2020 in Köln aufgenommen.

Eine schriftliche Anfrage des EXPRESS wurde von Blank und Biehl nicht beantwortet. Und was sagt die Stadt dazu? An einer Zahlungsverspätung der Stadt liegt es laut Sprecher Robert Baumanns nicht.

Er erklärt: „Die Stadt Köln hat ihre Zahlungen an den Dienstleister pünktlich geleistet. Die Stadt Köln erwartet von ihren Vertragspartnern, dass diese sich rechtskonform verhalten. Die Stadt geht dem nun nach und hat daher mit dem Dienstleister Kontakt aufgenommen.“